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Potosi und die Minen im Cerro Rico

Veröffentlicht: 08.02.2019

Ohne den mineralreichen Berg Cerro Rico und die unzähligen Minen gäbe es diese Stadt hier auf über 4'000 Meter über Meer schlichtweg nicht. Die Geschichte und die Gegenwart basiert einzig auf dem Abbau der verschiedenen Mineralien. Die goldenen resp. silbernen Zeiten sind zwar längst vorbei, aber noch wird aus dem Berg das Mögliche rausgeholt. Rund 10'000 Arbeiter ackern täglich in den hunderten Tunnels und verdienen so unter unvorstellbaren Bedingungen ihr tägliches Brot. Die Arbeit ist nicht schlecht bezahlt – doch die Gesundheit leidet dramatisch. Die Sicherheitsbedingungen sind ein anderes Thema.

Wenn man in Potosi ist, bemerkt man die Wichtigkeit der Minen sofort. Auch unser Hostel bot Touren an. Wir waren uns aber nicht ganz sicher, ob wir das machen wollen. Einerseits ist die Mine hier die Lebensgrundlage fast aller und durch die Teilnahme an einer Tour kann man dies auch teilweise unterstützen. Andererseits schaut man sich als Tourist dabei Männer und Frauen an, die aufgrund fehlender Alternativen tägliche Arbeit unter unmenschlichen Bedingungen verrichten. Auf Empfehlung des Hostel-Mitarbeiters haben wir uns für die Tour angemeldet und ein zwar interessantes, aber doch auch irgendwie schockierendes Erlebnis gehabt.

Wir wurden mit Helm inklusive Licht, Gummistiefeln und Überkleidung ausgerüstet und betraten in einer kleinen Gruppe mit englisch-sprechendem Guide auf 4'400 Metern über Meer eine der aktiven Minen. Täglich arbeiten darin ca. 120 Mineure. Auf dem Miners-Market kann man noch Mitbringsel für die Arbeiter kaufen. Hier gibt es Getränke (Soda und Alkohol), Zigaretten, Coca-Blätter und Arbeitsmaterialien – sprich Dynamit. Wir haben also etwas eingekauft und haben den Stollen betreten. Anfangs ist es noch kühl – doch es wird ganz schön schweisstreibend. Seraina hatte es dank der Grösse mal etwas leichter – Mathias musste quasi die ganzen 2.5 Stunden gebückt umherwandeln. Der Sauerstoffgehalt hier ist nicht wirklich hoch – man atmet also ganz schön schwer. Dazu kommt der Staub – eine Atemschutzmaske und ein Halstuch darüber schützen zwar, machen das Atmen aber noch schwerer.

Spätestens als wir von der Eingangsebene rund 10 Meter durch einen Schacht auf eine tiefere Ebene klettern mussten, wurde es beklemmend. Es gibt hier keine Treppen oder so – der Abstieg gleicht eher einem Canyoning-Abenteuer. Unten treffen wir dann eine kleinere Gruppe der Arbeiter an, die gerade Dynamit präparieren und Löcher für die Sprengungen bohren. Die Sprengung an sich erleben wir nicht mit – ist vermutlich auch besser so.

Wir besuchen El Tio, den Gott der Mineure – eine skurrile Statue in einer grösseren Höhle, wo immer wieder Gaben gespendet werden. Hauptsächlich sind dies Zigaretten, Coca-Blätter und Alkohol. Der 96-prozentige Alkohol, den man auf dem Markt kaufen kann, trinken die hier wirklich – und sie opfern ihn für Sicherheit und andere wünschenswerte Dinge im Leben eines Mineurs.

Nach knapp 2 Stunden in der Dunkelheit begeben wir uns langsam in Richtung Ausgang – und wir sind ehrlich gesagt froh. Immer wieder müssen wir den heranrollenden leeren und vollen Eisenwagen ausweichen – nicht nur einmal wird es dabei recht eng. Kreuzen können die hier übrigens nicht – der leere Wagen muss also jedes Mal aus der Spur gekippt und danach wieder zurück gehievt werden. Die meist jungen Arbeiter hier sind zäh und fit – aber gesund sind sie über kurz oder lang leider nicht.

Wieder draussen begrüsst uns strahlender Sonnenschein – und irgendwie schätzen wir es jetzt gerade besonders.

Das Nachmittagsprogramm haben wir dann relativ locker gestaltet. Kaffee – ein Besuch im Casa de Moneda, wo wir einiges über die Herstellung der Silbermünzen erfahren – und wieder Kaffee. Das Städtchen an sich ist sehr schön – eine kleine zentrale Plaza ist von tollen Kolonialgebäuden umgeben. Der Morgen liegt uns irgendwie noch in den Knochen. Wir geniessen den Sonnenuntergang auf dem Rooftop unseres Hostels und haben von hier nochmals einen tollen Blick auf den Cerro Rico. Irgendwie schaut man den Berg jetzt anders an, wo man weiss, wie und was sich darin so abspielt. 


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