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Mit der Eisenbahn durch Sri Lanka

Veröffentlicht: 22.01.2022

Die Eisenbahn ist das komfortabelste und sicherste Fortbewegungsmittel auf Sri Lanka. Sie ist günstig und manche Strecken sind allein schon wegen des Ausblicks beliebt. Leider fährt sie nicht überall hin. Auf welchen Strecken sie für eure Reise in Frage kommt, könnt ihr auf dem Streckennetz sehen.

Das Streckennetz mit den wichtigsten Bahnhöfen, aufgenommen am Bahnhof Ella

Planung

Die meisten Fernzüge starten oder enden in Colombo. Mutige Reisende können sich gleich nach der Landung mit Tuk Tuk oder Shuttlebus am Flughafen Colombo zum nahe gelegenen Bahnhof Katayunake South begeben. Von dort kann man für wenig Geld im Vorortzug zum "Hauptbahnhof" Colombo Fort fahren, um dann eventuell in einen weiteren Zug umzusteigen.

Auf der Fahrplanauskunft unter railway.gov.lk kann man Direktverbindungen zwischen Bahnhöfen suchen. Umsteigeverbindungen kennt die Lankesische Eisenbahn nicht, jede Fahrt muss einzeln bezahlt werden. Wenn man zwischen zwei Zügen umsteigt, sollte man daher auch Zeit für den Kauf einer Fahrkarte einplanen. Wenn man vom Süden (Galle, Matara, ...) in den Norden will, oder umgekehrt, muss man immer in Colombo umsteigen. Den "Flughafenbahnhof" Katayunake South gibt es leider in der Fahrplanauskunft nicht, sondern nur Katayunake.

Hinweis: die Online-Fahrplanauskunft berücksichtigt keine Zugausfälle, wie z.B. wenn gestreikt wird, was leider oft und unvorhergesehen passiert.

Der wichtigste Bahnhof: Colombo Fort

Erste Klasse?

Züge auf Sri Lanka haben drei verschiedene Klassen von Waggons. Die erste Klasse ist klimatisiert und hat viel Beinfreiheit. Man kann auch problemlos einen Rucksack oder mittelgroßen Koffer mit zum Platz nehmen. Der Preis für die Klimaanlage ist, dass man die Fenster nicht öffnen kann. Wenn man auf einer Strecke gerne Fotos von der Landschaft machen möchte, ist das ungünstig.

Klimatisierter Komfort in der 1. Klasse

Nur in der ersten Klasse kann man auch Sitzplätze reservieren. Es gibt allerdings auch Waggons der ersten Klasse, für die man nicht reservieren kann.

Die zweite Klasse hat theoretisch ähnlich viel Platz, ist aber nicht klimatisiert. Da man nicht reservieren kann, kann es passieren, dass man stehen muss.

Auch die dritte Klasse ist durchaus noch komfortabel. Allerdings ist hier eigentlich kein Platz für das Gepäck vorgesehen. Manchmal gibt es zwar Gepäckwaggons, aber das kann, wenn man nicht am Endbahnhof aussteigt, durchaus stressig werden.

Die 3. Klasse ist völlig in Ordnung, wenn sie nicht überfüllt ist.
Ticket für die 3. Klasse

Eine kleine Entscheidungshilfe: Wenn es ein lankesischer Feiertag ist (meist Vollmond), oder das Wochenende davor oder danach, dann sollte man in der ersten Klasse reservieren. Ansonsten wird es sehr kuschelig.

Die Kosten spielen keine große Rolle, auch ein Ticket in der ersten Klasse von einen Ende der Insel zum anderen ist wesentlich günstiger als eine Fahrt mit der Regionalbahn 2. Klasse von Köln nach Düsseldorf!

Ein Tipp: In Colombo Fort gibt es am Eingang des Bahnhofs eine Auskunftsstelle für Touristen, in denen freundliche, englischsprachige Mitarbeiter euch bei eurer Reiseplanung helfen.

Der Ticketkauf

Der Ticketkauf erfolgt immer am Schalter. Tickets können nur am gleichen Tag gekauft werden. Ausnahme sind Reservierungen für die erste Klasse, die man auch vorab machen kann. Es gibt an den größeren Bahnhöfen unterschiedliche Schalter für unterschiedliche Endbahnhöfe der Strecken (z.B. Matara für den Süden) und Waggonklassen. Den Preis für die zweite und dritte Klasse zeigt schon die Online-Fahrplanauskunft an. Die Tickets müssen immer in bar bezahlt werden.

Fahrkartenschalter in Galle

Nicht alle Bahnhöfe haben eine so gute Ausschilderung wie Galle. Daher ist es ratsam, beim Kauf des Tickets nach dem Bahnsteig ("platform") des Zuges zu fragen.

Wenn man an einem kleineren Bahnhof wie Habarana (beliebter Ort für eine Elefanten-Safari) losfahren will, ist es nicht ganz so einfach, weil der einzige Schalter meistens geschlossen ist. Wenn ein Zug fährt, sollte der Schalter eine halbe Stunde vor Abfahrt geöffnet sein.

Die legendäre Hochlandstrecke zwischen Kandy und Ella

In den letzten Jahren gab es einen regelrechten Hype um die Hochlandstrecke durch die Teeanbaugebiete von Sri Lanka, angefeuert durch Dokumentationen im Fernsehen und der gefühlten Pflicht, auf Instagram ein Bild von sich zu posten, in dem man die Beine aus dem offenen Zug hält. Die Türen stehen in der lankesischen Eisenbahn meistens offen. Das ist gut für die Belüftung. Kleinkinder im Zug laufen zu lassen ist vielleicht keine gute Idee.

Ausblick auf das Hochland

Fakt ist, dass ein Ausflug ins Hochland eine schöne Sache ist, vor allem wenn man genug Zeit dafür hat. Um Ella (in der Online-Auskunft als Elle hinterlegt) herum kann man schön wandern (auch auf den Gleisen), aber auch Nuwara Eliya (über den Bahnhof Nanuoya) ist ein beliebtes Ziel.

Zwischen Ella und Kandy

Die Strecke ist eine "Sackgasse", sie zweigt im Vorort Peredeniya von Kandy, in dem sich auch der wirklich schöne botanische Garten von Kandy befindet, ab und windet sich dann nach Süden und weiter nach Südosten durch das Hochland. Sie endet nicht in Ella, sondern in Badulla, einer größeren Stadt, die nicht so schön ist, wie Ella. Ella hat sich daher touristisch als Anfang oder Ende der Strecke etabliert. Entsprechend gut kann man dort auch übernachten. Von Kandy bis Ella dauert die Fahrt 6-7 Stunden.

Der Bahnhof von Ella mit zahlreichen Touristen

Muss man die ganze Strecke fahren? Oder gar die ganzen 10 Stunden von Colombo bis Ella? Nein, denn die Landschaft ist zwar schön, aber auch die ganze Strecke über recht ähnlich. Wenn man sowieso vom Süden nach Kandy oder Colombo möchte, oder umgekehrt, dann kann man sie gut in die Route einbauen. Zumal die Eisenbahn in den Bergen auch deutlich komfortabler ist, als der Bus. Leuten mit einem schwachen Magen möchte ich hiermit ausdrücklich zur Bahn raten. Wenn man sowieso an einem Ort an der Strecke ist, kann man auch einfach eine Stunde in die eine Richtung fahren und dann wieder zurück. Oder einfach entlang der Strecke wandern.

Im Hochland ist die Eisenbahnstrecke auch ein beliebter Fußweg

Geschwindigkeit

Die Eisenbahn auf Sri Lanka ist nicht die schnellste. Die Strecken sind nicht für hohe Geschwindigkeiten ausgelegt. Außerdem benutzen viele Menschen die Strecken als Fußwege. Daher kommt sie im Flachland so mit ca. 50 km/h voran, in den Bergen eher mit 20-30 km/h.

Wir sind in einem Express Train...
...aber "Express" bedeutet in Sri Lanka so 35-50 km/h

Zuverlässigkeit

Wenn ein Zug fährt, verlässt er meistens auch pünktlich den Bahnhof und verspätet sich im Laufe der Fahrt definitiv nicht mehr als die Deutsche Bahn.

Leider gibt es recht oft Streiks, auch unangekündigt. Auf der Webseite railway.gov.lk erfährt man davon nichts. Es ist sinnvoll, lokale englischsprachige Newsportale wie z.B. newsfirst.lk zu verfolgen. Wildfremde Einheimische zu fragen ist nicht immer die beste Idee, denn oftmals läßt sich ja mit einem vermeintlichen Zugausfall gutes Geld verdienen. Wenn man seinem Gastgeber vertraut, ist es sinnvoll seine Reisepläne zu besprechen.

Wenn man Glück hat, streiken nur die Ticketverkäufer, aber die Züge fahren trotzdem.

Wenn man alternative Busverbindungen kennt, kann man es auch einfach drauf ankommen lassen. Wenn der Zug nicht fährt, nimmt man dann eben den Bus. Die Busse fahren oft und immer.

Kosten

Die Eisenbahn auf Sri Lanka ist aus europäischer Perspektive ausgesprochen günstig. Ein Beispiel aus 2022 für die Fahrt von Colombo nach Galle, eine Strecke von 113km, die im Expresszug ca. 2:20h dauert:

- 3. Klasse: 120 Rupien, also nicht einmal 0,60€
- 2. Klasse: 220 Rupien, also knapp 1€
- 1. Klasse mit Reservierung: 600 Rupien, also ca. 2,60€

Fazit

Die Eisenbahn auf Sri Lanka kann man nur empfehlen. Völlig problemlos ist es, wenn der Ausgangspunkt ein großer Bahnhof ist, wo der Ticketschalter immer offen hat. Die Mitarbeiter der Eisenbahn sind immer sehr hilfsbereit können meistens auf Englisch Auskunft geben.

Moderne Diesellok
An der Westküste blickt man meist vom Zug aufs Meer


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