Veröffentlicht: 26.12.2023
Es gibt 3 Faktoren, die einen Neuseeland Urlaub maßgeblich bestimmen. WETTER, WETTER, WETTER.
Heute war es schlecht und es regnete bei ca 10 Grad. Wetter wie derzeit in Deutschland. Bei der ersten Attraktion des Tages wirkte sich der Niederschlag allerdings vorteilhaft aus, da man ziemlich und wieder ohne Geld was geboten bekam. Bei Sonnenschein und trockener Fahrbahn wäre das wohl nicht der Fall gewesen.
Wir befinden uns also in der Stadt Dunekin, genauer gesagt in der Baldwin Street, die als die steilste Straße der Welt gilt. (ja die ist echt steil es könnte wirklich die steilste asphaltierte Straße der Welt sein.) Es gibt Schilder, die das Befahren der Straße nur für Anwohner ausweisen und auch darauf hinweisen, dass es eine Sackgasse ist und oben keine Wendemöglichkeit besteht. Die Leute, die da wohnen haben schon genug auszuhalten, weil die 350 Meter selbst bei schlechten Wetter von Touristen (Fußgängern) gut besucht ist. Aber leider, leider gibt es ja immer wieder welche, die sich nicht an die Spielregeln halten. Gerade die Touristen aus China sind uns schon mehrfach durch Mißachtung von völlig eindeutigen und auch nachvollziehbaren Regeln aufgefallen. Offensichtlich nutzt man als Chinese im Ausland die Freiheit aus, dass es eben nicht überall Überwachungskameras gibt und man beim Überqueren der Straße bei rot, für 10 Jahre ein tibetisches Arbeitslager verbannt wird.
So dann auch dieses Exemplar, das glaubte mit seinem SUV die steilste Straße der Welt bezwingen zu können. Schon auf der Anfahrt konnte man die Anspannung und den Tunnelblick im Gesicht erkennen. Dann wurde es ernst und der Wagen erreichte die steilere Passage. Die Knie wohl schon weich, entschied sich unserer asiatischer Freund für einen Kickdown.(Vollgas) Was nun folgt war reine Phyik. Das 2,5t Gefährt gehorchte mit 2 heruntergeschalteten Gängen. Das wiederum hob das Fahrzeug vorne an und führte zum totalen Traktionsverlust der mit mächtigen Breit- und Niederquerschnittreifen ausgestatteten Antriebsachse auf dem nassen Asphalt. Das Fahrzeug kam leicht quer. Dann konnte man die Beifahrerin und die Kinder in klarem Mandarin im Fahrzeug schreien hören. Es folgte die Vollbremsung des Fahrers, der wohl nun endgültig die Hosen voll hatte. Der sich zwar ohne Traktion aber immer noch in einer Vorwärtsbewegung befindliche Wagen kam nun abrupt zum Stehen. Alle Fahrzeuginsassen nickten. Mit einer leichten Lenkbewegung und vor allem ohne Bremspedal hätte man die letzten 30 Meter noch geschafft. So aber nicht und es war erstmal Stille. Für eine lange, ganz lange Sekunde. Dann folgte alles einer weltweit gleichen und unveränderlichen Abfolge der Kommunikation zwischen Mann und Frau. Es ging auf der Beifahrerseite los und auch ohne Google translate war klar, das der Fahrer massiv beschimpft wurde. "Ich habe es direkt gesagt, dass wir da nicht hochfahren sollen, stell dir vor den Kindern passiert was. Warum musstest du wieder den starken Mann machen und da hochfahren" usw. usw. In solchen Situationen gibt es ja nur 2 Optionen. Flucht oder Kampf. Unser Abenteurer entschied sich erstmal für Flucht und gab wieder Vollgas. Der Motor heute auf und man konnte buchstäblich riechen wie die Traktionskontrolle gegen die Antriebswelle kämpfte. Traktionskontrolle gewann und so konnten die 200 Pferde ihre Kraft nicht auf die die Straße lassen. Das Auto saß fest.
Die Beifahrerin intensivierte die Vorwürfe und so wurde die Taktik auf Kampf geändert. Es folgte eine sehr laute Ansage seitens des Fahrers und plötzlich war Ruhe im Auto. Mittlerweile waren natürlich alle Kameras auf das Spektakel gerichtet und es passierte erstmal nichts.
Leider gilt für mich ja auch die oberste Direktive der Sternenflotte, die das Eingreifen oder gar eine Hilfeleistung von fremden Spezies strikt verbietet. Sonst hätte ich vielleicht auf dem zuschaltbaren Allradantrieb hingewiesen. Aber Vorschrift ist nur mal Vorschrift.
So blieb es dabei zuzuschauen wie das Schicksal seinen Lauf nahm und nun versucht wurde mit dem riesigen SUV auf der steilen Straße zu wenden. 5 Meter weiter unten wäre die Straße ja deutlich weiter gewesen, aber der Tunnelblick hatte sich auf ein Mäuseloch verengt und so wurde auf der Stelle gewendet. Offensichtlich waren alle technischen Hilfsmittel zugeschaltet und es gelang, das mächtige Gefährt in 12 Zügen auf der Straße zu wenden. Nun aber kam das beste und darauf hatte ich ja schon gewartet: "Die Rückfahrt der Schande" an den ganzen Touristen vorbei. Ich habe sogar das Handy in die Tasche gesteckt, damit ich das in vollen Zügen geniessen konnte um in Zeitlupe langsam, ganz langsam stehend Beifall zu leisten, als der Wagen im Schneckentempo an mir vorbei kroch. Und natürlich schaute ich voll in den Wagen rein und sah einen zurück lächelnden Chinesen, der sich vor dem Lenkrad leicht verbeugte.
Diesmal aber absichtlich ohne Einwirkung der Fliehkraft.
Auch die Frau und die Kinder lächelten mir freundlich zu. Hat man meinen Applaus nun als Bravo interpretiert, die Situation gemeistert zu haben? Oder wird sich der Fahrer heute Abend ein scharfes Samuraischwert in den Bauch rammen? Was ich angesichts dieses Versagens als durchaus nachvollziehbar erachte. Oder verwechsele ich jetzt wieder was? Egal! Was bleibt ist, dass ich durch das Lächeln meine Schadenfreude gar nicht richtig geniessen konnte. Vielleicht sollte ich mir das von dem Chinamann mal kopieren.