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Moin, Tach & Servus

Veröffentlicht: 07.09.2023

Und plötzlich stand ich auf deutschem Boden und wusste gar nicht so richtig, was ich davon halten sollte...

In erster Linie war es super schön, Dexter und meine Familie wieder in den Arm zu nehmen und zumindest für 4 Nächte im eigenen bzw. zumindest in meinem Bett bei Mama und Papa zu schlafen. Und dann war da ja noch die saubere, warme Dusche, die funktionierende Toilettenspülung und Mamas leckeres Essen. Luxus! Nadine und ich hatten den Zeitraum extra so angepasst, dass wir Omas 85. Geburtstag noch mitfeiern und so dem Rest unserer Sippe auch nochmal kurz Hallo sagen konnten. Spätestens, wenn man die nächste Generation in der Familie wachsen sieht, weiß man wie schnell die Zeit vergeht...

Es war schön für kurze Zeit ein "Zuhause-Gefühl" zu haben, aber es kribbelte mir umso mehr in den Fingern, wieder loszuziehen. Nach gerade einmal 4 Nächten ging es dann schon wieder on Tour (Sorry Mama). Diesmal mit Auto, Zelt und Dexter. Der Stinker hat es mir zum Glück nicht übel genommen, dass er ein paar Wochen bei Mama und Papa Urlaub machen durfte und er hat sich sehr gefreut, mich wieder zu sehen. Seitdem weicht er mir gefühlt noch weniger von der Seite als zuvor und geht auf Nummer Sicher, dass ich ihn nicht ausversehen wieder "vergesse". Wenn der wüsste...

Naja, es fühlte sich auf jeden Fall gut an, ohne genaues Ziel einfach loszufahren. Wir haben erst noch zwei Nächte recht heimatnah an der Ostsee verbracht, eine Nacht als Zwischenstopp in Bremen Unterschlupf gefunden und sind dann über Koblenz und dem Schwarzwald bis ins Allgäu gedüst. Die erste Woche haben wir somit recht sportlich verbracht und waren nie länger als 2 Nächte an einem Ort. Ich wollte noch ein bisschen was von Deutschland mitnehmen, bevor es morgen für meinen bevorstehenden Geburtstag zu meiner Schwester in die Schweiz geht. Manche Leute haben gefragt, warum ich nun genau diese Stopps gewählt habe?! Ehrlich gesagt habe ich einfach versucht, Deutschland nicht als langweiliges Heimatland zu sehen, sondern als aufregendes Touristenland. Und, wenn ich mich mit Leuten in Südamerika über Deutschland unterhalten habe, dann waren deren erstgenannten Orte - abgesehen von großen Städten und dem Oktoberfest - immer die Küste, das Mittelrheintal, der Schwarzwald und das Schloss Neuschwanstein. Gut, die Küste ist mir bekannt, aber alles andere hatte ich vorher unangenhemerweise noch nicht gesehen. Jetzt kann ich glücklich und zufrieden einen Haken daran machen und ich muss sagen, dass Deutschland mich mega überrascht hat. Ich habe wirklich schöne Orte gesehen und gemerkt, dass tolle Sachen/Orte gar nicht so fremd oder weit weg sein müssen. Manchmal ist das Gute so nah.

Außerdem war das sportliche Reisetempo gut, damit Dexi und ich schnell unseren Rhythmus finden konnten. Ähnlich wie anfangs in Südamerika musste ich erstmal ein Gefühl für den neuen Reiseabschnitt bekommen. Ich musste erstmal schauen, wie ich meine Sachen am Besten verstaue und sortiere, wie ich das Zelt und unser Lager am Besten aufbaue, wie Dexter mit der neuen Situation umgeht und und und. Das Reisen mit Hund ist super schön, bringt aber natürlich auch ganz neue Schwierigkeiten mit sich. Ich meine, wo lässt man den Hund, wenn man nur mal fix auf Toilette oder einkaufen muss? Plötzlich sind nicht mehr das Klima, die Höhenmeter und das eigene Befinden ein Problem, sondern Gitterbrücken, steile Treppen, Campingplatzkatzen, Wanderwege mit steilen Abhängen oder heiße Teerstraßen. Und dann ist da immer noch die Sorge, ob für Dexter alles okay ist, ob es für seine alten Knochen zu viel ist, ob es zu warm  oder ob die Strecke zu lang ist. Fakt ist, ich muss mir im Vorhinein natürlich viel mehr Gedanken machen, damit es Dexter gut geht, aber bislang haben wir alles gewuppt. Da wird die kleine 35 kg wiegende Pummelfee halt auch mal von mir getragen, es werden Umwege gegangen oder Situationen mit viel Geduld gemeistert. Geht nicht, gibt's nicht. Ich habe das Gefühl, dass Dexter nochmal richtig aufblüht und neugierig mit mir durch die Welt zieht. Mittlerweile kann ich den Stinki abends auch mal ganz entspannt für 20 Minuten alleine im Zelt lassen, damit ich in Ruhe duschen, abwaschen oder was auch immer kann und ich muss nicht mehr wie so eine Verrückte über den Platz zu den Sanitäranlagen rennen, um vor lauter Sorge möglichst schnell wieder bei Dexter zu sein. Ich muss einfach lernen, Dexter und der Situation zu vertrauen. Und - abgesehen von einem umgekippten Bier im Restaurant (was eigentlich nicht seine Schuld war) - hat er sich bislang wirklich wie ein Vorzeigehund benommen. So macht das Ganze doppelt Spaß.

Das Leben auf dem Campingplatz gleicht tatsächlich ein bisschen dem Backpackervibe in Hostels. Ich dachte, dass ich die nächsten Wochen durch Dexi und ohne Hostelaufenthalte mehr allein wäre, aber wir haben auch auf dem Campingplatz schon so viele nette Leute getroffen und tolle Gespräche geführt. Naja, ich zumindest, Dexter hat sich nur den Bauch streicheln lassen. Und da ich ja positive Werbung für Urlaub in Deutschland machen will, berichte ich nun nicht von nervenaufreibenden, aber irgendwie auch lustigen Diskussionen über Mülltrennung und Standplatzregeln oder unnötigen Gesprächen mit Tierschützern ubd Ordnungsämtern.

Versteht mich nicht falsch ich bin absolut im Team Tier-, Natur- und Umweltschutz und liebe Ordnung und Regeln, aber kann man nicht auch einfach mal lieb zueinander sein?! Es gibt doch nicht immer nur schwarz und weiß. Naja, für mich hat es größtenteils zur Belustigung beigetragen und irgendwie gehört es in Deutschland ja auch dazu.

Wir für unseren Teil fühlen uns auf jeden Fall labradormischling-wohl (haha) und sind gespannt, was uns noch erwartet.

So, und nun genieße ich die letzten Abende in meinen Zwanzigern und überquere morgen das erste Mal die Grenze mit Dexter. Drückt mir die Daumen, dass alles klappt.

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