Don Curry on Tour
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Don Curry in Dänemark

Veröffentlicht: 04.02.2017

Don Curry interessiert sich sehr für Geschichte. Alle politischen Gebilde, alle Traditionen, alle Religionen sind nicht zufällig entstanden. Sie verdanken sich bestimmten Situationen, bestimmten Persönlichkeiten, bestimmten Wendepunkten in einer Entwicklung. Bevor Don Curry sich auf Reisen begibt, versucht er stets, sich mit der Geschichte des betreffenden Landes zu beschäftigen. Indien stellt in dieser Hinsicht eine gewisse Herausforderung dar, da sich dieses Land erst seit relativ geringer Zeit als Einheit versteht und vorher nicht wirklich eine gemeinsame Geschichte besaß.

Vielen denken bei Indien vor allem an die lange Kolonialzeit, als der Subkontinent als Kronjuwel des Britischen Empires galt. Doch vor den Briten hatten sich längst die Portugiesen im Land festgesetzt und blieben sogar noch, als Großbritannien vor Gandhi kapituliert hatte. Aber auch die Franzosen und andere europäische Mächte träumten von einem Kolonialreich in Asien und bildeten ihre eigenen indischen Kolonien.

Bevor sich Don Curry aber diesem Thema widmen konnte, tauchte er ganz tief in einen früheren Teil indischer Geschichte ein: in die Zeit der mächtigen Chola-Könige Südindiens. Thanjavur hatte ihnen einst als Hauptstadt gedient und hier ließ Rajaraja I. den ersten großen Chola-Tempel errichten, den Brihadisvara-Tempel. Gestern am späten Nachmittag konnte Don Curry  bereits erste Eindrücke sammeln, heute musste er dieses beeindruckende Bauwerk unbedingt noch einmal im Morgenlicht erleben. Bei der Schuhabgabe wurde er quasi als Stammkunde begrüßt; der Schuhbewacher erinnerte sich sofort an ihn und teilte ihm sogar das gleiche Ablagefach wie gestern zu: Nr. 232. In der aufstrahlenden Sonne wirkten die verschiedenen Gebäude des Tempels tatsächlich noch einmal anders. Der große Nandi vor dem Eingang kam nun besser zur Geltung, auch der Hauptturm schien im helleren Licht insgesamt schlanker und leichter geworden zu ein.

Pilger am Brihadisvara-Tempel


Don Curry genoss diesen zweiten Besuch sehr, weil er nicht mehr aus touristischem Interesse die künstlerischen Höhepunkte der Tempelgestaltung suchen musste, sondern sich einfach der besonderen Stimmung dieses Heiligtums überlassen konnte und Zeit hatte, die pilgernden Hindus bei ihrem Tempelbesuch zu beobachten. Und er bekam Lust auf mehr, auf mehr Chola-Architektur.

Eine Stunde später konnte bereits der Parkplatz des nächsten Tempels angefahren werden. In der Seidenweberstadt Darasuram zählt der relativ kleine Airateswara-Tempel ebenfalls zum Weltkulturerbe der Chola-Tempel. Diese mächtige Dynastie im Südosten Indiens verherrlichte ihre Macht vor allem durch den Bau kunstvoller Tempelanlagen, die alles bisherige übertreffen sollten. Der Tempel von Darasuram stellt zwar das kleinste Exemplar dieser Kategorie dar, Don Curry empfand ihn aber als das schönste. Reichhaltiger Skulpturenschmuck bedeckte sowohl Äußeres als auch Inneres der Wände, sowie die zahlreichen Säulen. Anders als bei den bisherigen südindischen Tempeln fehlte den Tempeltürmen die bunte Bemalung. Ihre im Sonnenlicht goldfarbene Figurenpracht machte dennoch einen überragenden Eindruck. 

Airateswara-Tempel


Während Don Curry den Tempel ausgiebig bewunderte, organisierte Prince bereits den nächsten Teil des Programms: den Besuch bei einer familiären Seidenweberei. Dies erwies sich wirklich nicht als touristisch aufbereitete Wegelagerei, sondern bot einen echten Einblick in die harte und langwierige Arbeit der Seidenverarbeitung. Die Familie besitzt nur zwei Webstühle, an denen mit reiner Handarbeit und uralten Musterschablonen vor allem Seiden-Saris entstehen. Nach Begutachtung der Webarbeit präsentierte man Don Curry einige besonders schön gemusterte Saris. Doch auch dem Seidenweber war klar, dass Don Curry mit Sicherheit keinen Saris brauchen und kaufen würde; so zeigte er noch einige Seidenschals, die aus den gleichen Stoffen wie die Saris hergestellt werden. Bei den wirklich günstigen Erzeugerpreisen und dem sympathischen Handwerker konnte Don Curry einem Kauf nicht entsagen.

Seidenwebstuhl


Ebenfalls in der Nähe Darasurams liegt ein INDeco-Hotel, dessen Restaurant Prince für das Mittagessen empfahl. Tatsächlich erfreute sich Don Curry sehr an der großen Auswahl und der tadellosen Umsetzung der Speisen. Einzig ein sogenannter Waldrof-Salat erwies sich als linguistische wie kulinarische Verballhornung des amerikanischen Originals: er bestand aus einer Schicht kleingeschnittener Rohkostwürfel, selbstgemachter Mayonnaise ohne jede Würze als Deckschicht und ein paar Walnusssplitter als Dekoration. Der Erfinder im New Yorker Waldorf-Astoria würde wahrscheinlich im Grab rotieren, angesichts dieses missglückten Plagiats.

Lunch im tropischen Garten


Da gegen Ende seines Lunchs ein ganzer Reisebus Franzosen in das Restaurant einfiel, verzögerte sich der Aufenthalt ungemein, der bisher sehr aufmerksame Service zeigte sich plötzlich drastisch überfordert. So ging es erst spät nach Gangaikondacholapuram, eine Stadt, die der machtvolle Chola-König Rajendra I. gegründet hatte, nachdem er mit seinen Armeen bis zum Ganges vorgedrungen war, und von dort Unmengen des heiligen Gangeswassers mitgebracht hatte. Beim neuen Tempel fand das Wasser eine Bleibe. Leider zeigte sich dieser eigentlich eindrucksvolle Tempel mehr als Baustelle, denn als Heiligtum. Überall standen Gerüste und verdeckten wesentliche Teile des Figurenschmucks. 

Frisch restauriert...


So blieb Don Currys Besuch – auch zu Prince‘ Überraschung – recht kurz. Genauso knapp gestaltete sich seine Visite im ältesten Tempel von Kumbakonam; durch viele moderne und ziemlich kitschige Erweiterungen oder gar „Verbesserungen“ war vieles vom alten, kunstvollen Schmuck überdeckt. Don Curry zeigte sich ziemlich enttäuscht.

Nach soviel Erkundungen im indischen Mittelalter stand nun ein Zeitsprung an: mitten hinein in die Kolonialgeschichte des frühen 17. Jhdts. Nicht nur Briten, Franzosen, Niederländer wetteiferten damals um ein möglichst großes und einträgliches Kolonialreich, auch kleinere Nationen wollten ihr Glück versuchen. So landete 1620 sogar eine dänische Expedition in Südindien und mietete bei den Nayak-Königen von Thanjavur für gut 3000 Rupien monatlich ein kleines Fischerdorf: Tarangabadi, das sie selbst Tranquebar nannten. Eine mächtige dänische Festung sollte diese winzige Kolonie schützen, zugleich begann hier der Versuch, in Indien den Protestantismus zu etablieren. Aus diesem Grund entstand in Tranquebar sogar die erste Druckmaschine Indiens. 250 Jahre später gaben die Dänen ihr Kolonial-Experiment auf und überließen es den Briten. Zu jener Zeit errichtete die britische Zollbehörde eine Residenz für ihren obersten lokalen Beamten direkt am Strand. Dieses historische Gebäude sollte Don Curry heute als Unterkunft dienen -  ein herrlicher Holzbau im kolonialen Stil mit breiter Rundum-Veranda im ersten Stock. 

Das Zollverwalterhaus


Nur acht, allerdings sehr geräumige Zimmer bietet dieses kleine, feine Hotel, die allesamt nach dänischen Schiffes benannt sind. Don Curry hatte sich ein Zimmer mit Meerblick reserviert und genoss von seiner Verandaliege eine fantastische Aussicht auf die dänische Festung zur rechten Seite, einen alten Hindutempel zur linken Seite und das anbrandende Meer direkt vor ihm. Einzig das Restaurant enttäuschte ihn etwas, da es weder Bier noch Fisch servierte, sondern ausschließlich vegetarische Kost und nichtalkoholische Getränke. Dennoch blieb diese Nacht im ausladenden Himmelbett eines Historie ausatmenden Gebäudes ein unvergessliches Erlebnis. So kann Geschichte die Seiten eines Buches verlassen und wirklich greifbar, erlebbar werden....

Ein himmlisches Himmelbett




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