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Man wächst an seinen Aufgaben

Veröffentlicht: 06.10.2016

Neben dem "alltäglichen" Hundetraining hält das Leben hier so einige überraschende Arbeiten bereit. Und die letzten Tage standen ganz im Zeichen des Fleisches! Als Regina mit einem komplett beladenen PickUp aus dem Ort zurück kam, schwante uns schon, dass da einiges an Arbeit auf uns wartet. Denn neben dem normalen Einkauf lagen da ca. ein Dutzend in Plastesäcke verpackte, vorerst undefinierbare Tierteile. Bei genauerem Hinsehen die Erkenntnis - das ist fast ein kompletter Elch, ohne Kopf, und 3 1/2 Schweine, mit Köpfen. Nun gut, dann los! Während die Männer begannen, das Elchfleisch für verschiedenste Verwendungszwecke zu zerlegen, machten Corinna und ich uns an die grobmotorische, aber auch irgendwie spaßige Arbeit, die Elchknochen mit der Axt in hundgerechte Stücke zu zerhacken. Dabei kamen wir uns ziemlich martialisch, aber auch total norwegisch vor! :D Nach der Fütterung der Hunde und einem deftigen Abendessen aus gaaanz frischem Fleisch halfen wir bei der Verarbeitung der restlichen Teile. Und wenn Björn da so selbstverständlich einen Elchhals vor dich legt und sagt "hier, machst'e Gulasch draus!"... joaa, da schaut man erstmal bisschen panisch drein :D Heute ging es dann den Schweinen zu Leibe! Ich hab das Training ausgesetzt und Björn von morgens bis abends beim Verarbeiten der 7 Schweinehälften geholfen. Gulasch, Gehacktes, Wurstfleisch, Frühstücksfleisch, Nackensteaks, Grillrippen, normale Rippen, Braten mit Schwarte, Braten ohne Schwarte, pure Schwarte für Griebenschmalz... im Hintergrund köchelte den ganzen Tag ein riesiger Topf mit den Köpfen und Füßen für Kraftbrühe und Sülze... puuuh, das geht einem ganz schön in den Kopf, und auch nach mehrmaligem Einseifen nicht mehr aus der Nase... ich weiß, wovon ich heute Nacht träume!
Man muss ja dazu sagen... das ein oder andere Bild gibt es vielleicht her... wir sind da nur mehr oder minder professionell zugange! :D Auch Björn ist kein gelernter Fleischer, und arbeitet ganz geflissentlich nach Anleitung. Ein befreundeter Metzger hat für ihn in Deutschland gefilmt, wie man Schweine zerlegt und welches Teil für welchen Gebrauch verarbeitet, d. h. zwischen all dem Gemetzel steht ein Laptop, aus dem jemand im tiefsten Hamburger Dialekt per Video Anweisungen gibt - Haha, ja, das war schon irgendwie surreal. Falls jetzt vielleicht die Frage aufkommt - "Was zur Hölle machen die denn zu fünft mit Fleisch von 3 1/2 Schweinen und einem Elch?!" (Achso, bereits genanntes Rind hängt übrigens auch immer noch im Schlittenraum) - kurze Erklärung: ab Mitte Dezember beginnt wie gesagt die Tourensaison, in welcher der Guide und 5 - 8 Touristen mehrere Tage mit Gespannen durch die norwegische Wildnis ziehen. Und Björn und Regina legen großen Wert darauf, die Touristen nicht mit Energieriegeln und diversen anrührbaren Pulvern zu verpflegen, sondern wollen ihnen auch in dieser Zeit wirklich gutes und schmackhaftes Essen bereiten. Regina kocht zu diesem Zweck über hundert Gerichte vor und friert diese portionsgerecht ein (ja, wir haben hier verdammt viele Kühlräume). Ich hoffe, das macht die hiesigen Dimensionen etwas nachvollziehbarer :) So, morgen wir dann Wurst gemacht, und dann ist am Wochenende hoffentlich eine kleine Fleisch-Auszeit in Sicht. Einen positiven Nebeneffekt hatte das Ganze aber übrigens auch noch: nachdem meine Hände die letzten Tage mit Schleifpapier zu vergleichen waren, hmmmm, sind sie heute geradezu babypoweich! :D

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