Veröffentlicht: 08.11.2017
Wie ich im letzten Eintrag schrieb, bietet Erik auch freitags eine Tour an. Das Ziel dieses Tour ist der
Capilano Suspension Bridge Park. Der Park ist eine der großen touristischen Attraktionen von Vancouver und zieht pro Jahr über 800.000 Besucher an.
Auch diese Tour startete aber am Hostel und so ging es erstmal durch Downtown. Diesmal waren wir 21 Leute und eine international bunt gemischte Truppe.
Schon am ersten Stopp stellte ich fest, wie gut es ist einen einheimischen Führer zu haben. An vielen Dingen läuft man hundertmal vorbei ohne zu merken, was sich eigentlich dahinter versteckt. Am English Bay ist mir schon am Tag nach meiner Ankunft ein riesiger hässlicher Bunker direkt am Wasser aufgefallen. Da man in Bremen öfter Bunker sieht, hab ich mir nichts dabei gedacht. Bis Erik mit uns in den Bunker reinging und ich feststellte, das sich darin ein Schwimmbecken mit Olympiamaßen befindet, Heimat des English Bay Swim Clubs. Da es an diesem Tag ziemlich kalt war (die Temperatur war in zwei Tagen um etwa 10 Grad gefallen), war der Stopp in der Halle gut um sich kurz aufzuwärmen.
Auf dem weiteren Weg begegneten uns sehr extravagante Neubauten und Straßenabschnitte, die tatsächlich mit Kunstrasen anstatt mit richtigem Rasen ausgelegt sind. Den nächsten Halt legten wir am alten Yaletown Roundhouse ein. Dieses ehemalige Bahnbetriebswerk ist das älteste Gebäude Vancouvers und wird heute als Gemeinschafts- und Kunstzentrum genutzt.
Nach der obligatorischen Pause um sich für den Lunch zu versorgen, ging es dann mit dem Seabus nach Nord-Vancouver und mit dem Bus weiter in den Wald. Schon auf dem Seabus wurde uns klar, dass wir den perfekten Tag für unsere Tour gewählt hatten. Denn die Kälte hatte noch etwas mitgebracht: Schnee. Zumindest auf den Bergen rund um Vancouver, die aussahen, als ob jemand sie mit Puderzucker überzogen hat.
Im Wald war unsere erste Station dann auch die schönste. Am Capilano Lake hatten wir eine atemberaubende Sicht auf die umliegenden schneebedeckten Berge. Nach ausreichend Zeit für dutzende Fotos ging es weiter und plötzlich stolperten wir mitten in ein Filmset rein. Vancouver wird auch als Nord-Hollywood bezeichnet und überall in der Stadt kann man plötzlich auf Filmsets treffen. Dieses Set war am Ende einer Brücke aufgebaut, die wir überqueren wollten, so dass wir durchs Set durch mussten. Da es sich um einen öffentlichen Wanderweg handelte, konnten die Filmemacher sie nicht komplett absperren, sondern immer nur für kurze Zeit. So fanden wir uns plötzlich mitten in der Nazizeit wieder. Das Filmset gehörte zur Serie "The man in the High Castle" (tatsächlich mal eine Serie, die ich nicht gucke), in der es um eine alternative Realität geht, in der die Deutschen den zweiten Weltkrieg nicht verlieren, sondern gewinnen und einen Großteil der USA besetzen. Schaurige Vorstellung!
Nachdem wir das Set hinter uns gelassen hatte, ging es durch den Wald an riesigen (!) Bäumen vorbei zur Lachstreppe. Früher schwammen die Lachse den Fluss entlang, als aber der Damm gebaut wurde, war der Weg für sie versperrt. So errichtete man auch die Lachstreppe, um den Lachsen den Weg wieder zu ermöglichen.
Unser Weg führte uns nun über einen kleinen Teil des "The Great Trail". Dieser Wanderweg wurde dieses Jahr offiziell fertiggestellt und ist mit 24.000 Kilometern der längste Wanderweg der Welt. Er führt von einer Küste Kanadas zur anderen. Wer auch immer ihn zuerst komplett entlang wandert, hat seinen Platz im Guinness Buch der Rekorde schon sicher.
Das letzte Ziel unserer Tour war der Suspension Bridge Park. Dieser Park setzt sich zusammen aus der Suspension Bridge, dem Cliffwalk und dem Treetops Adventure.
Die Hängebrücke ist 136 Meter lang und überspannt den Capilano River in 70 Metern Höhe.
Der Cliffwalk besteht aus mehreren schmalen Holzbrücken (an einigen Stellen mit Glasboden), die an der Felswand befestigt sind.
Das Treetops Adventure beinhaltet mehrere kleine Hängebrücken, die zwischen den Baumwipfeln befestigt sind.
Hatte ich geschrieben, dass die Hängebrücke am Dienstag mir weiche Knie bescherte? Die war nichts gegen diese Brücken. Am schlimmsten fand ich den Cliffwalk, denn diese Wege sind verdammt schmal und die Netze an den Seiten fand ich nicht sehr vertrauenserweckend. Die anderen hatten weniger Probleme mit der Höhe als ich und schossen fleißig Selfies. Ich war froh, dass mein Handy sicher in meiner Tasche war und meine Kamera um meinen Hals hing und mir nicht aus der Hand fallen konnte :) Da die Kamera aber auch einhändig bedienbar ist, hab ich auch einige schöne Fotos schießen können. Am Ende hab ich aber tatsächlich alle Brücken bewältigt und war durchaus stolz auf mich.
Im November erstrahlt der ganze Park im Glanz von einer Million Lichtern. Sie waren am Freitag schon dabei die Lichterketten aufzuhängen, so dass wir schon einen Vorgeschmack auf das Spektakel bekamen, auch wenn es noch etwas hell dafür war.
Nach dem langen Tag brauchten wir dann unbedingt was zu Essen und sind mit einigen aus der Gruppe noch zum Griechen in der Nähe vom Hostel gegangen. Auch hier waren wir international wieder bunt gemischt und so wurde es ein sehr lustiger und interessanter Abend.