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Zwei Monate Somaliland

Veröffentlicht: 09.11.2018

Mittlerweile bin ich schon seit zwei Monaten in Somaliland und manchmal geht das Leben hier einem doch an die Substanz. Nachdem ich letzte Woche über einige traurige Fälle berichtet habe, gibt es auch immer wieder schöne Geschichten zu berichten. 

Da gibt es zum Beispiel einen Patienten der mit Verbrennungen an beide Beinen zu uns ins Krankenhaus gekommen ist und mittlerweile schon über einen Monat Patient bei uns ist. Anfangs dachte ich er kann froh sein, wenn er am Ende die Beine noch bewegen kann, mittlerweile sind seine Wunden so gut verheilt, dass er hoffentlich bald entlassen werden kann. Oder die Zwillinge die im Alter von einem Monat in das Stabilisation-Center gekommen sind,unterernährt und nur 1,5 kg schwer, die wir nach 4 Wochen entlassen konnten, zwar noch nicht ganz über den Berg aber immerhin auf dem Weg der Besserung. Insgesamt ist es immer schön zu sehen wenn sich Patienten auf dem Weg der Besserung befinden und man sieht das die eigene Arbeit Früchte trägt. Im Gedächtnis bleiben beispielsweise auch die Kinder die mit Verdacht auf Meningitis zu uns gekommen sind und das Krankenhaus nach wenigen Wochen wieder lächelnd verlassen konnten. 

Die Arbeit im Krankenhaus ist hier doch eine komplett andere als in Deutschland. So haben wir beispielsweise einen Patienten mit Leberschaden, der regelmäßige zur Aszitespunktion kommt. Dabei wird mit einer Nadel durch die Bauchdecke gestochen und freies Bauchwasser wird ,über ein abgeschnittenes Infusionssystem, in eine leere Cola- oder Wasserflasche geleitet. "Dschungelmedizin" sagt unser Doktor oft dazu und auch wenn die Prognose des Patienten alles andere als gut ist, hilft es dem Patienten und schenkt ihm vielleicht noch ein bisschen mehr Lebensqualität zum Lebensende hin. In unseren 8 Bett Zimmern sind neben den Patienten oftmals auch jede Menge Angehörige, die ihren Verwanden Tag und Nacht zur Seite stehen und oft auf dem Boden neben dem Bett schlafen. So kommt es teilweise vor, dass wir vor der Visite 15 bis 20 Angehörige aus dem Raum schicken müssen, bevor wir mit der Visite beginnen können. Einerseits ist es schön, dass sich die Angehörigen hier so sehr sorgen und auch viele Aufgaben abnehmen, andererseits steigt auch die Infektionsgefahr bei vielen Menschen auf einem kleinen Raum und Patienten können nicht richtig zur Ruhe kommen. 

Auch meine Arbeit ist eine andere als in Deutschland. Insgesamt arbeite ich weniger am Bett und mit den Patienten, was ein bisschen schade aber auch der sprachlichen Barriere geschuldet ist. Viel mehr habe ich einige administrative Aufgaben. So musste ich letzte Woche einen Vertrag für das Ministerium of Health aufsetzen, die Steuern für Oktober abschließen und ein Konzept für die Arbeit in unserem Health Post erstellen. Neben den Bürotätigkeiten kommen noch Gehaltsverhandlungen, Bewerbungsgespräche oder das Abhalten von Besprechungen dazu. Oftmals geht es aber auch einfach darum Präsenz zu zeigen, den Mitarbeitern Hilfestellung zu leisten und gemeinsam Ideen zu entwickeln um den Krankenhausablauf zu verbessern. Viele neue und interessante Aufgaben für mich, ich freue mich aber auch schon wieder darauf, dass ein oder andere Späßchen mit den Patienten in Deutschland zu machen.

In  Deutschland wird es langsam kälter und in 6 Wochen ist schon Weihnachten, die Weihnachtsmärkte gehen los und wie gerne würde ich den ein oder anderen Glühwein mit euch trinken. 

Im nächsten Jahr dann wieder :) 

#Alexinsomaliland

Antworten (4)

Margreth
Lieber Alex , schön wieder von dir zu hören , ich bin sehr froh wenn du wieder nach hause kommst und wir deinen Geburtstag feiern können

Sonja
Ein sehr schöner Bericht Alex. Weihnachten wird für uns auch von Schwermut gezeichnet sein in diesem Jahr. Drei meiner Kinder fehlen. Aber wenn man die Kehrseite des Lebens mal kennen lernt, dann weiß man auch zu schätzen, was man hatte, dort wo man herkommt. Die Augen werden einem geöffnet und man ist vielleicht dankbar, für das was man hier so hat im reichen Deutschland. Für uns Deutsche ist ja doch vieles selbstverständlich. Ich wünsche dir eine schöne Woche Alex.

Laura
Dear Alex, thank you for sharing your journey with us. Laura

Angie