Veröffentlicht: 06.09.2019
Pünktlich setzte unsere Maschine in Houston zur Landung an. Da alle Sicherheitschecks, inkl. Einreise in die USA, bereits auf kanadischen Boden stattgefunden hatten, konnten wir direkt bei der Gepäckausgabe unsere Rucksäcke entgegennehmen. Wir begaben uns zu den Mietautos und nahmen unseren Dodge RAM 1500 Hemi in Empfang. Dabei handelt es sich um einen riesigen Pick-up. Denn schliesslich, so die Argumentation von Mathias, muss man das Auto den Gepflogenheiten des Landes anpassen. Dies ist natürlich eine clevere Ausrede, um sich den Traum vom grossen Automobil zu erfüllen. So kletterten wir in das Innere des vierrädrigen Monsters und machten uns sogleich auf den Weg zu unserem neuen Zuhause.
Unser AirBnB – erneut hatten wir ein ganzes Haus für uns – befand sich rund fünfzehn Minuten nördlich der Innenstadt. Das Häuschen war wohl in den vergangenen Jahren renoviert worden. Dies traf auf die meisten Häusern in der Nachbarschaft jedoch nicht zu. Einige befanden sich in einem desolaten Zustand. Die reichste 'neighborhood' (engl. für Nachbarschaft) war es jedenfalls nicht. Hungrig zogen wir los. Die meisten Restaurants hatten mexikanische Gerichte im Angebot. Unser Burrito schmeckte herzhaft gut. Auf dem Rückweg wurde uns klar, dass die Gegend nicht nur eher ärmlich, sondern auch mehrheitlich von Menschen mexikanischer Abstammung bewohnt war. Die meisten Schilder wiesen sowohl den englischen Text, wie auch dessen spanische Übersetzung auf. So nahe an der Grenze kommt es – Mauer hin oder her – nun einmal zu einer kulturellen Vermischung. Wir fühlten uns hier sicher und wohl.
Am nächsten Tag unternahmen wir einen Ausflug in die Innenstadt. Einen Parkplatz zu finden, war zeitaufwändiger als gedacht. Da ein Spiel der Astros, der lokalen Baseballmannschaft, im Gange war, waren die meisten öffentlichen Parkplätze überfüllt. Nach einer Weile gelang es uns aber, einen Stellplatz am Strassenrand für uns zu erobern. Mit zwei Dollar pro Stunde war dies eine durchaus günstige Option.
Houston überzeugte uns durch seine Sauberkeit. Selbst in den Nebengassen konnten wir keinen Abfälle entdecken. In der Innenstadt drohnte ein Hochhaus neben dem anderen in die Höhe. Nur im historischen Zentrum kam durch die kleinen Restaurants etwas 'Ferien oder Freizeitatmospähre' auf. Ansonsten wirkt die Stadt auf uns eher steril.
In einer Shoppingmall assen wir zu Mittag. Bei diesen riesigen Portionen zu niedrigen Preisen wundert es uns nun wirklich nicht, dass die Menschen an Übergewicht leiden. Obwohl wir an dem Tag kein Frühstück gegessen hatten, gelang es uns beiden nicht, den Teller auszuessen.
Erschöpft von der Hitze, an diesem Tag herrschten knapp vierzig Grad Celsius, fuhren wir nach drei Stunden wieder zurück zu unserer Unterkunft. Ohne Navigationssystem wären wir verloren gewesen. Die Amerikaner arbeiten ausschliesslich mit Strassenbezeichnungen und nicht mit Ortsnamen. So ist es beispielsweise nicht möglich, in Richtung 'Interlaken' zu fahren, wenn man von Bern nach Belp oder Thun gehen möchte. Die Spurenführung ist zudem komplexer – wo man auch hinsieht, von allen Richtungen kommen Autobahnen, die unter oder über die eigene Spur drunter oder drüber führen.
Auf dem Weg nach New Orleans legten wir am nächsten Tag einen Stopp im NASA Space Center ein. Dies ist ein absolutes Muss für alle Houston Besucher. Zu den Highlights der Ausstellung gehören das auf einer Boing 747 befestigte Space Shuttle sowie der Apollo Mission Controll Room. Der Kontrollraum befindet sich im Originalzustand. Von hier aus wurde 1969 der Flug zum Mond überwacht und koordiniert. Während der Präsentation flimmern genau jene Daten über den Bildschirm, die auch zu dieser Zeit auch vom Bodenteam gesehen wurden. Zudem wurden die originalen Konversationen, inkl. Telefonanruf aus dem Weissen Haus, abgespielt. Wirklich äusserst interessant und unterhaltsam. Wir befanden uns übrigens im Beobachtungsraum hinter dem Kontrollzentrum. Hier sassen dazumal die Angehörigen sowie sämtliche Journalisten.
Fasziniert davon, dass die Menschen mit einer, aus heutiger Sicht, primitiven Technik auf den Mond fliegen konnten, verliessen wir das Weltraum Zentrum der NASA. Nach einem gut vierstündigen Fahrt erreichten wir Lake Charles. Hier verbrachten wir die Nacht in einem Hotel. Am Folgetag fuhren wir weiter in Richtung New Orleans. Wir freuen uns auf die Gründungsstadt des Jazz und auf das Wiedersehen mit Kevin.