Veröffentlicht: 02.02.2024
So schnell vergehen 58 Tage. Alles begann mit absolutem Schneechaos in München…
Der Abschied von Cape Three Point fiel mir erstaunlich schwer. Das Meer, der Strand und die Hoffnung auf Babyschildkröten bewirken eine große Anziehungskraft auf diesen Ort. Auch wenn der ständige Wechsel der Patrouillen von Mitternacht zu 5 Uhr morgens und zurück nicht gut für den Schlafrhythmus sind, so habe ich diese vor allem in den Vollmondnächten, als fast magisch empfunden. Selbst das Slalomlaufen zwischen den ganzen schlafenden Ziegen und Schafen auf dem Weg zum Strand gehörte irgendwann zum Ritual. Was das Lebwohlsagen doch etwas erleichtert hat, war die Aussicht auf anderes Essen als Reis und Nudeln. Und vor allem die sehr häufigen Stromausfälle zerren an den Nerven. In meinen zwei Wochen hier hatten wir acht Stromausfälle von denen drei fast einen ganzen Tag dauerten. Abgesehen von den sehr schlechten Nächten aufgrund des nicht funktionierenden Ventilators, mussten wir auch einige der wertvollen Lebensmittel wegschmeißen, die die warmen Temperaturen nicht verkraftet haben. Ersatz erweist sich wie erwähnt als schwierig, da der nächste Supermarkt drei Stunden entfernt ist. Leider konnte ich auch mein Bild nicht fertigstellen. Falls ihr euch gefragt hab was ich in meiner Freizeit so angestellt habe, seht ihr oben ein Bild meines Löwen, mit Malen nach Zahlen. Leider haben die Pinsel in der letzten Woche den Geist aufgegeben und an Ersatz ist hier nicht zu kommen. Aber ich werde das Bild definitiv noch fertigstellen.
Jedoch gab es noch ein besonderes Abschiedsgeschenk für mich. An meinem letzten Tag beschlossen nochmal ein paar Babyschildkröten zu schlüpfen. Nachdem ich die Einzige war, die sich bereit erklärt hatte zur frühen Morgenstunde aufzustehen, wurde mir allein die Ehre zuteil weitere 26 Schildkröten in die Freiheit zu entlassen. Es war nochmal ein krönender Abschluss die kleinen Racker zu beobachten wie sie mühsam durch den Sand watscheln, um dann wohlbehalten ins Meer zu gelangen.
Somit sagte ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge Lebewohl zum südlichsten Punkt Ghanas und machte mich via Motorradtaxi und Autotaxi auf den Weg nach Takoradi. Wer sich erinnert, hier habe ich Weihnachten auf dem Festival verbracht. Da ich mir den erneuten langwierigen Weg mit Gepäck ersparen wollte, ging es diesmal per Flugzeug von Takoradi nach Accra. Erneut ein interessantes Erlebnis. Der Flughafen hier ist wohl nach dem in Krüger Nationalpark der kleinste in dem ich je war. Hier wird das Gepäck noch per Hand zum Flugzeug gebracht und eingeladen. Der Wartebereich sieht aus wie der einer Arztpraxis und als Verpflegung gibt es einen Snackautomaten. Jedoch bei meinem Gepäck, das 600 g zu schwer war waren sie sehr streng und ich musste etwas in mein Handgepäck packen um unter 23 kg zu kommen. Das soll einer verstehen… Überpünktlich, was hier an einem Weltwunder grenzt, ging es innerhalb von 25 Minuten nach Accra. Zum Glück hatte ich einen Fensterplatz und konnte so die Aussicht auf die Küste genießen.
Accra ist das absolute Spiegelbild von Ghana. Laut, bunt, wusselig, chaotisch, staubig,… Mein Hostel lag zum Glück nur 20 Minuten vom Flughafen entfernt und auch wenn ich sonst kein Fan von Schlafsälen bin, war hier alles so nett hergerichtet und durchdacht, dass ich mich rundum wohlgefühlt habe. So seltsam das vielleicht klingen mag, habe ich mich am meisten auf die warme Dusche gefreut. Nach acht Wochen nur kaltem Wasser und das teilweise aus Eimern, weiß man so eine Kleinigkeit auf einmal sehr zu schätzen. Ansonsten bietet Accra an Sehenswürdigkeiten nicht allzu viel. Da ich bereits in mehreren Festungen war, waren diese für mich uninteressant und es blieben nur noch ein paar Memorials und der Künstlermarkt übrig. Allerdings hatte ich paar Leute im Hostel kennengelernt und so verbrachte ich den Tag zusammen mit einer Amerikanerin, einem Neuseeländer und einem Nigerianer. Sehr interessante Kombination und es ließ den Tag deutlich schneller vergehen als gedacht. Selbst der Flug der Amerikanerin und meiner waren zur exakt gleichen Uhrzeit. Somit quälten wir uns zusammen durch die Menschenmassen von sehr planlosen Ghanaen, die meist zum ersten Mal in ihrem Leben fliegen.
Dank meines robusten Magens, der mich in den letzten acht Wochen kein einziges Mal im Stich gelassen hat, konnte ich noch ein letztes typisch einheimisches Abendessen genießen bevor es am späten Abend endlich Richtung Heimat ging. Zuerst nach Brüssel und dann weiter nach München. Dankenswerterweise gab es bei der Abholung mein Standardwillkommenssnack, Apfelschorle und Brezn. Oh wie sehr ich das vermisst habe.
Nun zu meinem Fazit der letzten Wochen in Ghana. Ghana ist bereits mein 13. afrikanischen Land, aber das erste in Westafrika. Es gibt wundervolle Landschaften und besonders die Strände mit dem warmen Meer laden echt zum genießen ein. Das Land hat Potenzial für ein schönes Reiseziel. Leider macht es aktuell die katastrophale Infrastruktur einem sehr schwer zu reisen und man ermüdet sehr schnell. Auch wenn ich viele sehr nette Einheimische getroffen habe, finde ich die Mentalität persönlich etwas schwierig. Die ständige Unpünktlichkeit, Unzuverlässigkeit und Versuche Geld zu erbitten erschweren es mir vollkommen in der Kultur aufzugehen. Das Projekt mit den Schildkröten hingegen war mein persönliches Highlight. Ich denke das Freilassen von knapp 100 Babyschildkröten war schon ein sehr einmaliges Erlebnis. Und wie es meiner Erfahrung nach oft bei Reisen ist, sind es die zwischenmenschlichen Begegnungen, die einem im Gedächtnis bleiben. Ich habe Menschen kennengelernt, die mich inspiriert, beeindruckt, ermutigt und einfach akzeptiert haben. Wer weiß wie die eine oder andere Begegnung die Zukunft beeinflussen wird. Ich hatte eine tolle Zeit hier in Ghana, jedoch habe ich dem Land für eine lange Zeit Lebewohl gesagt.
Ich möchte mich bei allen bedanken, die so fleißig meinen Blog gelesen und verfolgt haben. Ich habe mich vor allem über die vielen Nachrichten als Reaktion gefreut. Es war doch jedes Mal wie ein Stückchen Heimat, wenn eine WhatsApp von Euch hereingeflattert ist. Ich hoffe, ich konnte Euch ein wenig mitnehmen auf meiner Reise und ihr habt ein Gefühl für Ghana und meine Zeit hier bekommen. Nun ist es an der Zeit wieder in den Alltag zurückzukehren und die nahe Zukunft hält wichtige Veränderungen bereit. Ich hoffe, ich sehe den einen oder anderen von Euch sehr bald wieder.
Akyire und hoffentlich bis ganz bald wieder im echten Leben,
Veronika