Veröffentlicht: 03.10.2017
Ä was? Ä Banane.
Die Banane ist nur eine der vielen exotischen Früchte, die in Zentralamerika so vorzüglich schmeckt. Wir lieben sie so sehr, weil sie viele Frühstücksmüesli von uns so vollkommen macht. Spannend ist auch wie sie mit dieser Frucht hier umgehen. Statt sie wie die Exportbanane mit Chemikalien zu besprühen, pflücken sie den noch grünen Strunk, hängen den an einer Schnur auf, lassen die Frucht reifen bis sie die gelbe Farbe annimmt und genügend reif für den Verzehr ist. Speziell zu erwähnen ist auch die Ananas, die ihre Süsse und ihr Aroma sich bei uns noch nie so bemerkbar gemacht hat wie hier. Diese exotischen Früchte sind also unsere täglichen Begleiter, wenn irgendwie möglich.
Bocas del Toro
Unsere erste Station in Panama war Bocas del Toro. Es liegt auf der karibischen Seite von Panama und hat Flair. Besonders die vielen Stelzenhäuser entlang des Wassers zeichnen diese Kleinstadt aus. Wir gastierten in einer kleinen Wohnung mit grosszügiger Küche und Bad. Das war hervorragend, um unseren Kochkünste zu pflegen. Am Abend genossen wir jeweils eine ruhige See mit Sonnenuntergang auf unserem eigenen Steg. Nebst ein paar kolumbianischer Fischer wurden wir in unserer Romantik nicht gestört. Unser Frühstück, Abendessen und unsere selbst gemachten Rum-Limonaden schmeckten dort doppelt so gut.
In der letzten Nacht in Bocas del Toro erlebten wir eine Horrornacht. Einerseits war es so heiss, dass wir beide so sehr schwitzten. Der eine Ventilator, der im Zimmer installiert war, nützte auch nicht viel. Andererseits waren der Sturm und die lauten Donner in dieser Nacht so stark, dass es einem immer wieder aus dem Schlaf holte.
Gipfelerlebnis mit Ovo-Stengel
Nach dieser Hitze und dem heftigen Gewitter in Bocas freuten wir uns auf eine etwas kühlere Bergregion. Kaum in Boquete angekommen, planten wir unsere Wanderung auf den höchsten Gipfel in Panama. Wir starteten um Mitternacht, um beim Sonnenaufgang auf dem Vulkangipfel Barú zu sein. Was für eine Aussicht das war. Von oben sahen wir den Pazifik und die Karibik gleichzeitig – echt atemberaubend! Auf dem höchsten Punkt zerrten wir von unserer letzten Schweizer Kraftnahrung. „Mit Ovo chasch's nöd besser, aber länger.“ An diesem Leitsatz hielten wir uns beim ewig langen Abstieg fest. Die Wegweiser am Wegrand, die uns beim Aufstieg motivierten, zermürbten uns die Stimmung beim Runtergehen.
Haiaiai und gleiche Wellenlänge
Auf geht's ins Surferparadies. Wir haben das Meer schon fast zu kurz bekommen. Bevor wir uns auf dem Spielplatz der grünen Wellen von Santa Catalina austobten, buchten wir zusammen mit Michael und Alina zwei Tauchgänge auf der Insel Coiba. Diese grösste Insel des zentralamerikanischen Pazifiks sei die kleine Schwester von Galapagos. Die Tauchgänge versprechen viele grosse Tiere. Am Morgen der eigentlichen Expedition machten wir uns mit sämtlichem Tauchmaterial für den Trip bereit. Kaum hatten wir die passende Ausrüstung, folgte die Meldung, dass der Kapitän das Boot bei „Hightide“ vergessen hatte, herauszuholen. Sobald man die Boote in der „Lowtide“ betrachtet, erinnern sie mehr an gestrandete Wracks, als an fahrtüchtige Schiffe. Unsere Annahme war jedoch, dass der Kapitän seinen Kater vom Vorabend ausschlafen musste. Aus der zu Beginn negativen Überraschung, entpuppte sich jener und der darauffolgende Tag als überaus spannend. Wir surften nämlich im Anschluss mit perfekten Wellen und Freunden. Am nächsten Tag erschienen wir wieder zur selben Zeit im Tauchzentrum. Dieses Mal war alles startklar, um die Unterwasserwelt in der Inselumgebung zu erkunden. Wir rasten zirka eine Stunde mit einem sehr kleinen Boot zum ersten Tauchort. Auf dem Weg dorthin begann es zu regnen. Der Wellengang war hoch und angsteinflössend. Der eine Tauchlehrer machte mehr den Eindruck, der Anführer einer Räuberbande zu sein. Er trug ein Tuch über seinem Mund, eine Wollmütze auf dem Kopf und eine Sonnenbrille dazu. Der Kapitän kannte keine Komfortzone und donnerte mit uns über die Wellen, als wäre es eine ruhige See. Hinten sass die Tauchcrew mit zwei Tauchlehrer und einem Gehilfe. Vorne sassen wir mit unseren deutschen Kollegen auf den harten Holzbänken. Besonders hart fühlten sie sich an, weil es uns bei jeder Welle mit dem Steissbein auf das Holz knallte. Wir klammerten uns mit beiden Händen fest. Der Anker auf dem Bug löste sich. Bei jeder Welle war auch der in der Luft und prallte mit voller Wucht auf das Boot. Auf einmal war er auf Rezi's Materialsack, worin sich auch die Tauchermaske befand. Noch nicht genug! Diese Piraten auf dem Boot lagerten die Sauerstoffflaschen gestapelt aufeinander, sodass sie bei jedem Sprung von der einen zur anderen Welle heftig zusammenprallten. Wir sagten zueinander, dass wir bei diesen Umständen nicht ins Wasser gehen möchten. Das Gewitter war bei uns. Wir fühlten uns nicht wohl. Bei starkem Regen ankerten wir beim ersten Tauchspot und machten uns bereit für den ersten Tauchgang. Sie warnten uns, dass eine starke Strömung herrsche. Rückwärts rollten wir nacheinander ins Wasser. Es raubte viel Kraft, sich mit Schwimmen an das Ankerseil zu bringen. Rezi hatte Panik. Für ihn war es sein erster Tauchgang nach der Tauchausbildung. Seine Maske füllte sich mit Wasser, der Ersatzschlauch spukte Sauerstoff, die Flossen waren unangenehm. Dési hatte auch Probleme mit ihrer Ausrüstung. Das Material schien nicht intakt zu sein. Es gab kein zurück! Wir klammerten uns fest und Rezi versuchte sich zu beruhigen. Als wir hinuntertauchten, nahm die Strömung langsam ab und die Lage entspannte sich ein wenig. Wir genossen die Unterwasserwelt. Viele Fischschwärme, Schildkröten und Whitetip-Sharks waren zu sehen. Der Höhepunkt war, als wir um einen Fels tauchten und von zwölf Haien überrascht wurden.
Der ganze Tag ergab sich schliesslich als sehr erlebnisreich und zufriedenstellend. Das Tauchzentrum schenkte uns aufgrund der Umstände des Vortages einen dritten Tauchgang. Es war ein aufregender Tag, den wir mit einem oder zwei Bieren und einer feinen Steinofenpizza beendeten.
An den nächsten Tagen surften wir erneut, bis wir uns vor Anstrengung kaum mehr bewegen konnten.
Kopf hoch
In Panama Stadt waren wir besonders von dem Alt-und-neu-Kontrast begeistert. Wir standen in der Altstadt, löffelten ein Eis und bestaunten die Wolkenkratzer mit ihren verschiedenen Formen. Wir hausten in einem Hostel mitten in der Neustadt mit den vielen Hochhäusern. Bei genauerem Beobachten entdeckten wir sogar Leute, die an diesen riesigen Glasfronten am Seil hingen, um die Fenster zu putzen - gross das Gebäude, klein der Mensch.
Der Panamakanal faszinierte uns am meisten. Dieses Meisterbauwerk hat eine lange Geschichte. Die Frachtschiffe bezahlen bei der Durchquerung nach Länge und Gewicht.
Im Jahre 1928 durchschwamm der US-amerikanische Abenteurer und Reiseschriftsteller Richard Halliburton den Panamakanal in zehn Tagen und bezahlte dabei nur gerade 36 Cents.
Schiff ahoi!
Unsere wahrscheinlich grösste Vorfreude beruhte auf dem Segeltörn von Panama nach Kolumbien. Am Tag vor der Abreise hatten wir ein Treffen mit Paul, dem Kapitän und seiner Frau. Wir bezahlten den Trip bar und übergaben ihm die Pässe. Paul informierte uns über die bevorstehende Reise nach Cartagena. Wir waren erstaunt und gleichzeitig begeistert, wie ein Paar tagtäglich auf dem Segelboot leben kann. „Ave Maria“ ist ihr Zuhause. Es ist eine alte Segelyacht, die mit ihrer Einfachheit und dem wunderschön holzigen Innenausbau brilliert.
Als wir auf dem Schiff waren, teilte uns Paul ein Bett zu. Leider waren wir die schmalsten Würfe im Team, weshalb wir auch das kleinste Bett in der Koje bekamen. Der Abstand von der Nasenspitze zur Decke betrug nicht viel mehr als eine Handlänge. Mit dieser kleinen Einbusse des Komforts liessen wir unsere Stimmung jedoch nicht trüben. Das Essen schmeckte jeden Tag köstlich und war frisch zubereitet. Unsere kolumbianische Köchin Sindry kaufte vorgängig Früchte und frisches Gemüse auf dem Markt ein. Bei den Inselbewohnern auf San Blas, die jeden Tag fischten, kaufte sie frische Lobster ab.
Die Einheimischen „Kunas“ leben sehr einfach. Sie ernähren sich von Kokosnüssen, Fischen und viel Reis. Die selbst gebauten Segelboote bestehen aus einem ausgehöhlten Baumstamm und einem dünnen Holzmast, woran sie einen Fetzen Stoff hängen. „Nutze die Natur“, heisst es bei denen. Zur San Blas-Inselkette zählen 365 Inseln, eine für jeden Tag im Jahr. Zum Teil sind das jedoch nur kleine Sandbänke mit wenigen Kokospalmen darauf. Es sind Inseln, wie sie Kinder zeichnen würden. Was wir auf diesem Segeltörn erlebten, war zum Teil fast nicht zu fassen. So traumhaft war es! Wir werden wehmütig beim Gedanke daran und können es immer noch kaum fassen, was wir auf dieser Schiffsreise alles erleben durften. Es ist unbeschreiblich. Bilder sagen mehr als Tausend Worte...