Dibbeldabbeldour-Südsee-Teil 2
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22. - 28.04.2019 # Cook Islands, Aitutaki

Veröffentlicht: 01.05.2019

Über den kleinen Südsee-Traum Aitutaki hatten wir bisher viel Gutes gehört. So steigen wir am nächsten Morgen in eine kleine Saab 340 der Air Rarotonga, um uns selbst ein Bild zu machen.

Beim Anflug dann das erwartete bzw. erhoffte Bild. Eine wunderschöne grüne Atoll-Insel mit türkisfarbenem Wasser und langen Sandstränden liegt quasi zu unseren Füßen. Das sieht ja schonmal gut aus.

Das Gepäck aus dem Flieger kommt auf einem Wagen und wird per Selbstbedienung entladen. Clevererweise stürzen sich zuerst die drauf, deren Taschen oder Koffer ganz zuunterst liegen. Das ist doch irgendwie überall das Gleiche.

Abgeholt werden wir von einem älteren Insulaner mit einem Auto, dass mindestens halb so alt ist, wie er selbst. Den Namen verstehen wir leider nicht, vielleicht hat er ihn auch gar nicht erwähnt, als er uns die obligatorischen Blumenketten umlegt und uns herzlich willkommen heißt. So erfahren wir erst bei Ankunft an unserer Unterkunft, dass es unser Vermieter Rino höchstselbst war, der uns chauffiert und dabei das Tempolimit von 40 km/h noch nicht einmal annähernd ausgereizt hat.

Unser Büdchen in Rino’s Beach Bungalows ist nicht ganz so luxuriös wie das letzte auf Raro, sondern hat eher einen gewissen Bauwagen-Charme. Abgesehen davon ist er geräumig, mit dem Nötigsten ausgestattet und hat, ganz wichtig natürlich, einen schönen Blick aufs Meer. Da hatten wir schon die schlimmsten Befürchtungen, nachdem wir zwei Wochen zuvor eine Mail erhielten, nach der unser gebuchter Bungalow eine unerwartete Generalüberholung nötig hat und wir nach ‚Garden View‘ relocated wurden, wie es so unschön hieß. Doch damit können wir schlussendlich leben. Das Einzige, was etwas stört, ist die Tatsache, dass es ein Doppelbungalow ist, wo man sich spätestens auf der Terrasse die Privatsphäre mit dem Nachbarn teilt.

Obwohl Ostermontag ist, haben wir Glück, dass ein Laden in Gehdistanz geöffnet ist und wir uns mit ein paar Lebensmitteln eindecken können. Unterwegs passieren wir eine Sportanlage, auf der ein großes Volleyballturnier auf mindestens 6 Feldern im Gange ist. Fast die ganze Einwohnerschaft scheint hier versammelt zu sein und wer nicht aktiv beteiligt ist, hockt als Zuschauer irgendwo im Schatten oder bietet local food feil. So oder so scheint jeder mit Feuereifer dabei zu sein und wir hören später noch bis in die Dämmerung hinein von unserer Terrasse aus die Anfeuerungsrufe der Fangemeinde.

Da wir noch keinen fahrbaren Untersatz haben, nutzen wir das schöne Wetter, um die Gegend ein wenig kennenzulernen. Aitutaki hat ja nur einen Bruchteil der Fläche von Rarotonga, sodass man streng genommen die ganze Insel zu Fuß erkunden könnte. Verlaufen kann man sich dabei auch ohne Karte nicht wirklich. Das Town Centre haben wir in kurzer Zeit durch und gehen einfach auf gut Glück weiter. Einem Hinweisschild folgend wollen wir zum Piraki Lookout laufen. Leider stehen keine Angaben zur Entfernung darauf. So wird denn eine gut anderthalbstündige Wanderung in der prallen Sonne draus. An einer ziemlich steilen Steigung hält ein Auto neben uns und die Fahrerin fragt uns besorgt, ob denn alles in Ordnung wäre. Es ist hier wohl unüblich, sich ohne Not solchen Strapazen auszusetzen. :-)

Am nächsten Morgen bekommen wir ohne irgendwelchen bürokratischen Schnickschnack einen Roller zur Verfügung gestellt. Rino betreibt als zweites Standbein noch einen Fahrzeugverleih, was die Sache natürlich einfacher für uns macht. Das wir entgegen unserer Überlegung, etwas mehr für die Fitness zu tun, auf Fahrräder verzichtet haben, macht sich schon bezahlt, als wir auf die andere Seite der Insel fahren. In Höhe des Flughafens fährt man eine lange Gerade, auf der selbst unsere PS mit dem heftigen Gegenwind ihre Probleme haben. Zum Ausgleich erkunden wir den höchsten Punkt Aitutakis zu Fuß. Der Maunga Pu Summit ist immerhin 124 m hoch und wir geraten angesichts der Temperaturen doch gehörig ins Schwitzen dabei. Entschädigt wird man dafür mit einer grandiosen, nahezu vollständigen 360°- Aussicht über das ganze Atoll. Das ist wahrscheinlich so ein Ort, an dem die Fotos für einschlägige Urlaubskarten gemacht werden.

Dank unserer Motorisierung sind die touristischen Highlights schnell abgearbeitet. Ein Vorteil, wie sich noch zeigen sollte. Allerdings gibt es auch nicht allzu viele. Sabine von den Divers in Raro hatte uns schon vorgewarnt, dass es auf Aitutaki eigentlich nicht wirklich etwas zu tun gibt.

Endlich meldet sich auch Torua Joseph. Er betreibt mit seiner Frau Stephanie das kleines Kunsthandwerks-Geschäft T&S Artworx. Steph stellt Schmuck aus Perlen her, während er überwiegend Ukulelen baut, auch auf Bestellung. Anfang des Jahres hatte ich eine nach meinen Vorstellungen bei ihm geordert. Um die Details noch einmal abzusprechen, statten wir ihm einen Besuch ab. Ein ganz witziger Zeitgenosse. Aber er weiß auf alle Fälle, wovon er spricht. Bis Freitag soll das gute Stück fertig sein, na schauen wir mal.

Am Mittwoch ist vormittags noch einmal sonniges Wetter, fast das letzte Mal, bis wir wieder abreisen. Da am nächsten Tag schon wieder Feiertag ist (ANZAC-Day) klappern wir noch einmal verschiedene Shops nach Essbarem ab. Bei Rino haben wir nur Frühstück inklusive und das ist leider nicht sonderlich abwechslungsreich oder ergiebig. Die Shops haben teils überraschend gute Angebote, nur hat keiner ein komplettes Sortiment von den Sachen, die wir brauchen. Naja, wir haben eh nix anderes zu tun.

Etwas Kultur wollen wir natürlich auch noch mitnehmen. Beliebt sind wohl die, von verschiedenen Anbietern durchgeführten Lagoon Cruises, bei denen man den ganzen Vormittag kreuz und quer duch die Lagune geschippert wird, einige der kleinen, unbefahrbaren Inseln anfährt und ab und zu zum Schnorcheln abgeworfen wird. Das ist nicht ganz so unser Ding und angesichts des trüben Wetters verzichten wir gern darauf. Statt dessen buchen wir für den Donnerstag eine Cultural Tour, von der uns vorher keiner so genau sagen kann, was sie im Einzelnen beinhaltet.

Pünktlich um 9.00 Uhr werden wir von Enua Rio und seiner Schwester Lucy mit einem uralten Jeep abgeholt. Fahren müssen wir nicht weit, nach nicht einmal 5 Minuten biegen wir von der Straße ab und es geht für ein paar hundert Meter mitten durch die grüne Wildnis. Auf einer Lichtung sind ein paar Relikte aus der Vergangenheit ausgestellt, ob original oder nachgebaut ist nicht so wirklich zu erkennen. Das soll Schritt für Schritt ein Cultural Village werden. Während Enua mit spürbarer Begeisterung allerlei Interessantes zur Geschichte und Kultur der Cook Islands erzählt, klingt an, wie sehr er es bedauert, dass die alten Maori-Traditionen so langsam verschwinden. Er selbst wurde in Australien geboren und kam mit seiner Familie zurück, um seinen Beitrag zum Erhalt der Kultur zu leisten. Das macht er richtig gut und wir haben sehr viel Spaß an der ganzen Sache. Lucy hat inzwischen den Umu (Erdofen) angeheizt und da Kochen hier Männersache ist, bereite ich mit Enua unser Mittagessen vor. Soll heißen, wir decken die heißen Steine mit geschälten Stücken von Bananenstauden ab, um die Temperatur auf das erforderliche Maß zu senken und geben darauf Hähnchenteile und Obst. Anschließend wird das Ganze mit Palmwedeln und Decken abgedeckt, um eine Stunde vor sich hin zu köcheln. Diese Zeit nutzen wir, um ein paar uralte Zeremoniestätten zu besichtigen. Eigentlich sieht man nur ein paar unterschiedlich große Lavabrocken mitten im Dschungel, aber mit den detaillierten Beschreibungen Enuas kann man sich schon vorstellen, wie der Geburtsstein oder der Stein für Beschneidungen damals genutzt wurden. Dazu gibt es einen Erdofen von der Größe eines halben Tennisfeldes. Zu den Partys kam wohl seinerzeit die ganze Insel zusammen. Mittlerweile werden wir so von Mücken zerstochen, dass ich nur noch um mich schlage und Enua grinsend fragt, was ich denn für einen Tanz aufführe :-) Zurück am Ausgangsort wird der Erdofen wieder freigelegt und es duftet köstlich nach gebratenem bzw. geräuchertem Huhn. Und genau so schmeckt es auch. Die alten Insulaner wussten schon ganz gut zu leben. Nach gut drei Stunden bedankt sich Enua für unser Kommen und Interesse und nachdem wir ihm unsererseits für den äußerst vergnüglichen und lehrreichen Vormittag gedankt haben, verabschieden wir uns sehr herzlich voneinander.

Zwischenzeitlich hat es angefangen, stärker zu regnen und wir sind bis zum späten Nachmittag an den Bungalow gefesselt. Als es aufhört, ist uns langweilig und wir beschließen, noch eine kleine Spritztour mit dem Roller zu machen. Auf einem glitschigen, unbefestigten Weg entlang der Küste muß ich plötzlich scharf bremsen und obwohl wir nur sehr langsam unterwegs sind, zieht es uns augenblicklich das Hinterrad weg. Ich kann gerade noch Sch… rufen und rumms, liegen wir auf der Seite. Blöder Mist, blöder. Zum Glück hält sich der Schaden in Grenzen. Maike hat einen leicht angeschwollenen Knöchel und ich ein neues Tattoo. Später kommen noch Schmerzen in der Schulter dazu, aber alles halb so wild. Mit etwas Eis, Desinfektionsspray und Bepanthen-Salbe ist alles schnell versorgt. Dem Roller ist übrigens überhaupt nichts passiert und Rino winkt nur müde lächelnd ab, als ich ihm den kleinen Ausrutscher beichte.

Trotz des Schrecks wollen wir am Abend zur Island Night in ein 10min entferntes Resort, die ganz gut sein soll. Nachdem wir dort erfahren, dass es keine freien Plätze mehr gibt, sind wir zuerst enttäuscht. Als allerdings kurz nach unserer Rückkehr aufs Büdchen der Himmel seine Schleusen öffnet, sind wir ganz froh. Das hätte uns voll erwischt. Es regnet den ganzen nächsten Tag über mal stärker und mal schwächer, so dass wir die Zeit zum Wundenlecken nutzen. Ein Pärchen aus Köln, dass am Abend vorher von Rarotonga angereist war, macht an dem Tag den Lagunen Cruise. Als sie am Nachmittag völlig durchnässt wiederkommen, haben sie sich zu allem Pech noch aus ihrem Bungalow ausgesperrt und müssen über eine Stunde warten, bis Rino auftaucht, der glücklicherweise auch hier wohnt. Das Office ist ja nur bis Mittag besetzt.

Trotz Regen laufen wir am Nachmittag noch einmal ins Town Centre. Dort läuft ein Rugby Match zwischen den Teams aus Rarotonga und Aitutaki. Muß ziemlich hoch angebunden sein, denn sogar das regionale Fernsehen ist vor Ort. Als wir ankommen, herrscht schon Volksfeststimmung. Rugby ist ja so etwas wie der Nationalsport hier und obwohl wir die Regeln nicht in Gänze überblicken, schauen wir uns von Zeit zu Zeit gern mal ein Spiel live an. Das Feld ist dicht gesäumt mit Zuschauern und wer keinen Platz auf einer der Bänke findet, nutzt auch schon mal eine Kokosnuss als Sitzgelegenheit. Die ganz Glücklichen haben sich mit ihren Autos einen Platz mit guter Sicht ergattert und verfolgen das Spiel sogar im Trockenen. Die Aitutaker sind gute Gastgeber und überlassen den Gästen nach einem harten aber fairen Match den Sieg.

Der Samstag wird entgegen den Vorhersagen nicht so verregnet wie befürchtet. So nutzen wir die Zeit, um noch ein wenig über die Insel zu cruisen. Gegen 15.00 Uhr sind wir mit dem Ukulelen-Schnitzer verabredet. Das gute Stück war natürlich nicht wie vereinbart gestern schon fertig, die 6 Lagen Polyurethan zum Versiegeln sind auf Grund des feuchten Wetters nicht ganz so schnell getrocknet wie geplant. Als wir ankommen, bemerkt Torua noch einen Fehler im Klang. So will er mir die Uke auf keinen Fall übergeben. Das gefällt mir und ich bin damit einverstanden, dass er sie mir am Abend vorbei bringt. Schön ist sie wirklich geworden und vor allem ein Unikat. Nun muß ich nur noch spielen lernen, damit daraus kein teurer Wandschmuck wird :-)

Am Sonntag ist die Woche auf Aitutaki auch schon um und es heißt wieder einmal Sachen packen. Ich bin etwas besorgt, weil ich für die Ukulele in Neuseeland nur ein Softcase bekommen hatte. Sie sieht aber recht robust aus und mit Luftpolsterfolie sowie diversen Kleidungsstücken umwickelt als Handgepäck im Flieger transportiert, sollte sie schon unbeschadet davon kommen. Mit einer etwas anderen Packweise bekommen wir meine Reglertasche in meinem Koffer verstaut und bin dadurch immer noch mit nur zwei Stücken Handgepäck unterwegs, ohne das Limit von 23kg für das aufgegebene Gepäck zu sprengen. Das sollte also keine Probleme geben.

Rino bringt uns gegen Mittag zum Flughafen. 12.35 Uhr soll der Flieger nach Raro gehen. Wir hoffen, dass es dabei bleibt, weil wir nur zwei Stunden zum Umsteigen haben. Ich frage lieber noch einmal nach, ob alles on time sein wird. ‚Sure, no worries‘ lautet die beruhigende Antwort. So kommt es auch und wir sitzen pünktlich im Air New Zealand-Dreamliner, der uns nach Auckland bringt. Schön war es wieder auf den Cookies. Und wer weiß, vielleicht noch nicht das letzte Mal. Aber nun wartet Samoa.

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