Dibbeldabbeldour-Südsee-Teil 2
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16.-23.05.2019 # Vanuatu, Port Vila/Efate

Veröffentlicht: 26.05.2019

Die Zeit bis zum Abflug nach Vanuatu bekommen wir dann doch ganz gut rum. In der Lobby des ‚Tropic of Capricorn‘ gibt es eine gemütliche Sitzecke mit riesigen Ledersesseln. Dort lassen wir uns bis zum frühen Nachmittag nieder und ich nutze die Zeit zum Schreiben, während Maike den Akku von ihrem Tolino langsam leer liest.

Am Flughafen angekommen, können wir sofort einchecken und werden zu unserer Freude gleich zur Lounge gebeten. Angesichts der bequemen Sitzmöbel und des reichhaltigen Buffets nehmen wir es auch relativ gelassen, als später erneut ein ‚delayed‘ neben unserer Flugnummer auf der Anzeigentafel erscheint. Hier kann man es auch einmal länger aushalten. Schließlich geht es doch irgendwann los. Nicht ganz so gemütlich wie erwartet, da die kleine ATR-Maschine kein wirkliches Business-Abteil hat und wir etwas beengt sitzen, dafür gibt es wieder ein leckeres Essen und ein Filmchen auf dem Tablet. Kleine Mogelpackung also, aber wir wollen uns ja gar nicht erst daran gewöhnen.

Die Einreise am Bauerfield Airport geht recht flott vonstatten und die freundlichen Beamten am Immigration-Schalter grüßen sogar auf Deutsch. Dann sind wir also zum zweiten Mal in Vanuatu, dem Pazifikstaat mit den um die 80 Inseln, der vor reichlich vier Jahren einer gigantischen Naturkatastrophe in Form des Zyklons ‚Pam‘ ausgesetzt war. Rund 90 Prozent der Gebäude sind damals allein in der Hauptstadt Port Vila zerstört worden. Dank umfangreicher internationaler Hilfe konnte vieles relativ schnell wieder aufgebaut werden und so präsentierte sich die Stadt bei unserem ersten Aufenthalt, ca. anderthalb Jahre nach dem Sturm schon wieder recht intakt und modern. Nachdem wir 2016 nur eine Übernachtung zwischen zwei Flügen auf Efate hatten, weil unser Schwerpunkt auf der Insel Espiritu Santo und dem Tauchen am Wrack der ‚Coolidge‘ lag, bleiben wir diesmal eine ganze Woche in Port Vila.

Auf dem Weg in die Stadt nehmen wir noch ein deutsches Pärchen mit und verschaffen dem Taxifahrer so ein kleines Extraeinkommen für die 500 m Umweg, bevor wir im ‚Moorings Hotel‘ einchecken. Das liegt direkt an der Port Vila Bay in guter Gehdistanz zum Stadtzentrum. Unser Reihenbungalow an der Waterfront ist zwar ausreichend groß, hat aber so gut wie keine Ablageflächen. Naja, auf eine Woche mehr oder weniger aus dem Koffer leben kommt es nun auch nicht mehr an.

Port Vila verfügt über eine blühende Tourismus-Industrie mit zahlreichen Angeboten an unterschiedlichsten Betätigungen. So ist uns nicht bange, dass wir Langeweile schieben werden und wir gehen es ruhig an. Als wir einen ersten Gang ins Städtchen machen, stellen wir fest, dass sich seit unserem ersten Aufenthalt auf den ersten Blick kaum etwas verändert hat. In den Au Bon Marchè-Märkten kann man ganz gut einkaufen und bekommt dort auch ordentliche Wurst, wenn mal Not am Manne ist.

Die Vanuater selbst zeigen nach wie vor ihren Nationalstolz bei allen Gelegenheiten, ohne dass es aufdringlich wirkt. Fast jeder hat irgendetwas in den Landesfarben bei oder an sich. Und natürlich wird man auch hier aller Nase lang im Vorbeigehen gegrüßt.

Eine kleine Aufregung gibt es, als wir an einem ATM Bares holen wollen. Geld gibt es keines, dafür bleibt Maikes Visa-Karte im Automaten, ohne dass wir eine Chance haben, sie wieder heraus zu bekommen. Na toll. Bevor Panik um sich greift, laufe ich zur nächsten Bankfiliale, während Maike den Wächter vor Ort macht. Ich muss zum Glück nicht lange anstehen, bis sich jemand meiner annimmt und mir verspricht, dass in 30 Minuten jemand am fraglichen ATM sein wird, der die Karte wieder heraus operieren kann. Und siehe da, wir haben unser kühles ‚Tusker‘, das wir uns auf den Schreck in der benachbarten Brauerei-Kneipe gönnen, noch nicht mal halb leer, da erscheint auch schon eine Delegation der Bank. Zum Einen, um unsere Karte zu befreien und zum Anderen, um bei der Gelegenheit gleich frisch Gedrucktes aufzufüllen. Zwei Minuten später hat Maike sich ausgewiesen und ihre Visa zurück. Einer der Angestellten meint, so etwas passiert von Zeit zu Zeit, wenn die Karte nicht ganz eben ist. Nicht auszudenken, wenn heute Sonntag und Abflugtag gewesen wäre.

Im ‚Moorings‘ gibt es am Abend ein Kulturprogramm. Eine lokale Band spielt auf teils traditionellen, teils modernen Instrumenten die unterschiedlichsten Stücke. Großartig zum Beispiel die Drums aus Bambusrohren oder aus Glasflaschen. Dazu gibt es ein paar witzig vorgetragene Ausführungen zur Lebensweise der locals bis hin zu ‚wie schäle ich eine Kokosnuss mit den Zähnen‘ sowie interaktive Tanzeinlagen, bei denen wir auch mit ran müssen. Leider hat da keiner fotografiert. :-) Während der anschließenden Fotosession kann ich ein paar der Instrumente ausprobieren. Die Jungs sind sehr aufgeschlossen und zeigen voller Stolz noch ein paar Tricks. Als sie zum Schluss noch zum Tanz aufspielen, lassen sie sich sogar zu einer Zugabe hinreißen. Ein schöner Abend.

Von den vielen Angeboten an Ausflügen und sonstigen Aktivitäten haben wir uns für eine Tree Top Tour bei Vanuatu Jungle Zipline entschieden. Seilbahnen und -Brücken in Baumkronen klingt spannend und so warten wir voller Vorfreude auf unseren Abholer. Der uns natürlich vergisst. Na klar, ein unvermeidlicher Kreuzfahrer hat die Insel mit überwiegend chinesischen Touristen geflutet und alle sind unheimlich busy, um etwas vom Jackpot abzubekommen. Eine halbe Stunde nach der vereinbarten Zeit ruft jemand von der Rezeption beim Veranstalter an und wir bekommen schließlich doch noch unseren Transport. Auf einem Hügel etwas außerhalb von Port Vila werden wir von Amanda und Mike mit Gurtzeug, Helm und Handschuhen ausgestattet. Die beiden haben das Unternehmen vor mehr als zehn Jahren gegründet und wissen genau, wovon sie reden.

Wir sind die letzten in der Vormittagsgruppe, als Mike uns zu einem vielleicht 30 m hohen Turm aus Stahlrohren bringt. Auf halber Höhe stellen wir uns hinter einer Gruppe Chinesen an. Das erfordert naturgemäß etwas Geduld, weil meist kaum jemand englisch spricht und der Chinese an sich sowieso nur äußerst widerwillig irgendwelchen Anweisungen lauscht. Überholen geht leider nicht, weil jeder bis zum Ende des Trips in ein durchgehenden Sicherungsseil eingeclipt ist. Schließlich sind wir doch dran. Die erste Seilrutsche ist die kürzeste von allen und die Plattform gegenüber im Baum gut zu sehen. Trotzdem ist es beim ersten Mal ein komisches Gefühl, als die Rutsche Fahrt aufnimmt und man keinen Boden unter den Füßen hat. Aber es macht von Mal zu Mal mehr Spaß. Die Fahrten werden länger, man muss nicht mehr selbst bremsen und hängt dafür immer routinierter im Gurt, ohne sich krampfhaft festzuhalten. Zwischenzeitlich geht es auch mal über wacklige Hängebrücken. Nichts für Leute mit Höhenangst, denn wir sind dabei bestimmt 30-40m über dem Boden. Als es am Seil dann noch zweimal über eine Schlucht geht, sogar noch höher. Trotz der langen Wartezeit vor jedem Rutsch ist die Zeit viel zu schnell rum. Das hat mal so richtig Spass gemacht.

Tauchen gehen wir auch mal wieder, Zeit wird es auch. Mit ‚Big Blue‘ machen wir zwei Vormittags-Tauchgänge zu den Wracks der ‚Semele Federsen‘ und der ‚Konanda‘. Beides schöne Spots, die man gut und gerne mehrmals besuchen kann, ohne dass es langweilig wird. Die Guides machen einen recht professionellen Eindruck und sind ansonsten sehr entspannt. Mit an Bord ist auch Peter aus der Nähe von Köln. Er ist mit seiner Frau Jule und den drei Kindern schon seit Juli letzten Jahres auf Tour und wird noch bis zum Sommer unterwegs sein. Ein sehr angenehmer Zeitgenosse, schade, dass sich unsere Wege gleich wieder trennen. Als wir hören, dass seine nächste Station Samoa sein soll, legen wir ihm natürlich Savaii ans Herz. Mal schauen, ob er auf uns hört.

Für den nächsten Tag haben wir uns gleich noch einmal eingeschrieben. Das erledigt sich allerdings, als ich beschließe, mal wieder einen Medizinmann aufzusuchen. Ein kleiner, unscheinbarer Pickel am Oberarm hat sich entzündet und schickt sich an, gefühlt auf Golfballgröße zu wachsen. Zum Glück gibt es in Port Vila eine gescheite Praxis mit australischen Ärzten. Wir sind pünktlich zur Öffnungszeit dort und werden zunächst vertröstet, weil kein Doktor available wäre. Gut, gehen wir erstmal um die Ecke, ein zweites Frühstück einnehmen. Zwei Stunden später darf ich mich bei Doktor Tina vorstellen. Sie fackelt nicht lange und verschreibt mir etwas, um die Entzündung zu stoppen. Nach 5 Minuten bin ich wieder draußen und angenehmerweise nur unwesentlich ärmer.

Am letzten Tag auf Efate mieten wir uns bei Europcar noch einmal ein Auto. Wir wollen die Insel umrunden und uns dabei natürlich noch das Ein oder Andere anschauen. Der australische Chef der Filiale gibt uns noch ein paar Tipps mit auf den Weg, so dass wir uns entgegen unseres Planes für eine Umrundung entgegen dem Uhrzeigersinn entscheiden. Das Fahren ist größtenteils ganz angenehm. Allerdings muss man ständig mit Schlaglöchern enormen Ausmaßes rechnen und die locals fahren hier auch längst nicht so zurückhaltend wie die auf Samoa beispielsweise.

Den ersten Stopp machen wir am Rentapao Wasserfall. Diesmal nutzt Maike die Chance auf Abkühlung und dreht eine Runde, während ich dankend verzichte. Ewa, die sich als Guide vorstellt und uns ein paar Minuten Gesellschaft leistet, erzählt uns, dass beide Seiten des Flusses von verschiedenen Eigentümern bewirtschaftet werden. Jeder schaut dabei eifersüchtig darauf, dass kein Kunde der anderen Seite auf ‚seine‘ Seite kommt. Als wir zurück am Einlass sind, hat uns die französische Bewirtschafterin eine Obstplatte zur Erfrischung zurecht gemacht. Feiner Zug das.

Eigentlich wollen wir an der Blue Lagoon haltmachen. Aber da wir dort auch wieder Eintritt bezahlen sollen, ohne zu wissen, was uns erwartet, lassen wir das. Überhaupt ist es gar nicht so einfach, ein Stück Strand zu finden, wo man einfach mal anhalten und ins Wasser springen kann. Meist stehen an solchen Stellen Schilder, auf denen der vermeintliche Eigentümer seine Preise verkündet. Sogar fürs Fotografieren wollen sie in der Regel Cash sehen. Um niemanden zu verprellen, machen wir einfach am Straßenrand Rast. Der Rest von unserer Leberpastete muss alle werden und so haben wir uns vor der Abfahrt noch ein Baguette beim besten Bäcker der Stadt geholt.

Später halten wir kurz entschlossen an den Nasinu Hot Springs. Dort gibt es Pools mit verschiedenen Temperaturen von heiß bis ganz heiß und einen Mud-Pool. Obwohl es sich wahrscheinlich reichlich bekloppt anhört, sich bei knapp 30 Grad Außentemperatur in heißes Wasser zu setzen, ist es doch sehr angenehm. Und im Matsch kommt natürlich der kleine Junge wieder zum Vorschein. :-)

Zurück auf der Piste dann noch eine Schrecksekunde. Wie aus dem Nichts erscheint aus dem Schatten über der Straße so ein Buckel zur Geschwindigkeitsbegrenzung, unmarkiert und nahezu unsichtbar. Wir sind nicht allzu schnell, trotzdem hämmert es gewaltig, als wir darüber fahren und ich fürchte für einen Moment, dass uns die Stoßdämpfer um die Ohren fliegen. Doch die Kiste ist robust und bleibt unbeschadet.

Nachdem wir den letzten Aussichtspunkt vor Port Vila verpassen (wir haben nur eine Karte, wie man sie in der fünften Klasse zum Geo-Unterricht verwendet), sind wir früher als geplant wieder in der Stadt. Efate ist eben doch nicht so groß. Aber schön und interessant auf jeden Fall, so dass wir keine Minute bereuen, hier zu sein. Bleibt zu hoffen, dass aus Port Vila angesichts der vielen boomenden Bars nicht irgendwann eine Art Ballermann wird.

So langsam neigt sich unsere Zeit in der Südsee dem Ende zu. Nach Vanutu geht es noch für zwei Tage nach Neukaledonien, bevor wir über Sydney und Kuala Lumpur nach Jakarta fliegen.

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#vanuatu#port