Deutschland-Kaukasus 2022 mit dem VW T3
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Tag 11 Türkei - Fahrt nach Georgien - Batumi

Veröffentlicht: 07.06.2022

So, der heutige Tag begann kurz nach 07:00 Uhr mit Schrauberei vor dem Hotel in Samsun...Um die Temperaturprobleme der letzten Tage zu minimieren, hab ich das Kühlwasserthermostat ausgebaut und zum Auffangen des Wassers meinen eigens aus der Heimat importieren Kühlschrankbehälter untergestellt...Sollte ja eigentlich kein Ding sein.

In der Theorie läuft sowas so: Zwei Schrauben ab, Flansch kurz gelupft, Thermostat rausgezogen, halber Liter Wasser weggelaufen und fachgerecht aufgefangen und dann schnell wieder Flansch drangehalten und festgeschraubt. Und dann das bissel Wasser gleich wieder oben aufgefüllt, fertsch.

In der Praxis läuft das grob ähnlich, nur dass nach dem Lupfen des Flansches die Dichtung mit rausfliegt und bis die wieder an der passenden Stelle ist, sind Unmengen Wasser weggelaufen. Das Wasser läuft übrigens zu großen Teilen an dem eigens dafür aufgestellten Behälter vorbei, klar irgendwie. Also gleich mal noch die Straße gewischt. Jetzt weiß ich gleich, warum man mir in der Kirchenmission in Nordmazedonien eine Industriepackung Küchenkrepp mitgegeben hat und sich davon nicht abbringen ließ. Irgendwann ergibt alles einen Sinn...

Naja, damit war tatsächlich das Temperaturproblem Geschichte, hätte ich schon Tage eher machen sollen. Nächstes Mal...

Gefühlt läuft er auch wieder halbwegs normal, hab aber bei der gemütlichen Schleicherei an der Küste auch keine wirkliche Leistung gebraucht.

Bei einem Zwischenstop stellte sich aber heraus, dass der Motor verstärkt Öl am Peilstab und der Einfüllöffnung rausdrückt. Ist nicht mehr nur ein Tropfen am Tag, auch der Ölverbrauch ist in den letzten Tagen messbar gestiegen. Kein gutes Zeichen...

Also wurde dem Einfüllrohr gleich noch ein Kleckerlätzchen und dem Peilstab ein Auffangbehälter gesponsert, funktioniert erstmal super und hat zwei Vorteile.  Der Ölaustritt ist messbar und man verschweinert nicht die Umwelt...

Ansonsten ging es heute gut voran, die Hauptverkehrsstraße von Samsun nach Georgien verläuft meist an der Küste und damit recht eben. Die Straßen sind meist dreispurig, man schwimmt mit 70/80 recht gut mit, so kommt man gut vorwärts.

Nebenher haben wir den verloren geglaubten Zwilling des Reisemobils getroffen, auch an ihm sind die Jahre nicht spurlos vorbeigegangen.

Irgendwann haben wir mal an einer Tankstelle gehalten. Hier fiel mir auf, dass der Tankwart ein exzellentes Englisch spricht. Das ist in der Türkei sehr selten, meist ist null Fremdsprachenkenntnis in der Bevölkerung vorhanden. Da hab ich ihn einfach mal darauf angesprochen. Er ist eigentlich Lehrer für Grammatik. Auf Grund von politischen Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und der Regierung hat er Berufsverbot und muss sich daher als Tankwart den Lebensunterhalt verdienen. Irgendwie war seine Meinung zur Weltpolitik der meinen recht nah, und ich würde mich mal nicht als völligen Extremisten bezeichnen. Komische Welt, das mit dieser Meinungsfreiheit scheint hier nicht zu gelten. Aber sowas hab ich von diesem Land auch schon von anderer Seite gehört.

Gegen Abend sind wir dann der georgischen Grenze näher gekommen. Über viele viele Kilometer standen hunderte von Lkw mit kasachischen, türkischen, georgischen, aserbaidschanischen, russischen, ukrainischen und sonstigen mir unbekannten Kennzeichen und warteten auf den Grenzübertritt. Keine Ahnung, wieviele Tage das wohl dauern mag bis man als Trucker rüberdarf.

An der Grenze angekommen wollte zuerst der türkische Zöllner ("CÜMRÜK" steht auf den dunkelgrünen Shirts, ich kann es nicht mehr sehen) meinen amerikanischen Mitfahrer dazu nötigen, zu Fuß ohne Gepäck über die Grenze zu gehen und auf mich hinter der Grenze zu warten. Als mein Mitfahrer aber darauf bestand, seinen riesigen Rucksack mitzunehmen (man weiß ja nie), ließ er von seinem Vorhaben ab. Ansonsten hat der Zöllner kurz ins Auto geschaut, diesmal wurde nichts durchwühlt, auch fand keine Eigentumsweitergabe statt.

Wir wurden in eine Reihe zur Passkontrolle einsortiert, in der vor uns eine ca. 10köpfige deutsche Motorradreisegruppe mit ihren vollaufgerüsteten BMW-Motorrädern neuester Bauart mit so ziemlich allen erdenklichen Koffersystemen, die teuer sind, stand. Die Motorradfahrer waren mir schon Stunden eher mal aufgefallen, als sie uns auf der Landstr. recht zügig überholten und später dann in einer Polizeikontrolle standen. Und dann hieß es Warten. Die Motorradfahren liefen aufgeregt hin und her und diskutierten. Später erfuhr ich, dass Ihnen die Ausreise verwehrt wurde, da sie noch Strafzettel zu bezahlen hätten. Guck an, das türkische Netzwerk funktioniert.

Irgendwann waren wir dann dran. Mit wichtigem Gesicht wurde mir erklärt, dass auch ich nicht ausreisen darf, da noch eine offene Mautrechnung für den Transporter vorliegen soll. Diese müsse ich erst bezahlen. Wo auch immer das gewesen sein soll, keine Ahnung, war ja immer eine Startstation und eine Endstation zum Bezahlen. Beim Preis wurde mir dann anders. Es handelte sich um sage und schreibe 5 türkische Lira, was einem Gegenwert von rund 30 Cent entspricht. Da musste dann selbst der Grenzer schmunzeln. Ich konnte es nach einer kleinen Wartezeit begleichen und dann endlich an die georgische Grenzstation vorfahren.

Dort gab es eine kurze und freundliche Vorkontrolle, dabei wurden bereits alle Dokumente erstgeprüft. Erstmals auf der Reise wurden wir aufgefordert, einen COVID-Impfnachweis oder PCR-Test vorzuweisen. Ich hatte etwas, mein Mitfahrer nicht. Und dann ging es ganz schnell. Wer nix hat, geht direkt zurück in die Türkei und darf wiederkommen, wenn er was hat oder auch fernbleiben, keine Diskussion, keine Ausnahme. Und so wurde der Ami direkt wieder zurückgeschickt. Wir haben abgestimmt, dass er nachkommt, sobald er einen PCR-Test gemacht hat. Und dann kam ich an die eigentliche Grenzkontrolle. Dort musste ich dem gut englischsprechenden Grenzer ausführlich erklären, dass die Ziffern 04 und 08 im Saisonkennzeichen nichts mit Ausfuhr zu tun haben und ich das Auto wieder mitnehme. Naja, das ist ja erstmal nur eine Absichtserklärung...Dann wollte er noch die Farbe des Autos wissen. Was soll ich sagen, die erste, die letzte, alle, die überwiegende oder einfach mehrschichtig?

Offensichtlich wurde alles genauestens erfasst, dann durfte ich endlich auf georgischen Boden. Dort herrschte reges Treiben, es erinnerte mich etwas an einen Basar. Sofort kam ein gut englischsprechender älterer Herr auf mich zu und fragte mich, ob ich eine Versicherung für das Auto bräuchte. In Georgien wird nämlich, abweichend von den Angaben der deutschen Haftpflicht und der grünen Karte, die Versicherung nicht akzeptiert. Das wusste ich und hatte bereits vorab online während der Grenzwarterei eine Versicherung für rund 10 Euro und 15 Tage abgeschlossen.

Er zeigte mir dann noch, wo ich eine Daten-SIM-Karte kaufen und Geld wechseln konnte. Sicher bekommt er vom Betreiber der Wechselstube eine Spende für sein Tun, hat es aber wirklich gut gemacht, mir einen Parkplatz direkt vor der Wechselstube beschafft usw.. Der Wechselkurs war trotz Grenznähe ok, die SIM-Karte kostete für Flatrate-Internet für 30 Tage ca. 20 Euro und wurde mir vom Verkäufer gleich noch im Handy startklar gemacht. Echter Service, da ging es mir gleich viel besser.

Und so suchte ich mir gleich noch online ein preiswertes Hotel in Batumi. Dort gegen 21:45 Uhr Ortszeit angekommen hab ich dann noch einen nächtlichen Stadtbummel gemacht und an einer Art Kiosk zu Abend gegessen. Erstmals traf ich hier Leute, die kein Englisch sprachen. Dafür zum Glück aber Russisch, da haben sich die vielen Schuljahre Russisch schon gelohnt für mich, wäre ich ja sonst wahrscheinlich verhungert...

Batumi ist sehr schön, an dem Strand, an dem ich war, gab es nur Butterbemmensteine...Und wie groß die teilweise waren, wow.

Es war ein anstrengender und auch spannender Tag, endlich bin ich in Georgien, einem meiner Hauptziele dieser Reise, angekommen.

553km sind es heute geworden.

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#batumi#georgien#türkei#samsun