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Reise nach Nyanza

Veröffentlicht: 16.01.2017

Heute haben wir ein Reconciliation (Versöhnung) Projekt besucht, das der Dozent unseres Kurses mitaufgebaut hat. In diesem Projekt arbeiten sowohl Überlebende des Genozids, als auch Frauen deren Männer im Gefängnis sitzen, aufgrund der Morde die sie begangen haben.
Zu Anfang war es gar nicht leicht für diese Frauen zusammen zukommen und miteinander zu sprechen, geschweigedenn miteinander zu arbeiten. Über mehrere Sitzungen, die von verschiedenen Dozenten etc. begleitet wurden, wurde versucht die Mauern die zwischen den Frauen bestehen abzubauen.
Heute leben diese Frauen gemeinsam in einem Dorf, circa 1 ½ Stunden von Huye entfernt und bauen gemeinsam Blumen auf einem Feld an, welche sie dann dekorieren und verkaufen.
So etwas wie die Fahrt dorthin habe ich noch nie erlebt. Erstmal saßen wir in einem Bus, in dem weder die Tachoanzeige noch die Tankanzeige funktionierte. Das Lenkrad war auf der falschen Seite, da dies offensichtlich ein Bus war, der vom Sperrmüll geholt und wieder aufgearbeitet wurde. Wirklich sicher fühlt man sich in diesen Bussen nicht, aber man hat ja keine andere Wahl. Zunächst waren die Straßen gut ausgebaut, doch dann mussten wir wieder von der geteerten Straße auf einen Holperweg abbiegen um das Dorf der Frauen zu erreichen.
Der größte Teil der Strecke war nicht wirklich für Fahrzeuge ausgelegt, vor allem nicht für einen Kleinbus. Häufig musste der Fahrer mit ziemlich viel Feingefühl Engpässe passieren, über Brücken fahren die einfach mit Baumstämmen gebaut wurden, die teilweise so weit auseinander lagen, dass ein Rad dazwischen passen könnte.
Die Fahrt fühlte sich an wie eine Achterbahnfahrt da der Weg so uneben war, bergauf und bergab ging. Einmal stand der Bus so schräg, dass wir dachten er würde jede Sekunde auf die Seite umfallen.
Als wir heil angekommen sind waren wir alle heilfroh.
Zunächst wurden wir von den Frauen sehr herzlich begrüßt. Die Studenten der Hochschule haben uns einander vorgestellt.
Anschließend sollten wir den Frauen bei ihrer Arbeit helfen. Dies bedeutete in diesem Fall Säcke mit Kuhscheiße gemischt mit Kompost, auf ein Feld zu tragen das circa 5 Minuten entfernt zu laufen lag. Wäre der Weg eben gewesen, wäre das sicher nicht so ein Problem gewesen. Doch ebene Wege gibt es hier in den Dörfern nicht. Also mussten wir mehrmals bergrunter schwere Säcke schleppen, die man zum Teil nur zu zweit tragen konnte, um sie auf dem Feld auszuschütten. Danach sind wir wieder hoch ins Dorf gelaufen um die Säcke wieder zu füllen.
Natürlich hatten wir zusätzlich noch circa 30 Grad und kaum Schatten auf dem Weg.
Einige von uns waren echt fertig und froh als verkündet wurde, dass nach dem 5-6x laufen endlich Schluss war.
Anschließend haben wir uns mit den Frauen auf einer Wiese in einen Kreis gesetzt, die Studenten hatten Getränke und etwas zu essen mitgebracht. Somit konnte sich jeder erst einmal stärken.
Johanna und mir war dabei etwas unwohl zumute, da überall um uns rum kleine Kinder standen die diese typischen „Hungerbäuche“ hatten und wir alle dasaßen, Cola getrunken haben und so etwas ähnliches wie Einback und Donuts zu essen bekommen haben.
Anschließend haben die Frauen von ihrer Gruppe und Arbeit erzählt, unsere Mitstudenten haben uns immer wieder übersetzt was sie erzählt haben und welche Erfahrungen sie alle gemacht haben.
Anschließend wurde uns allen die Chance gegeben Fragen zu stellen. Es wurde sehr ausführlich diskutiert, leider hat mir oft der Zusammenhang gefehlt, da wir einfach doch noch nicht so tief in der Geschichte hier drin sind um alles verstehen und nachvollziehen zu können.
Aber auf jeden Fall war dieser Tag sehr eindrücklich und interessant, da wir nach 2x laufen ziemlich fertig waren, vor allem wegen der Sonne, ist es uns sehr schwer gefallen fleißig zu helfen. Die Frauen jedoch sind problemlos mit den Säcken auf den Köpfen den Berg hoch und runter gelaufen, als wäre dies überhaupt kein Problem und höchstens eine minimale Anstrengung.
Doch sehr eindrücklich fand ich auch, dass es in diesem Projekt wirklich funktioniert hat, dass ehemalige Gegner miteinander leben, sich verzeihen konnte und sogar nach zwei Jahren Freundschaften entwickelt haben.
Ich denke solche Projekte geben diesem Land, aber auch uns allen Menschen sehr viel Hoffnung was Versöhnung angeht.
Auf dem Heimweg wurden wir dann noch von Polizisten angehalten. Was genau das Problem war wissen wir bis heute nicht. Der Fahrer jedoch musste aussteigen, mehrere Dokumente und das Warndreieck vorzeigen und dann trotzdem eine Strafe zahlen.
Solche Kontrollen kommen wohl in letzter Zeit häufiger vor.
Interessant fanden wir Deutschen dass es den Polizisten total egal war wie der Zustand des Busses ist, dass zum Beispiel die Geschwindigkeitsanzeige nicht mal funktionierte. Ich denke würde die Polizei hier anfangen auf solche Dinge zu achten, dürfte keiner der Busse die hier auf den Straßen unterwegs sind, mehr fahren.
Zum Glück kamen wir dann aber nach 15 Minuten weiter und waren dann bald wieder heil zurück in Huye.
Ich habe mich in der ganzen Zeit hier noch nie so sehr über eine meist kalte Dusche gefreut.

Abends hatten wir dann noch Vorlesung, die wir todmüde überlebt haben.

Antworten (2)

Thomas
Sehr guter Bericht. Der Bus ist aus England, oder Japan, da herrscht Linksverkehr ihr Düsseldorf, deshalb das Lenkrad auf der anderen Seite! Aber es stimmt natürlich, die Busse in England sind schon viel unsicherer als bei uns, wenn sie in England dann M Ende sind werden sie nach Kongo exportiert, dort gerichtet und mit Gewinn nach Ruanda verscherbelt. Und dann dienen sie dort noch 20 Jahre als Basis-infrasruktur... Ich glaube du wirst sehr geläutert sein wenn du zurück bist und einiges mit anderen Augen sehen. Sehr gut!

Thomas
Dussel, nicht Düsseldorf, der Spell Checker hat versagt!

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