clkambodscha
clkambodscha
vakantio.de/clkambodscha

First They Killed My Father

Veröffentlicht: 14.03.2018

In den letzten Wochen haben wir sehr viel über die Khmer und ihre Geschichte erfahren. Im Genozidmuseum (S21, Tuol Sleng Museum) haben wir gelernt, dass Pol Pot, der Führer der „roten Khmer“, das Land gewaltsam in einen Agrarkommunismus übeführen wollte. Der Einmarsch seiner Soldaten begann am 17. April 1975 in Phnom Penh. Innerhalb von zwei Tagen wurden alle Bewohner der Stadt aufs Land getrieben, wer nicht gehorchte, wurde auf der Stelle getötet. Phnom Penh wurde in kurzer Zeit zu einer Geisterstadt, denn die gesamte Bevölkerung musste auf dem Land Zwangsarbeit leisten. Ab diesem Tag wurden die Menschen in zwei Gruppen eingeteilt,  die „neuen“ Menschen waren Akademiker und Städter, die „alten“ Menschen waren Bauern. Wer zu den neuen Menschen gezählt wurde, war Staatsfeind. Um als gebildet zu gelten, reichte es aus, eine Brille zu tragen. Wer mit einer Person verwandt war, die als verdächtig galt, war dies auch. Pol Pots Paranoia ging so weit, dass er auch die ganze Familie eines Verdächtigen ermorden ließ, damit niemand der Zurückgeblieben Rache üben konnte. Einer seiner Propagandasprüche lautete: „Wenn du das Gras jäten willst, musst du auch die Wurzel ziehen!“.

Pol Pots Soldaten waren größtenteils Kinder vom Land, die weitab von Bildung und fern ihrer Familien blind seinen Anweisungen folgen mussten. Sie taten dies nicht zuletzt, weil auch ihnen Folter und der Tod drohte, sollten sie sich ihm widersetzen. Als Folterort und Gefängnis wurde unter anderem eine ehemalige Schule mitten in Phnom Penh genutzt, die man seitdem als Security Prison 21 (S21) kennt. An diesem Ort wurden mehr als 17000 Menschen festgehalten, gefoltert und getötet. In den unveränderten Räumen sind schwarz-weiß Fotografien der Menschen (vor der Folter, nach der Folter und selbst nach dem Tod), die dort gelitten haben ausgestellt, sowie Folterinstrumente und die Zellen. Dass wir diese Bilder heute sehen können, liegt an der Akribik, mit der die Gefängniswärter jeden Häftling verzeichnet haben, der nach S-21 gebracht wurde. Durch die präzise Dokumentation ist auch nachvollziehbar, dass es ein Versehen war, wenn jemand durch Folter umkam, denn man wollte ja Informationen über eventuelle Spionage der vietnamesischen Nachbarn oder der CIA haben. Geschah dies dennoch, wurde manchmal auch der Folterknecht von seinen ehemaligen Kollegen getötet. Angst und Schrecken verbreitete sich also selbst unter den Gefolgsleuten Pol Pots, denn nie konnte man sich seines Lebens sicher sein.

Erst auf den etwas außerhalb gelegenen Killing Fields sollte getötet werden. „Choeung Ek“ - einst ein idyllischer Ort, der ein chinesischer Friedhof und Obsthain war - wurde unter den roten Khmer zu einem Tötungsort und Massengrab. Laut plärrte Musik und Propaganda aus riesigen Lautsprechern, um die Schreie der verzweifelten Häftlinge zu übertönen. Diese waren in Warteräumen eingesperrt, denn oft kamen an einem Tag mehr Menschen an, als getötet werden konnten.

Viel ist heute von den Massengräbern nicht mehr zu sehen, lediglich mit Gras bewachsene Vertiefungen lassen den Schrecken von damals erahnen. Bei starkem Regen werden noch immer Knochenteile, Zähne und Kleiderreste aus dem Boden geschwemmt, die in Glaskästen gesammelt und ausgestellt werden. Um den Menschen, die während des grausamen Regimes getötet wurden, Respekt zu erweisen, wurde eine riesige Stupa gebaut. In dieser sind ca. 8000 Schädel hinter Glas aufgebahrt.

Insgesamt wurden bis zum Sturz Pol Pots durch die Vietnamesen 1979 ca. 3 000 000 Menschen getötet.

Weder in S21 noch auf den Killing Fields haben wir Fotos gemacht.

Wenn ihr mehr darüber wissen wollt, schaut euch den Film „First They Killed My Father“ (Filmbiografie, die in dieser Zeit spielt) an, wir haben ihn selbst noch nicht gesehen aber er soll sehr sehenswert sein.


Antworten