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Same same but different 2

Veröffentlicht: 18.01.2019

Nach langer Zeit melde ich mich auch mal wieder aus dem schönen Somaliland. In den letzten Wochen war ich viel mit Statistiken auswerten, Abrechnungen machen und Berichten lesen und schreiben beschäftigt, dementsprechend gering war meine Motivation sich in meiner Freizeit vor einen Laptop zu setzen und euch von hier zu berichten. Langsam aber sicher geht es für mich in die Schlussphase meines Einsatzes und insbesondere über Weihnachten und Silvester habe ich doch das ein oder andere mal an mein zu Hause in Deutschland gedacht. Zwar wurde ich gefragt, ob ich meinen Einsatz vielleicht für ein paar Wochen verlängern kann, jedoch werde ich vermutlich erst mal nach Hause kommen. Was die Zukunft dann bringt wird man sehen. 

Neben der ganzen Büroarbeit habe ich in den letzten Wochen und Monaten allerdings auch viel über die traditionellen Heilungsmethoden in Somaliland erfahren. So kommt es gerade in der kalten Jahreszeit gelegentlich vor, dass Patienten mit Hals- und Rachenschmerzen ins Krankenhaus oder in die Mobile Clinic kommen. Inspiziert man dann die Mundhöhle kann man gelegentlich feststellen, dass die Patienten keine Uvula bzw. kein Gaumenzäpfchen mehr haben. Das kommt daher, dass traditionelle Heiler oft davon ausgehen, dass das Gaumenzäpfchen für die Beschwerden verantwortlich sind, weshalb sie es abschneiden. Ähnlich verhält es sich bei Patienten mit Fieber. Hier werden oftmals die kompletten Haare abrasiert, da davon ausgegangen wird, dass dies gegen das Fieber hilft.  Eine weitere "Heilungsmethode" sind traditionelle Verbrennungen. Gibt man beispielsweise starke Schmerzen im Bauchbereich an wird ein Metall heiß gemacht und anschließend auf die Stelle in der Bauchgegend gedrückt. Dies übertüncht den eigentlichen Schmerz für eine Weile, führt aber nur selten zu einer langfristigen Besserung. So kommen auch immer wieder Patienten mit Brandmalen am Bauch ins Krankenhaus. 

Außerdem war ich in den letzten Wochen auf einer Verlobungszeremonie eingeladen. Hierbei treffen sich die männlichen Vertreter der betroffenen Clans, sowie die Familienoberhäupter der zu verheiratenden Familien, sowie ein Mullah und der Bräutigam. Bei diesem Treffen wird der Preis festgelegt, welchen der Bräutigam bezahlen muss um seine angehende Frau heiraten zu dürfen. Bei dem Treffen sind ausschließlich Männer anwesend. Neben einem kleinen Umtrunk werden auch noch Bilder gemacht und man beglückwünscht sich gegenseitig, sobald das "Geschäft" abgeschlossen ist. Früher wurde eine Frau tatsächlich mit Kamelen ausgelöst, dieses mal musste der Bräutigam 6000$ US bezahlen, was fast zwei Jahresgehältern entspricht. 

Ebenfalls waren wir zu einem bzw. sogar zwei Hochzeitsessen eingeladen. Hierbei werden alle Freunde des Bräutigam eingeladen und die Köstlichkeiten der somalisches Küche aufgetischt. Beim zweiten Essen kommen ebenfalls alle Freunde und es wird ein kleiner Snack, in Form von getrocknetem Kamelfleisch, angereicht. Die Festlichkeiten einer Hochzeit dauern hier bis zu einer Woche an. 

Allgemein dürfen Männer hier bis zu vier Frauen gleichzeitig heiraten. Dies führt dazu, dass beispielsweise unser "Hausmeister" im Krankenhaus schon mehr als 20 Kinder hat und auch schon acht mal verheiratet war. Einige seiner Frauen sind leider verstorben, weshalb es ihm möglich war mehr Frauen zu heiraten. 

In knapp 4 Wochen sitze ich vermutlich in dem Flieger nach Deutschland, bis dahin müssen wir noch einige wirtschaftliche Umstrukturierungen im Projekt vornehmen. Da wirtschaftliche Umstrukturierungen eigentlich nur selten was gutes mit sich bringen, kann es durchaus nochmal turbulent werden in Somaliland. 

Hoffen wir es bleibt ruhig. 

Bis bald 

#AlexinSomaliland

Antworten (1)

Margreth
Habe heute erst deinen vielleicht letzten Bericht vor deiner Abreise nach Deutschland gelesen,. Wie alle war auch dieser sehr interesant und aufschlußreich.Aber troz allem ist es schön, wenn du wieder gesund nach hause kommst.Also bis bald Alex.