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Schulalltag

Veröffentlicht: 04.02.2018

Hallo zusammen,

heute folgen ein paar Eindrücke aus der vergangenen Schulwoche:

Nachdem die erste Woche mehr aus hospitieren bestand und mir zur Orientierung half, wurde ich in dieser Woche schon aktiver. Ich war jeden Tag in einer anderen Klasse und konnte somit noch besser den Unterricht der Schüler/innen nachvollziehen. Zum Beginn der Woche bin ich in eine der beiden Pre-Vocational Klassen gegangen. Hier sind die ältesten und in der Entwicklung am meisten Fortgeschrittenen Schülerinnen und Schüler drinnen. Der Unterricht hier erinnert etwas an den an deutschen Schulen. Es wird Mathe, Kiswahili und Englisch unterrichtet. Daneben gibt es noch "social studies" und "communication skills". Was mich sehr gefreut hat, war der Einsatz von Tablets. Die Kinder wirkten sehr interessiert und haben alle gerne mitgearbeitet. Der Lehrer setzt diese Unterrichtsform meiner Meinung nach auch sehr gut ein. Außerdem können die Kinder sehr gut selbst mit den Tablets umgehen, was neben der Medienkompetenz auch die Selbststädnigkeit fördert. In Mathe versucht der Lehrer zu differenzieren und jedem Kind eigene Aufgaben zu geben, manche Schüler rechnen im 20er-Zahlenraum, während andere schon einfache Multiplikationen können. Ich bekam gleich mal die Aufgabe in der Mathe- und in der Kiswahili-Stunde mit dem Stift rumzugehen und zu kontrollieren bzw., wenn benötigt, meine Hilfe anzubieten.

In Englisch war das Alphabet Unterrichtsgegenstand. Dieses wurde zusammen im Frontalunterricht geübt und danach einzeln an den Tablets.

In einem Gespräch mit dem Lehrer kam heraus, dass der Entwicklungsstand jedes Kindes notiert wird. Auch die Stärken und Förderansätze werden notiert, womit jedes Kind quasi einen kleinen Förderplan hat. Das zu hören hat mich sehr gefreut, da sich so um jedes Kind als Individuum am besten gekümmert werden kann.

In den Intermediate- und der Foundation-class, die ich an den nächsten beiden Tagen besucht habe, konnte ich nicht immer ganz so gute Erfahrungen machen. Auch hier durfte ich im Matheunterricht helfen. hier wird in beiden Stufen noch mehr auf die einzelnen Ziffern, als auf die Zahlen eingegangen. Eine Differenzierung konnte ich nur darin feststellen, dass Kinder, die schneller fertig sind schon weitere Aufgaben bekommen. Allerdings gibt es in den intermediate Klassen auch ein paar Schülerinnen und Schüler, die sich schon mit einfachen Additionen ohne Zehnerübergang befassen. Leider konnte ich aber auch in beiden Stufen feststellen, dass die Kinder viel, manchmal sogar zu viel Leerlauf hatten und nicht wussten, was sie mit sich anfangen sollen. An diesen Stellen hat mir persönlich der Impuls seitens der jeweiligen Lehrkraft gefehlt. Ich glaube, dass hier auch ein Problem ist, dass die beiden unteren Stufen weniger Arbeitsmaterial als die Pre-Vocational-class besitzen. In der Foundation-class, die ich besucht habe, wurden den Kindern nach der ersten kürzeren Pause Bauklötze und andere Gegenstände gegeben, mit denen sie Zahlen oder Formen nachlegen sollten. Viele Kinder spielten zwar lieber mit den Gegenständen, konnten diese aber so für sich entdecken. Allerdings war mir diese Phase zu lange. Im Gegensatz zu der Pre-Vocational-class hat mir an manchen Stellen eine klarere Struktur gefehlt. Diese war aber an anderen Stellen sehr schön zu erkennen. Die ersten beiden Stunden wurden jeweils gut eingeteilt und getrennt. Auch das morgentliche Begrüßungsritual fand ich sehr schön.

Insgesamt hat mir aber auch der Unterricht in den beiden unteren Stufen gut gefallen.

Komplett anders noch mal war der Unterricht in der Autistic-Class, die ich besucht habe. Hier wurde zunächst auch mit Mathe begonnen und die Kinder sollten Zahlen ausmalen. Aber auch hier war mir der Leerlauf zu groß. Nach der ersten Pause wurden auch hier Klötze zum spielen. nachlegen und auch zum zuteilen in bestimmte Formen verteilt. Allerdings wurde dieser Teil nach einer bestimmten Zeit abgelöst von der Aufgabe getrocknete rote Bohen von Maiskörnen zu trennen. Diese Aufgabe fand ich sehr schön, da die Kinder so lernen zu unterscheiden und zuzuteilen. So weit so gut. Man merkt in den Autisten Klassen jedoch deutlich, dass die Lehrkräfte nicht genügend über Autismus wissen. Es fehlt spezielle Förderung an manchen Stellen. Gerade mit den nicht-sprechenden Kindern sind die Lehrer teilweise überfordert und wissen nicht genau, welche Aufgaben sie ihnen geben können. So gibt es leider ein paar Kinder die die ganze Zeit nur da sitzen und nichts tun. Dieses Phänomen konnte ich aber auch in anderen, nicht Autisten Klassen beobachten.

Im Gespräch mit einer Lehrerin kristallisierte sich auch diese wahrgenommene Überforderung heraus. Sie sagte mir, dass die Lehrkräfte jeden Tag auch wieder etwas neues von den Autisten lernen und sie nicht genug über Autismus wissen. Ich bin selbst auch alles andere als ein Experte was Autismus angeht, aber dennoch muss ich feststellen, dass hier an der Schule leider die Möglichkeiten der besseren Förderun fehlen. Gerade die alternative Kommunikation über Kommunikationstafeln oder ähnliches würde diesen Schülern vermutlich schon weiterhelfen.

Sowohl in den Autistenklassen, als auch in den beiden ersten Stufen steht nach der Tee-Pause ADL, von dem ich ja bereits berichtet habe, auf dem Stundenplan. Hier werd den Schülern lebenspraktische Tätigkeiten beigebracht, die sie brauchen um sich um sich selbst zu kümmern. Diese Unterrichtseinheit finde ich sehr sinnvoll. Es wird Händewaschen, Schuheputzen, Kleidungwaschen, Gesichtwaschen und noch mehr gelehrt.

Nach dem Mittagsessen haben die jüngeren Schüler frei, während die älteren in den Wood-workshop, oder zu Home-science gehen. In ersterem werden, nachdem alle Werkzeuge gekannt werden, eigene Projekte verwirklicht. Leider gibt es viel zu wenige Werkzeuge, sodass die Kinder sich regelmäßig abwechseln müssen. Dies klappt jedoch recht gut.

In Home-Science, welches vorallem die Mädchen besuchen, lernen die Kinder Dinge wie Teppiche knüpfen, Perlenketten machen oder sticken und stricken. Auch ich habe mich mal an einer Kette versucht. Sah, laut Lehrerin, sehr schön aus.

Zwei mal die Woche gehen manche Kinder auch auf den Acker, wo verschiedene Nutzpflanzen angepflanzt werden. Hier wird die Arbeit eines Farmers gelehrt, was in Kenia eine sehr wichtige Kompetenz ist, da es sehr viele Farmen gibt. Nach der Schule können die Abgänger also evtl. auf einer solcher Farmen Arbeit finden. Diese Unterrichtsstunden heißt dem entsprechend auch "agriculture".

Insgesamt habe ich bis hierher einen positiven Eindruck von der Arbeit die geleistet wird. Es wird versucht aus den gegebenen Möglichkeiten das beste zu machen. Auch wenn es nicht gelingt alle Kinder zu unterrichten wird doch versucht einen Großteil zu erreichen.


Noch eine kleine Anekdote zum Freitag: Da der Lehrer der einen Pre-Vocational-Class gefehlt hat, wurde ich kurzerhand auserkoren einzuspringen. Dieses Vertrauen ehrt mich natürlich, ich war aber auch etwas unsicher, da ich nicht wusste, was ich mit den Kinder machen sollte. Das ganze stellte sich aber als unproblematisch heraus, da die Kinder sich selbst Aufgaben geben konnten. Zuerst hat jeder mit dem Tablet gearbeitet und nach der Pause hat sich jedes Kind Matheaufgaben aus einem Buch gesucht. Ich hatte also lediglich unterstützende Aufgaben.

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