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Tag 48: Who'll stop the rain?

Veröffentlicht: 29.08.2023

Der Blick aus dem Fenster verheißt nix gutes: Die Autos haben den Scheibenwischer an. Das wird auch nicht besser, als ich mit dem Frühstück fertig bin. Frisch ist es draußen auch. Was anziehen? Ich beginne mit nur Regenjacke und verabschiede mich von meiner Mutter. Sie hat mich quasi aufgepäppelt, mit Essen versorgt, Kuchen gebacken, mir sogar einen Eiskaffee gemacht! Danke, Mama!
Schon nach den ersten Metern wird der Regen stärker, und es dauert nicht lange, da ziehe ich Regenhose und Gamaschen an. Für Sandalen ist es mir zu kalt, und meine festen Schuhe brauchen Schutz. Um 9:49 h muss ich in Göppingen sein, zwei Kolleginnen wollen mich auf dem letzten Abschnitt meiner Reise nach Hause (sprich Unterföhring) begleiten. Weil es regnet, fahre ich den Wegweisern nach, komoot bleibt aus. Ich kenne ja die Gegend gut genug, war in Studienzeiten schon oft mit dem Fahrrad unterwegs zum Entspannen. Ich folge der Fils und/oder der Bahnlinie, nur ganz zum Schluss habe ich das übliche Problem, dass das letzte Schild zum Bahnhof fehlt. So drehe ich wieder fluchend eine Ehrenrunde in Göppingen, bevor ich kurz nach dreiviertelzehn am Bahnhof eintreffe. Das Rad bleibt draußen, ich gehe in meinen nassen Sachen in die Bahnhofshalle. Von dort sehe ich, wie ein älterer Herr mein Fahrrad betrachtet. Er kommt rein, sagt "alle Achtung" und geht weiter. Kurz darauf hat er eingekauft und spricht mich an. Er fährt selber auch viel Rad und erzählt von früher. Sein Tipp zum Regenwetter: kurze Hosen und sich mit Gänseschmalz einreiben. Ist eine Mordssauerei, lässt den Regen aber abperlen und hält warm. So ganz überzeugt bin ich nicht, wozu habe ich Goretex-Sachen?
Da kommen meine zwei Kolleginnen aus der Personalabteilung. Mit ihnen habe ich manche "Schlacht" geschlagen, dabei hat sich ein echtes Vertrauensverhältnis gebildet. Wir sind keine Kontrahenten, sondern haben unterschiedliche Standpunkte und suchen tragfähige Lösungen. Dass sie mich begleiten, darüber bin ich total happy!
Nur der Regen wird nicht so richtig besser. Mal mehr, mal weniger stark plätschert es vom Himmel, aber nie so richtig heftig, dass man am liebsten aufgeben möchte. So geht es mit gegenseitiger Motivation weiter der Fils entlang, oft abseits der stark befahrenen B10. Die Kolleginnen  müssen das Rätsel lösen, welche Stadt nicht in diese Reihe passt: Gingen Süßen Kuchen Essen. Klar: Essen liegt nicht im Filstal!
In Geislingen kommen wir an der "Fischhalle" vorbei, dem Outletcenter der WMF. Als ich erzähle, dass ich da immer zu Lindt gehe, wenn meine Frau bei WMF oder Gardena ist, gibt es kein Halten: Pause! Wenigstens Lindt-Shopping... Nach der Stärkung fahren wir idyllisch hinter Geislingen zur Steige. Am Hofcafe der Straub-Mühle, kurz vor dem Anstieg, dann richtige Pause mit Ausziehen der nassen Regenjacke. Kaffee und Kuchen gibt es, aufwärmen. Unangenehm: das Anziehen der klammen Kleidung. Regen. Mir fällt CCR ein (Creedence Clearwater Revival), auch schon lange her. Die hatten in einem Song gefragt: Who'll stop the rain. Das frage ich mich auch...
Danach folgt die erste Herausforderung: der Radweg steil Richtung Amstetten. Nachdem das gemeistert ist, wird es wieder angenehmer, wir kommen ins Lonetal, eines der schönsten auf der Alb. Wir halten uns jetzt in Richtung Langenau, nimmer Ulm. Durch Albeck durch, der Geburtsstadt von Robert Bosch (ja, der mit dem heutigen Konzern), noch eine Steigung, dann der Blick auf Oberelchingen. Studiert mal die Inschriften am Arc de Triomphe in Paris, und ihr werdet diesen Namen dort lesen. Das hängt mit Napoleon zusammen, der mal hier war; Näheres habe ich leider vergessen.
Nach kurzer Beratschlagung wird als Etappenziel Günzburg definiert, eine Unterkunft gebucht. Mit diesem Motivationsschub fährt es sich doch angenehmer, wir wissen jetzt, wie lange wir noch auf die heiße Dusche warten müssen. Die kalte kommt ja von alleine... Dann hört der Regen auf, wir fahren über Leipheim nach Günzburg, wo ich selber noch nie Stopp gemacht habe. Es lohnt sich aber... Wie die Dusche im Goldenen Hirsch nach rund 100 km Fahrt, großenteils im Regen.

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