Liebe Freunde, vor 14 Tagen kam mein letzter Bericht, leider ohne Bilder. Diesmal habe ich mehr Glueck, und ich kann euch ein paar Eindruecke mitschicken.Nach Tiflis ging es mit einem Taxi den Kaukasus rauf. Wie wir das Taxi bestellt hatten, hiess es, dass es kein Problem sei, Fahrraeder mit zu transportieren, doch es wurde eins. Stephan und ich sassen eingezwaengt auf den hinteren Sitzen und Stephans Rad wurde auf das Dach geschnallt, nur eine Pappe als Unterlage. Doch beide Raeder ueberstanden die Tortur. Die Fahrt war ein Traum, die schneebedeckten Gipfel des Kaukasus rueckten immer naeher, und wenn es nach uns gegangen waere, haetten wir staendig anhalten koennen, um ein Foto zu schiessen. Beim ersten Stop besichtigten wir eine kleine alte Kapelle, mit sehr viel anderen Touristen, sie war sehr beeindruckend, da es noch sehr alte Fresken gab.Der naechste Halt war eine grosse Plattform, von hier aus hatten wir einen traumhaften Ausblick in die Tiefe und in das Bergmassiv.Dann kamen wir nach 3 Stunden Fahrt in Stepansminda an. Vor unserem Hotel (diesen Namen hat es nicht so richtig verdient, es gab keinen Comfort, schlechte Betten und ein katastrophales Bad. Doch hatten wir einen traumhaften Blick (noch etwas in den Wolken) auf die Wahlfahrtskirche und Kazbeg, den zweithoechsten Berg in Georgien.Nach einem Kaffee und etwas in den Magen besichtigten wir das Dorf, welches nicht allzu gross war und auch nichts besonderes vorzuweisen hatte. Nach einem einfachen Essen ging es zurueck und wir spielten bis spaet in die Nacht Kniffel und Karten.Morgens wachten wir sehr frueh auf und waren von unserem Ausblick begeistert: ein blitzeblauer Himmel, der schneebeckte Kazbeg strahlte leuchtend und davor auf einem Huegel die Wallfahrtskirche, trotz der morgendlichen Kaelte blieben wir faziniert stehen und machten Fotos.Nach einem netten Fruehstueck - in einem ausrangierten umgebauten Bus - ging unser Aufstieg zur Kirche los. Es war eine wunderbare kleine Wanderung durch die Natur. Zuerst kam noch ein kleines Bauerndorf, das fuer den kommenden Tourismus bebaut wird. Ich denke, dass es schon im Sommer nicht mehr so idyllisch ist. Wir waehlten den laengeren und gemuetlicheren Weg und durchquerten teilweise einen kleinen Wald, gingen durch gruene Wiesen, wo Kuehe weideten, ohne Zaun und Absperrungen. Wie wir spaeter gesehen haben, gehen sie auch alleine ins Dorf zurueck und muhen vor der Tuer, wo sie zuhause sind.Ueber eine dreckige Eisplatte erklommen wir unser Ziel, die Wallfahrtskirche. Noch bevor die Touristenbusse aus Tiflis ankamen, konnten wir die Kirche und die herrliche Aussicht geniessen. Es war einfach nur schoen, dieser Blick, diese Gewalt des Bergmassivs und auch die Ruhe. Nun kann ich immer mehr die Menschen verstehen, die es immer wieder in die Berge treibt.Der Abstieg, wir waehlten den kuerzeren Weg, war steil und wir mussten auf dem schmalen Pfad achtgeben, nicht wegzurutschen. Unseren letzten Abend in
Georgien und mit Regina und Reinhard verbrachten wir in einem Resturant mit fantastischen Essen, mir hat es dort am besten
geschmeckt.Am naechsten Morgen nach dem Packen und Aufsatteln, Fruehstueck und Verabschieden ging es endlich wieder auf die Raeder. Auch wenn der Himmel grau war und es leicht regnete, wartn wir gluecklich, loszufahren. Da es erstmal nur bergab ging, jauchzten wir. Die Strasse war schlecht, aber leer, und es kamen einige Tunnel, die teilweise schlecht oder gar nicht beleuchtet waren (war mir nicht so ganz geheuer, aber Augen zu und durch). Dann kam endlich die Grenze. Wir waren sehr frueh dran, doch das aenderte sich schnell, denn die Zollbeamten machten wegen der Visa einen kleineren Staatsakt daraus. Stephan musste mit einem Beamten mitgehen, und ich sass da und wartete fast zwei Stunden auf ihn, ohne zu wissen, was passierte. Die anderen Beamten waren total nett zu mir, aber ich durfte das Gebaeude nicht betreten. Da man ja immer so gruselige Geschichten hoert, malte ich mir die schrecklichsten Geschichten aus.Endlich kam er und wir durften weiterfahren. Die Sonne kam raus, die Strasse war super und es ging wirklich nur bergab, einfach herrlich zu fahren. War der Kaukasus in Georgien schneebedeckt, so ist er in
Russland bewaldet und gruen. Nach 2,5 Stunden hatten wir die 40 km geschafft und sind in Vladikavkaz angekommen. Abgestiegen sind wir in einem Hotel mit echtem Sowjetcharme. Abends noch gut gegessen, und dann die erste Nacht in Russland
geschlafen.Am naechsten Tag ging es weiter in Richtung Elista, 480 km entfrnt. Auf einer Autobahn-aehnlichen Strasse mit vielen Autos, Lastern und verrueckten Fahrern ging es eine zeitlang dahin, was uns nicht so recht spass machte. Zum Glueck gab es einen unbefestigten Seitenstreifen, auf den wir immer wieder mal ausweichen konnten. Doch schnell lernten wir die Freundlichkeit der Menschen kennen. Einige Autos blieben stehen, die Fahrer wollten mit uns reden, woher wir kommen, wohin es gehen soll, wie alt wir sind, warum wir das machen, und immer wieder wurden von uns Fotos gemacht und Stephan bekam einen Talisman geschenkt.Enlich konnten wir diese laermende Strasse verlassen und es wurde richtig ruhig um uns, ein Genuss nach dem staendigen wusch, wusch, wusch. Auf einem kleinen Markt (die Auswahl war nicht sehr gross) kauften wir Kohl, Tomaten, Karotten, Knoblauch, Zwiebeln und Wasser, und machten uns auf die Suche nach einem Schlafplatz, den wir auch bald
fanden.Er war nicht so einsam wie wir dachten und staendig kamen Leute vorbei, wollten, dass wir bei ihnen schlafen, warnten uns vor Schlangen und boesen Menschen, wollten eigentlich nur Kontakt mit uns, und immer wieder Fotos. Endlich ging die Sonne unter und wir hatten unsere Ruhe, etwas mulmig war uns schon nach diesen Warnungen. Nachts ist es noch bitterkalt, und ohne meine Waermflasche und Stephans dicken Pullover haette ich kein Auge zugemacht.Doch schliefen wir bald ein und es passierte nichts.Die naechsten Tage ging es immer weiter nach Elista, dafuer brauchten wir insgesamt 7 Tage, die sehr unterschiedlich waren. Das Radeln strengte uns sehr an, wir spuerten staendig unser Gepaeck, fast durchgehend hatten wir Gegenwind und wenn es etwas besser lief, kam der wind von der Seite, aber immer stark und mit vielen Boeen, und es ging nur bergauf und bergab. Leider war es bergauf immer laenger. Erst am dritten Tag hatten wir uns etwas daran gewoehnt.Doch haben wir auf dieser Strecke ganz tolle Menschen kennen gelernt, die uns halfen, unterstuetzten, uns versorgten. So durften wir bei einem (Dickerchen) im Garten schlafen, nachdem wir der ganzen Familie vorgestellt wurden, bekamen Borsch zu essen, und als wir an einem See unser Zelt aufschlugen, kam dieeine nette Frau mit einem Berg zu essen, da es in dem Laden, wo wir einkaufen wollten, nichts mehr gab.Wir fanden herrliche Plaetze zum Schlafen, einmal am Bach, am See, unter kleinen Baumgruppen, und immer hoerten wir das unterschiedlichste Vogelgezwitscher.Tagsueber wurde es richtig heiss, und nur durch den starken Wind bekamen wir das nicht so mit. Nachts blieb es noch immer sehr kalt.Auf der Fahrt nahmen die kleinen Waelder und Baumgruppen immer mehr ab. Gab es am Anfang noch grosse Korn- und Rapsfelder, gibt es seit ca. 100 km vor Elista nur noch Steppe, ueber die der Wind fegt. Kein Wasser, kein Strauch, es wird die naechste Wueste, mal wieder von den Menschen geschaffen.Nun sind wir seit gestern in Elista, der einzigen buddhistischen Stadt in Europa. Wir kommen uns vor wie in China, da die Menschen einen mongolischen Einschlag haben. Dschingis Khan zog hier durch, vor 750 Jahren. Hier gibt es viele Tempel, Statuen und Pagoden.Russland gefaellt uns sehr gut, wir sind begeistert von den Menschen, von ihrer unaufdringlichen Freundlichkeit. Sie geben uns sehr viel und wollen nichts dafuer. Ich denke immer: wie verhalten wir uns Auslaendern gegenueber. Da gibt es kaum eine Hilfestellung von unserer Seite, das macht mich beim Radeln oft nachdenklich.Auch wenn wir gegen den Wind kaempfen und auf die Huegel schimpfen, sind wir gluecklich, hier zu sein. Wenn es ganz schlimm wird, trampen wir und es klappt auch. Mal hat uns ein Bus mitgenommen und dann ein Baeckerauto. Es geht uns gut, und wir sind gesund und munter. Morgen geht es weiter nach Astrachan.Stephan ist ein wunderbarer Reisefuehrer, er spricht schon fast perfekt russisch. Wenn das nicht hilftm, hilft Googleuebersetzer. Er fuehrt mich sicher durch dieses Land und ich bin richtig gluecklich mit ihm zu reisen.Wir hoffen euch allen geht es so gut wie uns, und ihr habt einen schoenen Monat Mai. Es waere lieb, wenn ihr mir kurz eine Antwort gebt, ob ihr die Mail bekommen
habt.Es gruessen euchDie Radler Corrina und Stephan