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Phnom Penh

Veröffentlicht: 27.07.2024

Wettertechnisch hätte der Unterschied zwischen Koh Rong Sanloem und Phnom Penh größer nicht sein können: Dauerregen vs. pralle Sonne. Aber natürlich gibt es auch landschaftlich und größenmäßig gewaltige Unterschiede zwischen einer kleinen Insel im Golf von Thailand und der Hauptstadt Kambodschas. Entsprechend viel kann man unternehmen und die TukTuk-Fahrer wissen auch, was das Herz der Touristen begehrt. Nämlich die Attraktionen, die sie auf ihren laminierten Blättern abgebildet haben und jedem Fahrgast sofort vor die Nase halten. Und weil sie so gut vorbereitet sind, wollen sie für den nächsten Tag (oder noch besser: für die nächsten Tage) als Fahrer angeheuert werden. Wir haben jedes Mal dankend abgelehnt, sind aber trotzdem gut rumgekommen.


Ein Muss ist auf jeden Fall ein Besuch des Tuol-Sleng-Genozid-Museums. Das heutige Museum wurde in den 1960ern als Gymnasium erbaut, aber 1975 nach der Eroberung Phnom Penhs durch die Roten Khmer als Gefängnis mit dem Namen S-21 genutzt. Dabei dienten die Klassenzimmer als Gefängniszellen und Folterkammern. Während zu Beginn vor allem Soldaten und Beamte des vorherigen Regimes nach S-21 gebracht wurden, waren zum Zeitpunkt der Befreiung Kambodschas durch die Vietnamesen auch Zivilisten, Studenten, Intellektuelle usw. oft mitsamt der ganzen Familie dort Gefangene.


S-21 war dafür bekannt, dass man es nicht lebend verlässt. Die Gefangenen wurden so lange gefoltert, bis sie das vorgegebene Verbrechen gestanden haben und wurden daraufhin umgebracht. Die letzten Hochrechnungen gehen davon aus, dass innerhalb der 4-jährigen Herrschaft der Roten Khmer ca. 18.000 Menschen in S-21 inhaftiert waren. Nur zwölf der Gefangenen haben überlebt, darunter vier Kinder. Zwei der vier Kinder waren bei unserem Museumsbesuch da und haben sich von uns fotografieren lassen.


Im Museum kann man sich etliche Folterkammern, Einzel- und Massenzellen ansehen. Außerdem gibt es einige Gemälde eines der Überlebenden und unglaublich viele Stellwände mit Tausenden von Fotos der Opfer. Das hat den Sinn, dass Hinterbliebene im Museum nach ihren Familienangehörigen suchen können, um zu erfahren, was mit ihnen passiert ist.


Alles in allem also nicht unbedingt ein schöner, sondern eher bedrückender, aber sehr interessanter und aufschlussreicher Museumsbesuch. Das Nationalmuseum hat sich hingegen leider überhaupt nicht gelohnt, obwohl es im Reiseführer sehr angepriesen wurde. Vielleicht sollte man heutzutage doch eher auf die Googlebewertungen vertrauen...


Ansonsten haben wir uns noch ein paar Touri-Attraktionen wie den Russischen und den Zentralmarkt, das Unabhängigkeitsdenkmal, Wat Phnom und den Königspalast angesehen. Außerdem sind wir bei einem Spaziergang zufällig in eine Hochzeit hineingeplatzt und wurden direkt zum Mittagessen eingeladen. Und am Zusammenfluss des Mekong und Tonle Sap gab es etliche Verkäuferinnen und Verkäufer von Spatzen. Sinn hinter dem Kauf von Spatzen ist, dass man sie direkt wieder in die Freiheit entlässt, was Glück bringen soll. Wir haben es nicht ausprobiert, aber es gab Leute, die gleich einen ganzen Käfig gekauft haben. Bleibt nur die Frage, ob die Personen so viel Glück brauchten oder ob jeder einzelne Spatz nur so wenig Glück bringt...

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