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Tag 2 - von Tisens nach Fondo

Veröffentlicht: 11.09.2017


Was für ein Tag! Heute war alles dabei, also wirklich alles was es so geben kann. Sorry Alisha, es hat auch heute keine jungen Labradore geregnet. Also vom Wetter war zum Glück nicht alles dabei, es gab Sonne, Wolken, Hochnebel und etwas Nieselregen. Aber ansonsten passte es. Anfangs war es etwas frisch, aber wenn man erstmal die Endgeschwindigkeit erreicht hat, dann wird es warm.

Gegen 08:50 Uhr ging es los, also mit der Zeitreise. Auch hier war wieder einiges dabei, dazu aber später mehr.

Ich muss erst nochmal etwas zum Hotel in Tisens loswerden. Ja, ich fühlte mich in die Vergangenheit zurückversetzt, aber das Personal war super nett, völlig ungekünstelt familiär. Zum Bezahlen wurde man ins Büro hinter dem Empfang gebeten und mit Handschlag verabschiedet. Sehr nett. Ob man in den Sechzigern so war? Sorry, den kleinen Seitenhieb konnte ich mir dann doch nicht verkneifen.

Also, wie gesagt ging es um ca. 08:50 Uhr los. Jetzt spürte ich erstmals, wie sich Wandern ohne Regen in kurzen Hosen und T-Shirt anfühlt - sehr schön. Geschickterweise hatte ich mir die Wegnummern gemerkt und wusste auch, dass es an einer Stelle eine Alternative gab. Ich bin also los gedüst, leider an der Straße, und in den nächste Ort. Hier in den Supermarkt, sehr süß, die hatten alles, sogar das Rentenalter schon erreicht. Opi saß im Kittel an der Kasse und Omi kramte irgendwo rum. Eine ganze Flasche Wasser habe ich ihm abgekauft, sorry, mehr brauchte ich nicht.

Ruckzuck ging es dann weiter, ich kannte ja die Wegnummern, nur meine Navi kannte den Weg nicht. Naja, nach mehrmaligem im Kreis drehen fanden wir beide dann die Orientierung und von nun an ging es bergauf. Anfangs an einzelnen Höfen vorbei und wieder an vielen Apfelplantagen, hier und da eine Kuh, aber alles mit moderater Steigung. Wetter gut, Landschaft toll. Soweit so gut.

Meine Gedanken kreisten wieder um die Themen für den Blog. Dank Silkes Vorschlag habe ich ein paar Notizen auf mein Handy gesprochen, war ne tolle Idee von ihr., danke dafür. Mir kam dann gleich die nächste Idee, wie wäre es mit einem Hörbuch. Das Hörbuch zum Buch, der Film zum Buch und was man sonst noch so machen könnte.

Dabei kam mir dann noch eine Idee, quasi eine Erfindung. Die Wegmarkierungen sind hier in Italien nicht so dolle. Also, warum ersetzt man diese nicht durch NFC Chips, jeder mit einem eigenen Code? Bei der Routenplanung speichert man dann diese Codes auf dem Navi und im richtigen Augenblick wird man dann erinnert, dass man abbiegen muss. Kennt man doch schon aus Supermärkten. Da fährt man nichts Böses ahnend durch einen Gang und plötzlich piepst es und es wird Werbung auf einem Display gezeigt. Naja, vielleicht auch nicht. Zurück zur Wanderung.

Nach der ersten Stunde kann ich in der ferne Gipfel sehen, leider nur sehr diesig, aber ich war sowas von beeindruckt und musste mich quasi zwingen weiterzugehen.

Ich höre gerade meine Sprachnotizen, zu witzig. Als ich im Wald unterwegs war und um eine Kurve kam erinnerte mich diese beeindruckende Landschaft and die Fernsehserie "Der Mann in den Bergen". Ende der Siebziger lief die, glaube ich. Also wohl eher etwas für die reiferen Leser. Aber egal, in dem Moment, als ich diesen Teil der Landschaft sah, begann ich zu grinsen und hatte ein Glücksgefühl, das so ganz von tief drinnen heraus kam. Toll.

Ach ja, und es ging immer noch bergauf.

Gegen 10:40 Uhr hatte ich eine Höhe von 1029 m erreicht, mein gesprochener Kommentar lautete "alter Schwede", und lt. Navi hatte ich schon etwas über 8 km gelaufen und war ziemlich kaputt, wie die meiste Zeit heute. Um euch ein Gefühl davon zu geben, wie steil das hier war habe ich ein Beispiel parat. Also, ihr kennt doch bestimmt das letzte steile Stück zum Stoppelberg Turm. Wenn man unten steht denkt man sich "Oh Mann, der Weg wird ja nie enden", aber er tut es ja zum Glück dann doch. Hier ist kein Ende in Sicht. Wer übrigens denkt, der Sonnenweg in Nauborn wäre steil, der war noch nicht hier. Gegen das hier ist der Sonnenweg so steil wie das holländische Flachland.

Etwas später konnte ich beobachten, wie der Nebel so langsam in den Wald zog und der Blick ins Tal, der eben noch da war, verschwand. Echt Spuki, sofort kam mir "The fog - Nebel des Grauens in den Sinn.

Gegen kurz vor 12:00 Uhr war ich auf über 1300 m und hatte mir gerade einen Powerriegel eingeworfen. Wow, was soll ich euch sagen, das Ding gab wirklich Power, obwohl ich ziemlich fertig war. Da sind bestimmt Drogen drin. Fehlt nur noch, dass ich glaube fliegen zu können. Ich checkte mal mein Umfeld und stellte glücklicherweise fest, das kein richtiger Absprungpunkt vorhanden war und ich eh im nächsten Baum hängengeblieben wäre. Also die neue Power doch fürs Wandern einsetzen.

Die Wegqualität und Größe hatte heute fast alles zu bieten. Teerstraßen, gut geschotterte Wege ohne Pfützen, Waldwege, über Wiesen mit Hinweisen "Achtung Zecken" und dann kamen die absoluten Highlights: Trampelpfade, die sogar der von mir hochgelobte Routenplaner kennt. Wahnsinn, irgendwann musste ich vom Weg auf einen solchen Pfad abbiegen, ich dachte, man verarscht mich, wäre auch was für versteckte Kamera gewesen. Tja, aber das war meine erste Wahl, die Alternative hätte wahrscheinlich nicht auf 1800 m geendet und ich wollte ja unbedingt hoch hinaus. Selber Schuld, aber eine sehr interessante Erfahrung, die ich in den folgenden Stunden machte, und unglaublich, wozu ich fähig war, nicht nur physisch, ok stellenweise ging ich auf dem Zahnfleisch, sondern auch psychisch. Ich habe mit mir gesprochen und mich angetrieben. Wow, und es hat geklappt.

Zu dieser Zeit, oder doch schon früher, fragte ich mich, was mich dazu getrieben hat, diese Tour zu machen. Meine Theorie: Mein innerer Schweinehund, er wollte mich damit an meine Grenzen treiben, um mich dann wieder beeinflussen zu können. Aber nee, hat nicht geklappt.

Gegen kurz vor 14:00 Uhr erreichte ich den höchsten Punkt dieser Tagesetappe mit 1802 m - Wahnsinn, was eine Leistung. Ich fühlte mich wieder richtig gut und begann sehr euphorisch den Abstieg. Zwischenzeitlich hatte ich beschlossen ich werde vom nächsten Ort mit dem Bus nach Fondo fahren, also lief ich schnurstrags nach St. Felix.

Auf dem Weg dorthin war ich immer noch auf der Zeitreise. Der Nebel im Wald erinnerte mich an Jurassic Park und dann fand ich auch noch zahllose Haufen Dinoscheiße. Als ich dann an einem Einbaum vorbeikam wusste ich nicht mehr, wann und wo ich war. Ihr könnt auf den Bildern sehen was ich meine.

Ihr denkt bestimmt, ich sehe zu viel fern. Ach wo, niemals. Bei den vielen goßen Ameisenhaufen mit großen Waldameisen musste ich an einen der Indiana Jones Filme denken, ich glaube der mit dem Christallschädel.

Aber zurück zur Wanderung und meiner Ankunft in St. Felix. Dort fuhr tatsächlich ein Bus nach Fondo und das sogar nur wenige Minuten nach meiner Ankunft an der Bushaltestelle, tja, aber er war auf der anderen Straßenseite und ich wusste nicht, dass es mein Bus war. Der nächste würde um 17:16 Uhr kommen, also in 2 Stunden. Ich plante dann doch noch nach Fondo zu laufen. Auf der Straße wären es 7 km gewesen. Ich hab dann so'n bisschen auf dem Navi rumgeklickt und eine Route erstellt - und frohen Mutes ging es los. Bis, tja, bis ich irgendeine Abzweigung verpasst habe. Also ein paar Meter zurück, aber da war keine Abzweigung. Wurscht, ich bin dann weitergelaufen zum nächsten Ort, bzw. Häuseransammlung. Yippieh, eine Bushaltestelle. Uppsi, der Bus nach Fondo fährt allerdings nur einmal am Tag hier durch - morgens um 06:45 Uhr. Mist, so lange warte ich nicht. Also wieder eine Route geplant und losgelaufen. Vorher hatte ich mal kurz Pause gemacht. Auf der anderen Straßenseite saßen ein paar ältere italienische Senioritas und waren am Quatschen, auf Italienisch. Ich also losgetapert und kehre nach wenigen Metern um, weil das Navi meinte, es wäre die andere Richtung. Also nochmals an den Damen vorbei. Ich glaube, das war ein echtes Erlebnis für sie.

Ich ging also durch den Ort, ziemlich brastig, und wollte irgendwo hin. Dann fragte ich einen älteren Herren. Überall sprach man Deutsch, nur er konnte es nicht. Zum Glück kann ich etwas Italienisch und konnte nach der nächsten Haltestelle für den Bus nach Fondo fragen. Nur 5 Minuten, dann wäre ich an der Haltestelle. Tja, dort angekommen legte ich mein Gepäck ab und begann zu entspannen. Ich hatte etwa 30 Minuten Wartezeit, aber egal, ein Bus war in Sicht.

In Fondo stieg ich auf gut Glück an der zweiten Haltestelle aus und siehe da, nach wenigen Minuten erreichte ich das Hotel. Die Zeitreise hat ein Ende! Ich bin wieder hier in der Zukunft gelandet.

Übrigens, es war wohl keine Dinoscheiße sondern Kuhfladen, ich bin nämlich mitten über Kuhweide gelaufen, die im Wald lagen. Es sah herrlich aus, einfach schön. Überall Gebimmel und schöne Kühe.

Aber das mit dem Einbaum auf dem Berg wundert mich dann doch.

So, morgen am Tag 3 geht e mit Bus und Bahn nach Mezzolombardo. Für die nächsten Etappen mit Längen von 22 km, 25 km und 21 km habe ich beschlossen, diese zu entschärfen. Ich werde mir nochmals genau die Planung anschauen und überlegen. Aber eins ist Sicher, sowas wie heute mache ich nicht mehr.

Uppsi, etwas lang geworden. Ich hoffe ihr hattet wieder Spaß beim Lesen. Klickt auch morgen wieder vorbei, wenn ihr von meinen Erfahrungen mit dem italienischen ÖPNV lesen wollt. 


Antworten (2)

Dagmar
Na da steht doch dein auto, oder irre ich mich etwa??????????

Dagmar
super schoen geschrieben, ich werde mir auch den film angucken sobald er ins Kino kommt.