Veröffentlicht: 28.10.2017
Nach einer Zwischenlandung in Dallas/ Fort Worth (USA) und übertriebenen Sicherheitskontrollen, wie zum Beispiel abtasten bis in den Schrittbereich, bin ich wohlbehalten in der Hauptstadt Lima angekommen. Die Stadt liegt in der peruanischen Küstenwüste mit nur 10 mm Niederschlag im Jahr. Rundherum gibt es, außer ein paar Kakteen, sogut wie keine Vegetation. Da fragt man sich, warum jemand da sein Häusle baut. Die Nahrungsquelle 'Meer' hat darauf bestimmt den größten Einfluss gehabt. (Hier ist schön erklärt, wie das Klima in Lima zustande kommt: https://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/102003367 )
Am nächsten Morgen bin ich gleich wieder abgedampft und nach 9 Stunden Busfahrt für 15 Euro etwas zerknautscht in Carhuaz angekommen. Eine 5000- Einwohner- Stadt auf 2600 m Höhe. Hier gibt es endlich wieder vernünftige Vegetation.
Vieles erinnert an Thailand... Frauen arbeiten körperlich härter als Männer, der chaotische Verkehr mit konstantem Gehupe, TukTuks, das ausgebaute Busnetz, die großen Märkte, Straßenstände, Plastikmüll und freilaufende Hunde (hab noch keinen an der Leine gesehen). Diese sind in der Stadt recht entspannt, aber wenn man dann mal wandern geht, sollte man immer einen Stock oder zumindest ein paar Steine griffbereit haben... die können echt aggressiv werden.
An die dünne Luft und die Tageslichtzeiten hab ich mittlerweile gewöhnt. (Um 6 Uhr geht die Sonne auf und 18 Uhr ist sie schon wieder verschwunden). Der Umrechnungskurs liegt bei 1€ zu 3.8 Soles, was auch ungefähr die Lebenserhaltungskosten wiederspiegelt. Vor allem Lebensmittel sind bis zu vier mal günstiger als in Deutschland. (wenn man nicht grad den Gringopreis zahlen soll)
Hier auf dem Hof "La Casa de Pocha" hat mich Samuel, ein Amerikaner, der schon 3 Jahre in Peru wohnt und gerade auf dem Weg zur Weltklimakonferenz in Bonn ist, in die zu erledigenden Arbeiten eingewiesen und ist am nächsten Tag wieder ins 30 km entfernte Huaraz verschwunden.
Da stand ich nun allein mit dem gleichaltrigen Farmarbeiter Roosvelth, der genauso wenig Englisch, wie ich Spanisch sprach (mittlerweile haben wir uns arrangiert und verstehen das Nötigste).
Nach meinem ersten Tag Arbeit, d.h. Kühe und Schaf auf die Weide bringen, Stall entmisten (Mist zum Kompost karren), tiefwurzelnde Stachelbüsche mit Eisenstangen ausgraben und Baumscheiben der Obstbäume von hartnäckigen Gras befreien, hatte ich natürlich sofort Blasen und offene Stellen an meinen verwöhnten Händen.
Zum Glück kam dann gleich das Wochenende und die Hände konnten ruhen. Dafür wurden die Beine in Bewegung gesetzt und der nächste Berg erklommen. Der Ausblick war zu herrlich!
Das Wochenende darauf bin ich für 3 Soles in die nächstgrößere Stadt getuckert. Huaraz ist mit 125.000 Einwohnern halb so groß wie Erfurt und recht gemütlich. Hier konnte ich bei Sam übernachten, der Banjo und Gitarre spielt und mich gleich mit zu nem kleinen Auftritt in die nächste Bar geschleppt hat. Das war Balsam für die Ohren, denn mit der Musik, die man hier täglich hört, kann ich nicht viel anfangen. Durch einen Tipp gings dann am Sonntag zum ersten Mal auf 4400 Höhenmeter zum "Churup" -Bergsee. Die dünne Luft merkt man deutlich an der erhöhten Atemfrequenz. Ein Israeli und ne Schweizerin sind mitgelaufen. Er hatte eine Mini-Gitarre dabei + Flöte und oben haben wir bissl musiziert. Aber in kurzer Hose und knapp unter der Schneegrenze ging das nicht lange... das nächste Mal bin ich besser vorbereitet. ;)
Nachdem ich ihr Zuhause zerstört hab, hat sich die Trichternetzspinne zum Glück nicht wieder blicken lassen und ich kann wieder beruhigt schlafen. Hallelujah!