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Die Muschelfischer von Thuwal

Veröffentlicht: 01.11.2016

So, es bleibt ‚nass‘ in unserem Blog.

Auch in den letzten Tagen ging es wieder Unterwasser:
Am Freitag zu unserem ersten ‚Spaß‘-Tauchtrip – den hatten wir über die Uni gebucht. Zwar wieder an das gleiche Riff (Al Fahal) wie schon letzten Mittwoch für den Check-dive, aber bunte Fische, Korallen und was zu gucken gibt es ja immer :) Ein bisschen nervig war nur das PADI-mäßige ‚blabla maximal 18m‘, immer schön dem Guide hinterher und so. Der war zum Glück aber recht entspannt, sodass wir zwar nicht ganz unser eigenes Ding machen konnten, aber eben hinterher getaucht sind ohne im Gruppen-pulk mitzuschwimmen.


So ab und an hat dieses Tauchen ja auch was für sich – man muss sich um nix kümmern, die Ausrüstung wird von anderen versorgt, ab und an holt man sich nen Kaffee und nascht was vom Essen und am Ende des Tages geht man entspannt von Bord, muss nichts aufräumen oder aufklaren. Diesmal haben wir sogar zwei Adlerrochen gesehen! Und jede Menge Maskenkugelfische die an den Korallen knabbern ;-) (Beide Bilder sind ‚nur‘ Video Screenshots, also entschuldigt die Qualität..) Das obligatorische Reisevideo gibt‘s dann wenn wir wieder zu Hause sind.


Knuspernder Kugelfisch und Adlerrochen

Außerdem ist das wöchentliche ‚Rauskommen‘ genau die Methode mit der man vermeidet, sich in dieser ‚gated community‘ hier wie in einem goldenen Käfig vorzukommen. Denn ja, es gefällt uns immer noch sehr gut hier – aber trotzdem ist die Welt hier ein bisschen wie ‚Disneyland‘ (wie Felix es letztens sehr treffend formuliert hat).
Am Sonntag haben wir dann den ersten Tauch-survey für die Muschelabundanz durchgeführt. Ganz schön viel Arbeit – wie gesagt, das sieht immer alles so entspannt und schön aus, wenn man die bunten Unterwasserbilder von der Arbeit sieht. Aber an Bord, mit Zeitdruck und jeder Menge Arbeit sieht das oft anders aus - schnell mal ein paar Nudeln zwischen den Tauchgängen reinstopfen und dann wieder den Kopf Unterwasser stecken ist spätestens beim dritten Tauchgang auch nicht mehr so ‚rock‘n-roll‘.

Aaaber, alles im Dienste der Wissenschaft und außerdem hätte es uns ja auch wirklich schlechter treffen können ;-).

Meine Tauchpartnerin Janna meinte übrigens ich wäre wie der Blitz rumgeflitzt um den Transekt auszulegen – naja, immerhin das Photo ist scharf geworden:



Susann beim Transekt auslegen

Besonders groß war die Ausbeute an Muscheln übrigens nicht – schonmal eine interessante Erkenntnis – die Mördermuscheln scheinen sich an der Riffaußenseite wohl nicht so wohl zu fühlen.. So kam es auch, dass wir in einem Tauchgang, mit zwei Teams gleichzeitig im Wasser, nur 7 (!) Muscheln gefunden und vermessen haben. Ihr könnt Euch vielleicht vorstellen welche Gaudi dann an Bord war als Wallie (unser Skipper) den Anker hob und da eine dicke, fette Muschel dranhing :-)


Wallie und die Mördermuschel

Im Großen und Ganzen geht es uns also nach wie vor gut – auch wenn nach einem Monat (wie das im Leben halt immer so ist) auch immer wieder die frustrierenden Momente kommen. Viele Dinge brauchen hier einfach ewig (ich erwähnte im letzten Post schon die ‚Kaust-Geschwindigkeit‘) und sind schrecklich kompliziert weil über-bürokratisiert.
Zum Beispiel müssen wir aktuell die Rückerstattung unserer Tauchtauglichkeitsuntersuchung (die wir ja hier nochmal machen mussten, weil die deutsche, gründliche G31 nicht anerkannt wird) ‚streiten‘. Keiner fühlt sich dafür verantwortlich – obwohl für uns ganz klar auf der Hand liegt – wenn das Tauchen Teil der Arbeit für das Institut ist, muss eben dieses auch diese Untersuchung bezahlen.. Auch generell ist (hätte ich vorher nicht so für möglich gehalten) Geld eben noch immer wieder ein Thema hier – die fetten Jahren scheinen sich dem Ende zuzuneigen.


Aber macht Euch keine Sorgen ;-) Es gibt halt Zeiten in denen alles super ist und welche in denen vieles nervt. Solange sich alles die Waage hält und wir unterm Strich zufrieden sind ist alles gut.

Neben der Arbeit und Taucherei sind wir daher aber auch schon fleissig dabei unsere Weihnachtsferien zu planen. Es geht nach Jordanien: ein paar Tage in Amman und dann noch nach Aqaba. Petra, Wadi Rum, Totes Meer und natürlich Tauchen im Golf von Aqaba! (Nicht so ganz günstig die Reise,.. aber ein bisschen des hier-verdienten Geldes kann man dafür schon ausgeben… Wer weiß wann sich mal wieder die Chance ergibt).

Bezüglich ‚abendlicher Kurzurlaube‘ gibt es auch gute Neuigkeiten – wir haben endlich einen schönen Ort gefunden an dem man abends mal gemütlich mit einem Bier oder Cocktail (natürlich alles alkoholfrei) am Meer sitzen kann. Das ‚Pure‘, die Strandbar/Restaurant an einem der Sportcenter hatte sich bisher vor uns versteckt – aber jetzt sind die lauen Sommer-Abende gesichert!


Und noch ein paar Worte zum Schluß: haben letztens eine interessante TerraX-Doku gesehen ‚Die Araber‘ - aus der ‚Völker der Erde‘-Reihe. Gleich mal vorweg: ist absolut sehenswert.
Vor allem um sich ein Bild davon zu machen welche wahnsinnige Kultur es um den Erwerb, die Weitergabe und das Sammeln von Wissen hier mal gab. Das passt in meinem Weltverständnis so gar nicht zu der konservativen und – man möchte beinah sagen ‚mittelalterlichen‘ Einstellung der heutigen Zeit.

Schön fand ich vor allem das Schlußwort, ein angebliches Zitat von Mohammed (ich hab mal versucht zu recherchieren – also ob er das wirklich gesagt haben soll ist nicht sicher. Außerdem gibt es auch Leute die sagen, ‚Wissenschaftler‘ sind im Sinne des folgenden Zitats ‚nur‘ Korangelehrte, etc.). Nichts desto trotz muss man sich diese Worte – im Angesicht der aktuellen (Rück)entwicklungen mal auf der Zunge zergehen lassen:

"Die Tinte des Gelehrten ist heiliger als das Blut des Märtyrers"

In diesem Sinne, macht's gut und bis nächste Woche!


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