buecherdrache
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Wo Zwerge in Fässern flüchten und man alte Bekannte wiedertrifft

Veröffentlicht: 01.02.2017

Wie bereits angekündigt blieb ich noch ein paar Tage in Picton und genoss das Fest. Auch wenn es kein Feuerwerk gab, weil es zu stark regnete, zumindest gab es kostenloses Kinderschminken, dass sich auch auf sogenannte Erwachsene ausdehnen ließ. Also saß eine Gruppe internationaler, junger Erwachsener in verschiedener, aber auffälliger Gesichtsbemalung am Strand und freute sich über den Tag. Die Tatsache, dass eine von uns mit einem Regenbogenleoparden im Gesicht nachher noch Rezeptionsdienst hatte, war dabei relativ irrelevant. Ein paar Gäste wirkten zwar später im Hostel verwundert, aber da mussten sie durch und alle anderen hatten bei den perplexen Blicken immer was zu lachen. Auf dem Fest traf ich auch zwei mir bekannte Mädels aus Deutschland wieder. Ich wusste zwar, dass sie auch irgendwo im Land waren, aber nicht wo, und plötzlich stolperten wir übereinander. Nach langem Austausch über unsere bisherigen Reisen, mussten wir uns aber wieder trennen. Am nächsten Tag nach dem Wäschewaschen und beim Regen verfluchen, bekam ich eine Nachricht von einer der Damen, die ich beim Herflug kennen gelernt hatte und die gerade heute nach Picton kam. Also Wäsche Wäsche sein lassen und Kaffee trinken gegangen. Auch wenn man Leute hier oft nur ein paar Tage trifft und obwohl es so viele sind bleiben Menschen oft einfach im Gedächtnis hängen und man erkennt sie in anderen Orten sofort wieder. Und das ist eine der schönsten Erfahrungen, die man auf der Reise machen kann.

Auch wenn man sich oft von Leuten verabschieden muss, so wie ich am nächsten Morgen, als ich das Hostel mit immer noch nassen Klamotten verließ und mich auf den Weg nach Pelorus Bridge machte. Am Rande von Picton (den ich nach 10 min erreicht hatte. Ja, Picton ist wirklich gigantisch.) Nachdem ich eine ganze Weile Pech hatte und mich niemand mitnahm, gesellte sich irgendwann ein junger Deutscher zu mir, der schließlich mit mir trampte. Und schon kurz darauf hielt ein seit drei Jahren reisender Spanier an und nahm uns mit. Der Deutsche stieg unterwegs bei Anakiwa aus und ich kam sicher bis zur Pelorus Bridge, wo ich meinem freundlichen Fahrer noch ein bisschen Spritgeld gab und dann den Campingplatz suchte. Nachdem das geregelt war, stolperte ich wieder über eine Bekanntschaft. Ein Amerikaner aus Picton, der ebenfalls trampte und dessen (deutscher) Fahrer gerade zufällig hier Pause machte. Also erstmal ein halbe Stunde vertratscht bis die beiden wieder weiter mussten. Ich schleppte meine Sachen zum Zeltplatz, baute meine Hobbithöhle auf und ging dann noch auf einer kleinen Wanderung am Pelorus River entlang, der wirklich genauso aussieht wie im zweiten Hobbitfilm. Der Wanderweg war beeindruckend und gut begehbar und mal wieder ein Teil des Te Araroa. Dann bin ich wieder mal ins Bett gegangen, nach einem reichhaltigen Abendessen (Tassensuppe).

Am nächsten Tag machte ich mich auf den Weg eine längere Wanderung zu machen die zu einem Aussichtspunkt und dann über zwei Wasserfälle zurück zum Camp. Am Anfand war der Weg noch gut, doch je höher man kam desto unwegsamer wurde eher, bis ich nur noch über Wurzeln kletterte. Doch schließlich erreichte ich die Spitze und hatte einen guten Blick über das Flusstal. Dann gings wieder runter und auch wenn ich nicht denselben Weg zurückgehen musste, musste ich wieder über Baumwurzeln diesmal runterklettern und einmal über einen Baumstamm balancieren, weil der Weg voller Sträucher und heruntergefallener Äste war. Irgendwie erreicht ich Wasserfall1 von dem ich kaum etwas sah und stolperte darum weiter bis Wasserfall2, der besser sichtbar, dafür aber auch kleiner war. Dann noch zum Café an der Straße gelaufen und mir Fish’n Chips geholt und dann auch nichts mehr für den restlichen Tag gemacht.

Den Tag darauf gings nach einem morgendlichen Gespräch mit einem älteren Pärchen ab Richtung Nelson. Ohne lange zu warten wurde ich von einem Mitarbeiter des Warehouse mitgenommen, der zum Warehouse Nelson musste. Dort angekommen (von der Fahrt weiß ich nur noch das mein Fahrer eine große Vorliebe für Tempo und einen großen Hass gegen langsame Fahrzeuge auf Serpentinen hat) war es nicht weit zum YHA, welches jedoch voll war, also buchte ich für die darauffolgenden Tage ein Bett im Achterzimmer. Dann ging ich auf den Campingplatz von Nelson, der direkt beim Krankenhaus liegt. Das hätte ich auch fast gebraucht, der Weg war nämlich reichlich weit. Dort baute ich mein Zelt neben dem Zelt zweier älterer Briten auf und ging wieder in die Stadt zum Einkaufen. Noch eine Pizza (mit gratis Knoblauchbrot, weil sie meine vergessen hatten) geholt, zurückgelaufen, Abend gegessen und dann schon wieder ins Bett. Von Nelson selber sah ich also relativ wenig.

Eine Nacht später lief ich wieder zurück zum Hostel, wobei ich wohl so erbärmlich aussah, dass mir einmal jemand eine Fahrt in die Innenstadt anbot, die ich sehr dankbar ablehnte (Fragt mich nich warum? Zu Stolz, glaub ich.) Dort meine Sachen abgelegt, weil die Zimmer noch nicht beziehbar waren und wieder in die Stadt. Jetzt sah ich zum ersten Mal mehr von Nelson und konnte auch verstehen, wo sein Ruf als Künstlerstadt herkam. Überall gibt es Handwerksgeschäft, besonders auffällig die Bead Gallery, wo es Perlen jeder Art gibt. Also erstmal Souvenirs kaufen, wobei ich mich entschloss auf jeden Fall ein Paket nach Hause zu schicken. Noch einen kleinen Abstecher in den wunderschönen Queens Garden, zusammen mit meinen Eroberungen wieder ins Hostel und ins Zimmer 1 eingezogen. Dann nochmal einkaufen gegangen, weil ich am Tag davor noch nicht alles geholt hatte (weniger zu schleppen). Und dann ins Bett gefallen.

Meine Hostelbekanntschaften zähl ich inzwischen gar nicht mehr auf, es werden einfach zu viele. Tags darauf traf ich wieder Bekannte, diesmal das Pärchen das ich in Blenheim bewichteln durfte. Nach einem kurzen Gespräch wanderte ich durch die Stadtmitte bis ich beim Anfang des Weges zur Mitte von Neuseeland war. Wie der Name schon vermuten lässt ist dort das geographische Zentrum Neuseelands und zwar zufällig auf dem Gipfel eines Hügels, den man erstmal im Angesicht seines eigenen Schweißes erklimmen darf. Nachdem ich also mit einigen andern Touris, die fast so sehr geächzt hatten wie ich, oben ankam, bot sich mir ein beeindruckender Blick über Nelson und Umgebung. Egal ob das das Zentrum Neuseelands war, der Ausblick war es auf jeden Fall wert. Beim Rückweg wählte ich einen längeren, schattigeren Weg und kam schließlich wieder unten an. Dann ging ich zurück ins Hostel und fragte nach Jobs. Ich wurde ans schwarze Brett verwiesen, welches aber abgesehen von einer Annonce über Hafenarbeit als ziemlich mager erwies. Ein Anruf am Hafen ergab, dass sie grade niemanden bräuchten. Mal wieder. Also ging ich an dem Abend mit Geldsorgen ins Bett.

Meine nächsten Tage bestand aus Paket packen und verschicken (Kosten 88$) und ein Museumbesuch im Nelson Provincial Museum, das auf interessante Art die Geschichte der Umgebung wiederspiegelt. Am besten gefiel mir die Ausstellung zu einem Mord, der in der zu Nelsons Anfangszeiten für Aufruhr sorgte und etwas Wild West Feeling hatte. Ansonsten bestand dieser Tag genauso wie die nächsten zwei aus nicht viel, außer etwas Planung.

Dafür machte ich zwei Tage später eine ganztägigen (sauteuren) Trip in den Abel-Tasman-Nationalpark. In der Früh ging der Bus um 7 Uhr vom Hostel aus nach Marahau, wo ich mit zwei Franzosen und einem Guide eine Kajaktour in Zweierkajaks machte. Das Wetter war gut, die Truppe war gut und wir machten auch eine Tour um das strenge Naturschutzgebiet Adele Island. Dort machten wir hinter ein paar Felsen, hinter die die Kajaks gezogen werden mussten, wobei mir das Wasser fast bis zur Hüfte stand, eine entspannte Mittagspause. Danach haben wir auch noch ein paar Robben inkl. Babys gesehen und dann gings schon wieder zum Festland, wo die beiden Franzosen nach kurzer Einweisung wieder ins Boot hüpften und entlang der Küstenlinie zurückpaddelten. Ich machte mich derweil auf den Weg, denn ich sollte die 11km Küste zurückwandern. Nach einem heftigen Aufstieg, der nur mit Wanderstöcken zu bewältigen war, ging es eben weiter. Ich kann verstehen, warum der Abel Tasman Coastal Track so beliebt ist, er ist wunderschön und gut zu laufen, doch genau da liegt sein Problem. Viele Wanderer waren unfreundlich oder unaufmerksam und ignorant, was den Spaß am Wandern gründlich ruinieren kann. Also beeilte ich mich trotz der schönen Ausblicke schnell fertig zu werden und mit dem Bus zurück zu fahren. Zu müde um mehr zu machen ging nach dem Abendessen ins Bett. Heute ist Reiseplanung und Wäsche Tag und ab morgen geht’s weiter die West Coast lang.

PS: Weitere Bilder werden folgen.


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#neuseeland#travel#pelorus#abel#nelson#tasman