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Kroatien-Ungarn-Serbien oder von der Mur und der Drau zur Donau

Veröffentlicht: 28.05.2023

ICT - Tag 1 Legrad (HR) - Barcs (HU) 110 km flach

Bei strahlendem Sonnenschein  verlassen wir Legrad in südlicher Richtung unweit des Zusammenflusses von Mur und Drau. Den ganzen Tag fahren wir mit mehr oder weniger Abstand entlang der Drau, ein fast ereignisloser Tag durch zahlreiche kroatische Straßendörfer mit den typischen eingeschossigen Häusern und den gepflegten Wiesen bzw. Gärten. Die Drau bildet seit 1919 die Grenze zwischen Kroatien und Ungarn, ist hier wild und ungezähmt und wurde ähnlich dem Grünen Band in Deutschland unter Naturschutz gestellt. Da drei Viertel der Drau auf kroatischem Gebiet sind, führt der EuroVelo 13 in diesem Teil fast ausschließlich durch kroatisches Gebiet. Erst am Abend zum Übernachten wechseln wir auf die ungarische Seite nach Barcs. Das Gebiet als ehemalige Grenzregion ist weit abgeschieden - auf den gut asphaltierten Landstraßen begegnen uns vor allem Traktoren. Die Bauern winken uns zumeist freundlich zu, denn auch wenn hier der gut ausgeschilderte EV 13 durchführt, werden sie nicht häufig auf fremde Radfahrer treffen. Uns kommt an diesem Tag niemand entgegen. Was uns sehr stört und befremdet, ist der neu erbaute Grenzzaun auf ungarischer Seite. Was hat es gebraucht und wie froh waren die meisten Menschen, dass die Mauern und Zäune an den Grenzen in Europa fielen. Und nun hat Ungarn wieder einen langen Grenzzaun aus Angst vor Flüchtlingen gebaut, gegen alle Regeln. Und dabei waren 1956 viele Ungarn nach dem Ungarnaufstand auf der Flucht, woran uns im letzten Jahr das Denkmal an der Brücke von Andau erinnerte und nun ein Grenzstein, der auf die Flucht von 400 Soldaten hinweist. Nach 80 km passieren wir die Hängebrücke von Kriznica, die zur kroatischen Enklave führt. Erbaut wurde sie 1968, damit die jugoslawischen Soldaten sich schnell über die Drau zurückziehen konnten. 2017 wurde sie komplett renoviert als Übergang für Radler und Fußgänger, doch inzwischen ist sie offiziell gesperrt, was nach Augenschein niemanden wirklich interessiert. Man kann auch mit einer Fähre übersetzen. Wir bleiben auf der rechten Seite der Drau, die Landschaft bleibt unverändert. Die letzten 10 km fahren wir noch auf einer etwas stärker befahrenen Straße mit Gegenwind (nachdem der Wind die meiste Zeit heute unser Freund war) und erreichen über eine Draubrücke das Städtchen Barcs auf ungarischer Seite. Dort haben wir eine schöne Unterkunft am Stadtrand. 

ICT - Tag 2: Barcs (HU) - Donji Miholac (HR) 100 km flach

Nach der Übernachtung im ungarischen Barcs geht es über die Drau wieder auf die kroatische Seite, auf der wir den ganzen Tag über bis Donji Miholac bleiben. Wie schon gestern radeln wir durch lange Straßendörfer, in denen viele mit Rasenmähen beschäftigt sind. Die Grundstücke um die Häuser sind auch groß. Nach rund 30 km führt unsere Tour auf einen grob geschotterten Weg, der nahe an die Drau führt, die wir hinter den Bäumen aber nur selten zu sehen bekommen. Später können wir lange auf dem Damm fahren, auf dem wir auch gut vorankommen. Wie schon gestern begegnen uns außerhalb der Dörfer kaum Menschen. Auf einem schlecht befahrbaren Teil komme ich kurz ins Straucheln und lege mich mit meinem Rad hin - dies bleibt zum Glück ohne Konsequenzen. Auf dem Damm ist auch ein alter Wachturm, von dem man auf die Drau und die ungarische Seite schauen kann. Unterwegs hat man auch mit EU-Förderung schöne Rastplätze für Radelnde gebaut. Wer die wohl nützt? Für Dominique ist dies die optimale Gelegenheit, ihre Reifen mit dem passenden Druck zu versehen. Am Himmel braut sich am frühen Nachmittag ein Gewitter zusammen. Vor dem ersten Platzregen schaffen wir es gerade noch in ein Café, das erste seit Bracs. Dennoch müssen wir bei Regen weiterfahren. Kurz vor dem Tagesziel biegen wir auf einen „Radweg“ ab, der nach wenigen Kilometern, auch bedingt durch den Regen, kaum noch befahrbar ist. Als der Weg im hohen Gras kaum noch zu finden ist, kehren wir um ( an Jannik: tatsächlich kehren wir um). Ein guter Entschluss, denn zehn Minuten später öffnet der Himmel seine Schleusen, so dass wir eine Weile neben der Hauptstraße warten bevor wir die letzten Kilometer bis Donji Miholac in Angriff nehmen. Tropfnass kommen wir bei unserer Unterkunft an, doch nach einer Dusche und einem ersten Bier geht es uns wieder gut. 

ICT-Tag 3: Donji Miholac - Bezdan (SRB) 95 km

Heute machen wir eine Dreiländertour, fast wie daheim. Hier geht es von Kroatien nach Ungarn, zurück nach Kroatien und am Schluss nach Serbien. Von der Ortsmitte in Donji Miholac ist es nicht weit bis zur Drau und damit zur ungarischen Grenze. Die Drau ist nun für uns Geschichte, da sie nicht länger Grenzfluss ist sondern sich in Kroatien weiterhin ihren Weg sucht und bei Osijek in die Donau mündet. Wir werden demnach wieder auf sie treffen als Teil der Donau auf der Fähre bei Stara Palanka in einer Woche. Das ist aber Zukunftsmusik, doch wir treffen schon heute auf die Donau, allerdings erst am Abend. Auf ungarischer Seite ist der EV 13 neu und perfekt ausgebaut, so dass wir die ersten 25 km gut vorankommen. Aber wie so oft werden die Schilder weniger und die Wege schlechter - oder ist es umgekehrt. Nicht so schlimm, mit kleinen Umwegen finden wir zur Hauptroute zurück und genießen unterwegs noch Magyar Eber, ungarische Erdbeeren. Auf einer wenig befahrenen Straße kommen wir wieder nach Kroatien - wie gewohnt landwirtschaftlich geprägt mit langen Straßendörfern. In Beli Manastir, einer unattraktiven Kleinstadt ohne Charakter machen wir Pause bevor wir uns auf den Weg zur Donau machen. Vorbei an Mais- und Getreidefeldern sowie Weinbergen radeln wir Richtung Mahnmal von Batina, das sich oberhalb der Donau erhebt. Es erinnert an die Schlacht von Batina (1944), in der sowjetische und jugoslawische Verbände das Gebiet von deutschen Truppen befreiten. Kurz vorher treffen unser EV 13 und der EV 6 zusammen. Bevor wir die Donau überqueren können, müssen wir die Grenzkontrolle der Kroaten passieren. Wir verlassen Kroatien nun endgültig. In den letzten fünf Tagen waren wir im ländlichen und ursprünglichen Teil Kroatiens, wo die Menschen auf ihrem eigenen Fleckchen Erde häufig im Einklang mit der Natur leben. Sie haben ihr kleines Haus mit Wiese und Garten, den Kleinwagen vor der Tür und scheinen damit sehr zufrieden zu sein. Alles verläuft ruhig, und jeder neue Tag ist so ähnlich wie der vorherige. So war das auch für uns.Auf der anderen Seite der Donau gibt es vor der serbischen Grenzkontrolle eine längere Schlange, an der wir mit unseren Rädern vorbeifahren können und uns nach der Kontrolle der Ausweise auf den Weg zur Unterkunft nach Bezdan machen können. Der Ort ist alles andere als attraktiv, bietet aber eine schöne Unterkunft und ein gutes Restaurant direkt an einem Nebenarm der Donau. In dieser Naturoase am Wasser, bei üppiger Vegetation lassen wir den Tag bei Fisch und Bier gemütlich ausklingen.
Antworten (6)

Lothar
toll, wie schnell ihr wieder im FLOW seid.Jens Voigt(Vogde) würde sagen:" das ist schon beeindruckend"! Warum seid ihr nicht auf das Tandem umgestiegen?Der Schulranzen hätte symbolisch gepasst , Dominique hätte den ollen Reifen frische Luft verpasst. Und! " Der Zug hat keine Bremse" . Genau so scheint ihr ja schon wieder draufff zu sein....

Harald
Wir sind im FLOW: Harald voraus mit 26kmh und Ich hänge mich an, wenn es möglich ist. So lassen sich die Kilometer über weite Landschaften abradeln und die Gedanken schweifen…,

Lothar
Ja, Dominique, das ist bestimmt immer oder sehr oft "Kopfkino" pur !? Hoffe, Dir erscheinen in Deiner Mediathek nur schöne Filme . . . . Und heute Abend gibts ja auch noch ein leckeres Festessen: SZEGEDINER Gulasch !

Larissa
Lasst die Gedanken schweifen.. konzentriert Euch weiter auf die Strecke, zum Glück ist beim Sturz nichts passiert. Jetzt kommt hoffentlich das gute Wetter auch zu Euch. Gute Fahrt 😘

Jannik
War es denn das erste Mal, dass ihr JEMALS umgekehrt seid? 😄

Harald
An andere Male kann ich mich nicht erinnern.