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Tag 13: Auf dem Dorf (04.03.2017)

Veröffentlicht: 05.03.2017

Um 10 Uhr ging es los mit dem privaten Taxi ins unentdeckte Bauerndorf in den Bergen. Mit ganzen 4 Bewohnern stellte es zwar keine Millionenmetropole dar, die Aussicht dagegen war atemberaubend. Erwähnenswert ist, dass die Bewohner schon seit langem dem Hipster Hype folgen und alle Lebensmittel organisch nach dem "grow-it-yourself" Prinzip anbauen. Von daher war es nicht verwunderlich, dass es anscheinend jeden Tag dasselbe zu essen gab. Ein kleiner Nebenverdienst wurde durch einen stundenlang unbewachten Kiosk gewonnen, an dem täglich vielleicht 2 Leute einkauften. Die kleine vierköpfige Familie, bestehend aus Papa, Mama, 2 Töchtern und jeder Menge Viehzeug, hieß mich herzlich willkommen und servierte mir zur Begrüßung einen Chai Tee mit einem Zucker / Tee-Verhältnis von 1:1. Zum Zeichen des Respekts nippte ich nur wenig Male und ergriff jede Möglichkeit, die armen ausgetrockneten Pflanzen mit Wasser und Elektrolyten zu füttern.

Relativ schnell machte ich mich mit 2 von 3 Jugendlichen, die mich aus dem Dorf begleitet hatten, auf den Weg zu einem hochgelegenem Kloster, das 2 Stunden zu Fuß vom Dorf entfernt lag. Auf dem Weg nach oben trafen wir ungefähr auf halber Strecke einen weiteren Teil der Verwandtschaft, der mir, warum sollte es auch anders sein, Chai Tee reichte. Leider stand ich unter voller Beobachtung, sodass ich mir das erfrischend heiße Getränk bei 35* C Außentemperatur genüsslich die Kehle hinuntergießen musste.

Endlich an der Spitze angekommen, schnappte ich mir mein Handy und drehte das gestern veröffentlichte Facebook Video. Die Aussicht war atemberaubend. In der Ferne ließen sich weitere Züge des Himalayagebirges erahnen. Die Luft war klar und es herrschte eine Totenstille. Hin und wieder vernahm man in weiter Ferne die ein oder andere Nerv tötende Hupe eines der zahlreichen Tuk-Tuks. Bei genauem Hinsehen ließen sich am Fuße des Berges auf dem Ganges einige Rafting-Boote erkennen. Nach 30 Minuten völliger Ruhe wurden die beiden pubertierenden Inder auf meine Kamera aufmerksam und baten mich um ein paar Schnappschüsse. Ich wusste in den nächsten 10 Minuten nicht mehr ob ich weinen oder lachen sollte, aber seht selber!

Abends wieder im Dorf angekommen, wurde mir in alter Krippenspiel- Manier das Abendbrot serviert. Ich hätte drauf wetten sollen, denn es gab dasselbe wie schon zum Frühstück und zum Mittag, nämlich Brot mit Dal. Wir saßen in einer kleinen gemütlichen Lehmhütte, vielleicht 6 qm2 groß zusammen mit einer Kuh auf ca 5 cm hohen Hockern. Meine Knie danken mir diese ungemein vorteilhafte Sitzposition heute immer noch. Leider war ich auch der einzige, der mit der stickigen Luft eher weniger zurechtkam und sich die Lunge aus dem Leib hustete. Aber abgesehen davon war es traumhaft schön, gemütlich und idyllisch. Man versuchte sich mit Händen und Füßen zu verständigen. Auf meine pantomimischen Versuche zu erklären, dass ich leider kein einziges Wort verstehe, wurden die Worde entweder lauter ausgesprochen oder langsamer betont. Nach kurzer Zeit reagierte ich einfach auf alles mit einem lächelnden Kopfnicken.

Die Nacht war leider bislang meine längste und härteste. Geschlafen wurde auf einem Teppich und überdeckt mit einem leichten Stofftuch. Es war so kalt, dass ich kein Auge zutat. Obwohl ich meine Klamotten anließ wusste ich nicht wie ich die Nacht überstehen sollte. Erst am nächsten Morgen sprintete ich aus dem Haus um die ersten Sonnenstrahlen in Empfang zu nehmen. Alles in allem war es aber eine sehr schöne Erfahrung.

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