Mein Weg um die Welt
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Der erste Monat in Shanghai

Veröffentlicht: 21.09.2019

Mein Lieblingsort in Shanghai

Hallo zusammen,

nach nun fast einem Monat in Shanghai wird es Zeit, dass ich meine ersten Erfahrungen und Eindrücke mal hier festhalte, bevor ich sie wieder vergesse. Viele fragen sich bestimmt (vor allem durch die aktuellen Medienberichte) wie es sich so in China oder in meinem Falle Shanghai lebt. Die kurze Antwort wäre SEHR gut! Da man sich im allgemeinen um relativ wenig sorgen machen muss, was das politische Geschehen angeht, hat man viel Zeit sich mit den schönen Dingen im leben zu beschäftigen. In China ist das ganz eindeutig der Konsum. Ich muss zu meiner Schande aber auch gestehen, dass es wirklich schön ist, wenn man sich mal nicht jeden Tag über die eigene Regierung ärgert. Klar, jeder mag so seine Ansichten haben, wie es hier zugeht und meine Dozenten haben auch nicht immer dieselbe Meinung wie wir studierenden, aber im großen und ganzen kommunizieren sie doch recht offen und ehrlich mit uns. Auch kritische Themen. 

Es gibt wohl einen Chinesischen Professor, der seine Bildung aus dem Gefängnis hat (aus der Zeit der Kulturellen Revolution in den 1975er Jahren). Nach seiner Haftstrafe wurde ihm eine Promotionsstelle in den USA angeboten ;). Das China von damals entspricht aber nicht mehr dem China von heute (aus meiner Erfahrung). 


Sonnenuntergang vom Shanghai World Financial Center

Vorurteile und gelebte Realität: 

1. Chinesen sind laut: Ja, aber nicht lauter als eine Gruppe Südländer und auch nicht immer

2. Chinesen spucken überall hin: Am Tag laufen mir eventuell 1-2 über den Weg die das machen

3. Die Partei überwacht alles: Also gefilmt wird man in der Tat überall. Ich vermute mal auch mein Handy ist dauerhaft auf Sendung. Aber wenn man sich den regeln entsprechend verhält passiert einem grundsätzlich nichts. 

Positives: Ich habe mich selten irgendwo so sicher gefühlt wie hier! Die Polizei trägt auch keine Waffen. 

4. Kommunismus ist schlecht: Ich glaube diese Rubrik ist viel zu umfangreich, und ich lerne auch noch gefühlt jeden Tag etwas neues dazu in der Uni, was mich zu dem vorläufigen Urteil kommen lässt, dass es hier HERVORRAGEND läuft. Ja die Partei ergreift teilweise Maßnahmen, die aus unserer Sicht sehr fragwürdig und unfair erscheinen. Die Chinesen sehen dies aber relativ objektiv, weil sie verstanden haben, dass man Opfer bringen muss, um ein Land mit 1,4 Milliarden Menschen wirtschaftlich und gesellschaftlich nach vorne zu bringen. Außerdem gibt es hier ein wirklich durchdachtes System, wie man es an die Parteispitze schafft. Vom Prinzip her kann man es sich vorstellen, wie in einem großen Konzern. Man fängt klein an auf kommunaler Ebene und mit der Zeit verwaltet man immer größere Bezirke oder Kantone. Wenn man sich dort beweist (gemessen am Wirtschaftswachstum), die Bewertungen die an befragte Personen raus gehen positiv ausfallen und man wie könnte es anders sein, den Grundsätzen der Partei folgt, kann man es nach Peking oder sogar zum Parteichef schaffen. Dieser Weg ist aber mit ca. 25-30 Jahren SEHR lang. Man kann also zumindest sagen, dass die Chinesische Parteispitze einen Hauch qualifizierter erscheint als die unsere ;). 


Zu dem Thema unbedingt hier mal nachlesen!!!

https://blog.ted.com/why-democracy-still-wins-a-critique-of-eric-x-lis-a-tale-of-two-political-systems/ 

Oder auch zum angucken!!!

https://www.ted.com/talks/eric_x_li_a_tale_of_two_political_systems#t-3326


Geisterstädte und Wirtschaftlicher Unfug:

Allerdings gibt es natürlich auch Schatten bei all dem Licht. So werden zum Beispiel eher kurzfristige Investitionsprojekte in Angriff genommen, weil eine Amtszeit nur 4 Jahre geht und man ja seine Wirtschaftswachstumsziele erreichen will. Somit gibt es teils abstruse Projekte, so wurde in einer Stadt für einen Klimaanlagenhersteller extra ein Flughafen gebaut. Natürlich innerhalb von 1-2 Jahren... Oder es gibt Geisterstädte in denen KEINER lebt. 



Yu Garten

Noch ein paar Impressionen der Letzten Tage :) 

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