Veröffentlicht: 22.02.2018
Heute fahren wir nach Phum Champuh K’aek, ein kleines Örtchen südlich von der Stadt. Gemeinsam mit Rii und einem andern Helfer unseres Projekts starten wir von der Klinik aus. Unser Transportmittel ist das wahrscheinlich einzigartigste Tuktuk in ganz Phnom Penh. Nach dem Motto „pimp my Tuktuk“ ist das pinke Gefährt ausgestattet mit Ventilator, einer doppelten, als Treppe angeordneten Sitzbank, schrillen Dekoaccessoires und einer mit Kabelbindern befestigten Box, die mit einem Minitablet verbunden ist - es dröhnt lauter Khmer-Pop-/Technomix. Auf der Fahrt können wir es nicht lassen laut mitzusingen, als zur Abwechslung der hier sehr beliebte Ed Sheeran aus der Box schallt, wodurch unser mit 6 Leuten beladenes Tuktuk bald zur Attraktion der anderen Verkehrsteilnehmer wird. Ein Kaffeestop unterwegs darf natürlich auch nicht fehlen, es gibt eine Art Shake für unsere kambodschanischen Begleiter. Nach einer langen, aber sehr lustigen Fahrt erreichen wir das kleine Dorf.
Wir behandeln heute mit den beiden mobilen Einheiten von minimolars an einer Schule. Auf dem Schulhof richten wir uns mit einfachen Mitteln, die jedoch ihren Zweck erfüllen, eine kleine Praxis ein. Die Kinder sind noch nicht da und Steve, einen Engländer, der für ein Jahr an der Schule englisch unterrichtet, zeigt uns das Dorf. Er berichtet uns über das Schicksal der Menschen, die hier leben. Sie wurden ihrer Häuser durch einen chinesischen Großinvestor beraubt und haben sich nun hier angesiedelt. Eine Gruppe Engländer von der „Fellowship Of Hope“ hilft beim Häuserbau, die Organisation hat die Schule dort erst ins Leben gerufen und sorgt und kümmert sich sehr um das Wohlergehen der Kinder (http://www.fellowshipofhope.net) und Erwachsenen.
Die Kinder sind da, es kann losgehen. Wie behandeln heute nicht gemeinsam sondern jeder an einem Stuhl und der Andrang ist groß! Wir schauen in kleine Münder mit größtenteils sehr schlechten Zähnen und sind mit ein paar Füllungen als Ausnahme nur am Extrahieren. Es ist traurig, wie zerstört die Zähnchen dieser Kinder sind und beeindruckend, wie tapfer die Kleinen heute mitmachen. Trotz der blöden Spritzen, die wir geben und der Zähne, die wir ziehen müssen, malen die Kinder uns kleine Briefchen, was uns sehr rührt. Es ist ein sehr voller, spannender Behandlungstag mit vielen Krokodilstränen und Umarmumgen.
Dass die Zähne so aussehen, wundert und weniger, denn die Kinder trinken den ganzen Tag entweder Cola oder Zuckerrohrsaft. Die Schulleitung ist fest davon überzeugt, dass der Zuckergehalt nichts mit den Zahnproblemen der Kinder zu tun hat, es sei lediglich eine Sache der Häufigkeit des Zähneputzens. Die Eltern kümmern sich nicht sonderlich um die Gesundheit ihrer Kinder, die Schule ist also die einzige Chance. Steve berichtet, dass er sich am Vortag heftig mit dem Schulleiter in den Haaren hatte, weil er nicht abzubringen ist von seinen Überzeugungen. Wasser wird kaum getrunken. Es gibt noch viel zu tun dort, wir sind froh, vielleicht auch einen kleinen Beitrag geleistet zu haben.