Veröffentlicht: 23.08.2016
Es ist paradox. Wenn man auf der Terrasse sitzt und einfach nur aufs Meer schaut, scheint die Zeit stillzustehen. Trotzdem fliegen die Tage hier wieder nur so vorbei. Wir sind nun schon den fünften Tag auf dem Atoll und fragen uns einmal mehr, wo die Zeit geblieben ist.
Fakarava ist ähnlich angelegt wie Rangiroa, wirkt aber etwas moderner. Das liegt wahrscheinlich nicht zuletzt an der wesentlich intakteren Straße. Da kann man auch mal 60 km/h fahren, ohne dass sich alle paar Meter die Wirbelsäule meldet. Ansonsten sieht auch der Ortskern mit seinen zwei Kirchen relativ aufgeräumt aus.
Wir wohnen bei Dalia im Vaiama Village, etwa 6 km vom Ortskern entfernt. Dalia ist cool, obwohl sie weiß, dass wir kein französisch sprechen, versucht sie jeden Tag, uns in ein Gespräch zu verwickeln. Meistens geht die Konversation dann in Zeichensprache über, aber es funktioniert irgendwie. Sie ist eine Herbergsmutter, wie man sie sich wünscht. Wenn etwas nicht möglich scheint, versucht sie, es möglich zu machen. Und das Essen ist einfach ein Traum. Wir haben dieses Mal Halbpension genommen, weil uns das preislich günstig schien. Zum Frühstück gibt es immer frisches Baguette und Obst. Gefehlt hat uns immer etwas Wurst dazu, aber da haben wir uns selbst geholfen, der Shop ist ja nicht weit. Dank Gemeinschaftskühlschrank hält sich alles auch eine Weile. Zum Abendessen gibt es Fisch in allen Variationen und für Nicht-Fisch-Esser mal Omelette, Burger oder Kotelett, was den ein oder anderen neidischen Blick vom Nachbartisch zur Folge hat. Keine Gefahr also, wenn man sich gleich am ersten Abend mit der Köchin gutstellt :-) Dazu wird fast festlich eingedeckt, so dass man sich ohne Abendgarderobe manchmal etwas underdressed vorkommt, aber das stört hier wirklich keinen.
Unser Bungalow ist einfach, aber gemütlich und liebevoll eingerichtet. Das Beste ist die Aussicht vom Bett direkt aufs Meer. Es gibt doch nichts Schöneres, als morgens aufzuwachen und dieses unendliche Blau zu sehen. Es gibt hier so gut wie kein Ungeziefer, nur ein paar winzig kleine Ameisen nerven hin wieder.
An zwei Tagen waren wir wieder tauchen. Diesmal mit Kaina Plongeè, einer minimalistischen Basis, die von Vincent geführt wird. Drei Tauchgänge absolvierten wir im Garuae Pass im Norden (mit 1600m Breite der größte in Polynesien) und einen am Außenriff gleich daneben. Es gibt auch eine Tour zum Südpass, aber die haben wir uns geschenkt. Mehr als eine Stunde im Schlauchboot bei Wind und Wellen wären für den ein oder anderen von uns sicher zu viel des Guten gewesen.
Der Tauchgang am Außenriff war der gemütlichste von allen. Eine Stunde lang easy Fische gucken bei gemächlichem Tempo. Da war der Pass schon ein anderes Kaliber. Auf dem letzten Tauchgang erwischten wir eine heftige incoming current. Das heißt, das Wasser schießt mit einem irrwitzigen Tempo aus dem offenen Meer durch den Pass ins Atoll. Da muss man sich schon mal einen festen Punkt am Meeresboden suchen, um nicht weggeblasen zu werden. Dafür hat sich aber die Aussicht am Drop off gelohnt. Unzählige Haie, u.a. viele Graue Riffhaie, kreisten vor uns im Blau oder standen einfach nur stoisch in der Strömung, als würden sie den ganzen Tag nichts anderes tun, während es uns fast den Regler aus dem Mund gezogen hätte.
Nach zehn Minuten ging es dann mit der Drift im D-Zug-Tempo durch den Kanal, was ob des öfteren Auf-und-Ab in den kleineren Canyons auch zu kleineren Blessuren führte. Bremsen war fast unmöglich. Dabei kam man sich teilweise vor wie im Aquarium, denn der Fischreichtum ist wirklich bemerkenswert. Leider stehe ich mit meiner GoPro immer noch etwas auf Kriegsfuß, zumindest unter Wasser. Von den gefühlt 1000 Fotos, die ich geschossen habe, musste ich 95 % wieder löschen. Das Meiste war einfach nur blau. Aber ich habe ja noch Zeit zum Üben bis zu den Walen.
Morgen geht es zurück nach Papeete und dann weiter nach Moorea, der letzten polynesischen Insel auf unserem Plan. Ich glaube, wir werden unsere Terrasse vermissen.
Mauruuru roa (Vielen Dank), Vaiama Village.
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