Whānau
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High Five Seresin #2

Veröffentlicht: 26.07.2019

Die letzten Wochen war dann Harvest Zeit angesagt, es wurde also sehr busy! Theoretisch wurden wir nie in irgendeine Aufgabe eingeweiht, alles lief nach dem Motto „Learning by doing!“ Die meisten Trauben wurden von Hand gepflückt, wozu Contracter gebucht wurden. Diese Arbeit übernahmen überwiegend farbige Männer der umliegenden Pazifischen Inseln. Später erfuhren wir, dass dies für sie der lukrativste Job ist und dass sie jedes Jahr für die Harvest Zeit nach Neuseeland kommen. Der typische Harvest Tag begann nach Sonnenaufgang. Unser Team präparierte Bins in den zu pflückenden Feldern, bevor die Pflücker ankamen. 




Reihe für Reihe insgesamt bis zu 600 Boxen. Bis zum Rande gefüllt kann eine solche Box gerne mal 20 kg schwer sein. Einmal heben klingt machbar, stundenlang hunderte Wiederholungen … glaubt uns man spürt seinen Körper. In den ersten Tagen legten wir immer einen Kaltstart hin, bevor Tim intervenierte und fortan täglich ein Warmup Programm leitete.


Prinzipiell hatte jeder im Team unterschiedliche Aufgaben wobei alle miteinander verknüpft waren. Mit Anhänger und Mule gerüstet teilten die Mädels die 600 Boxen aus und sammelten sie anschließend Stück für Stück wieder, um sie dann direkt wieder auszuteilen. Die Jungs sammelten unaufhörlich die gesammelten Früchte, schütteten sie in der Bewegung in eine 500 kg Box, die ebenfalls auf einem Anhänger des Mule standen.



Es war wirklich wichtig das die einzelnen Arbeitsschritte wie ein Kreislauf funktionierten, damit die Arbeiter permanent pflücken konnten. Damit ihr eine Vorstellung davon bekommen könnt, unser längster und erfolgreichster Tag waren insgesamt 24,5 Tonnen Pinot Noir. Bei diesen Mengen ist natürlich klar man kann mehr naschen als der Magen einem erlaubt. Carolin war beispielsweise nach kurzer Zeit berühmt berüchtigt den ohnehin rar vorhandenen Gewürztraminer für diese Saison gänzlich verschwinden zu lassen.


Ein toller Bonus das gestellte Mittagessen + Nachtisch, was an einem 12 Stunden Tag bitter notwendig war. Gerne gab es dazu auch mal ein Glas hausgemachten Vino. Die Ernte konnte an einem erfolgreichen Tag weit in die Nachmittagsstunden reichen. Anschließend mussten das gesamte Material, Boxen und Fahrzeuge, wieder gesäubert und für den nächsten Tag vorbereitet werden. Das fließbandartige Reinigen der 600 Boxen und schrubben der Anhänger nahm häufig mehr als zwei Stunden in Anspruch. Zum Feierabend gab es dann auch gerne mal das ein oder andere Bier, entweder direkt auf dem Vineyard oder in einem unserer drei Lieblingspubs.



Die Stimmung war in der ganzen Zeit überdurchschnittlich. Es wurde viel gelacht und über die verschiedenen Kulturen philosophiert. Kleine, echte Freundschaften entstanden. Mit den anderen französischen Campern wurde gekocht, getrunken und getravelt.

Für uns war die Harvest Zeit genau das wonach wir gesucht haben: viel Arbeit in kurzer Zeit. 60 Stunden Wochen waren keine Seltenheit.

Besonders gut hat uns gefallen, dass das Weingut nicht nur Biologisch, sondern darüber hinaus „Biodynamic“ Prinzipien verfolgt. Begründer dieser Theorien ist der Österreicher Rudolf Steiner. Das bedeutet, es werden organische Handlungsweisen mit alternativen, esoterischen Methoden erweitert. Mondphasen spielen eine Rolle und grundsätzlich wird in der täglichen Arbeit Nachhaltigkeit angestrebt. So durften wir beispielsweise einige hundert Liter Wasser mit Kristallen aus der eigenen Erde anreichern. Einstündiges Rühren vor Sonnenaufgang, dem Wasser positive Energie dank eines erzeugten Strudels geben … das was schon etwas Besonderes.


Auch der hauseigene Kuhmist wurde für Düngemittel zunächst mit Schippe oder Händen eingesammelt, in Kuhhörner gepresst und anschließend in einem Erdloch vergraben.


Wir merkten das es den Managern des Weingutes wichtig war uns einen guten Rundumblick bezüglich der Arbeit mit Trauben zu geben. Sie hatten Spaß daran uns etwas beizubringen und wir waren neugierig etwas zu lernen. So durften wir an einem freien Nachmittag die Winery besichtigen und sehen was mit unseren zuvor gepflückten Trauben passiert. Die Trauben befanden sich in unterschiedlichen Gärungszeitpunkten. Wir durften die Weine mit all unseren Sinnen testen und es war super interessant eine Winery von innen kennen zu lernen.


Eine weitere interessante Erfahrung war das Weinstampfen. Der Manager der Winery sowie J. setzten in riesigen Tontöpfen einen Pinot Noir und Pinot Gris an. Ziel war es ihren eigenen Wein zu kreieren und das auf ganz altertümliche Weise. Nach ein paar Ruhetagen folgte das Stampfen. Im Gegensatz zu den langen Stampfern, die in den meterhohen Kesseln der Winery Einsatz fanden, erfolgte das ganz traditionell. Mit nackten und kurz im Wasser gereinigten Füßen ging es in die Tontöpfe. Caro durfte den Pinot Noir stampfen, was super viel Spaß gemacht hat. Zusätzlich durfte auch von den gärenden und leicht alkoholischen Trauben genascht werden. Das Stampfen an sich war gar nicht so einfach wie es sich anhört. Besonders wichtig war, die Trauben von der Oberfläche nach unten zu drücken. Selbst mit ganzer Kraft wollte Caro einfach nicht sinken, wohingegen L., der Franzose im Pinot Gris, bereits mit dem Oberkörper im Topf verschwunden war.



Nach sieben Wochen war der Tag des Abschieds gekommen. Eine wunderbare Zeit, voller neuer und aufregender Erfahrungen lag hinter uns und es fiel verdammt schwer zu gehen. Wir fühlten uns super wohl an diesem Ort, die Arbeit mit dem Wein machte Spaß und war lehrreich, ja sogar inspirierend. Besonders schön waren die Stimmung und Harmonie im Team, man ist echt zusammengewachsen. Natürlich gab es auch lange Arbeitstage und körperlich schwere Tätigkeiten, dennoch stellten wir fest, dass wir die Arbeit an der frischen Luft und in der Natur sehr bevorzugen.

Aufgrund unserer zeitlichen Planung verließen wir das Team vor dem letzten Harvest Tag. Eine kleine Abschiedsfeier durfte auch nicht fehlen und außer Bier und Pizza teilten wir auch einige Flaschen Wein unter anderem Caros derzeitiger Lieblingswein ein prickelnder 2010er Rosé aus Pinot Noir und Chardonnay. Ganz traditionell mit dem Messer geköpft genossen wir jeden Schluck und ließen die fantastische Zeit ausklingen.


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