Veröffentlicht: 25.01.2017
Die entschleunigende Zeit in Hana geht zu Ende, und tatsächlich werde ich ein wenig wehmütig, hab ich mich doch an meine Gecko-Familie, den Dorfladen, wo es passablen Kaffee gibt, und mein Alleinsein mit Auto gewöhnt.
Was hab ich also gelernt in gut zwei Wochen mit Solarenergie, aufbereitetem Regenwasser, Gartenarbeit und Meditation? Laut meiner Gastgeberin: "We have to save water and energy", sprach's und ließ den Motor ihres 4-Rad-Antriebs bestimmt 5 Minuten röhren, während sie Zeug im Schuppen verstaute. Nunja, gilt wohl nur für bestimmte Ressourcen.
Des Weiteren weiß ich nun ein wenig übers Unkrautjäten in Hawaii, wie man stillsitzt und möglichst an nichts denkt, dass eine Waschmashine besser Wäsche wäscht als ich von Hand, und ganz wichtig, dass man nicht in Panik verfallen und wild um sich fuchteln muss, nur weil man mal in ein Spinnennetz läuft.
Ansonsten noch ganz viel über mich selber, und mittlerweile vertrete ich die Ansicht, dass man sich alle paar Jahre eine Auszeit nehmen sollte, um nicht wahnsinnig zu werden.
Außerdem die Erfahrung, dass mit Wellen nicht zu spaßen ist. So geschehen am Hausstrand: Ich, plaudernd mit einem anderen Badegast, werde plötzlich nichtsahnend, von einer Welle mitgerissen, weiß nicht mehr wo oben und unten ist, Wasser strömt rücksichtslos in meine Nase, kommt durch den Mund wieder raus, ihr kennt das, man paddelt wild um sich, den eigenen Tod durch Ertrinken oder Überdosis Salzwasser vor Augen. Bis ich schließlich mit weit aufgerissenem Mund nach Luft schnappend wieder auftauche, wieder Boden unter den Füßen habe und merke, dass mir das Wasser gerade mal bis über die Knie geht. Hab's knapp überlebt. Ich will rufen "Oooooh Goooood, Jeeeesus Chriiiiist I survived!!!", von nebenan höre ich nur "Are you ok?" und sogleich wird mir bewusst, wie peinlich das jetzt war, und sage keck "haha, sure!" und schmeiße mich sicherheitshalber direkt wieder angeberisch in die Fluten, noch damit beschäftigt einen halben Liter Wasser aus der Nase zu schnauben. Also nicht alleine baden, das ist gefährlich!
Dann habe ich rausgefunden, dass ich anfangs eine seltsame Skepsis gegenüber selbst geerntetem Obst und Gemüse hatte. So 'n Quatsch, ein eindeutiges Anzeichen dafür, dass man seine Naturverbundenheit zu stark vernachlässigt hat. Ganz begeistert stellte ich dann fest, dass in Avocados, Bananen und Zitronen, die ich vom Baum pflückte tatsächlich das drin ist was man vermutet. Und mittlerweile streue ich fröhlich rosa Blüten in meinen Salat, die nach nichts schmecken, dünste grüne, mir unbekannte Blätter, die nach Spinat schmecken und verspeise roh eine andere Art grüner Blätter, die nach grünen Blättern mit einem Hauch Schärfe schmecken, würze meine Mini Auberginen und Chaiotes mit Lemongrass, Basilikum und weiteren grünen Blättern, die nach Koriander schmecken.
Was mir wirklich an Materiellem fehlt ist ein frisch bezogenes, nach Waschmittel riechendes Bett. Im Idealfall eines, bei dem ich mich nicht fragen muss, ob da drunter wohl was lebt und die Bettwäsche vor dem Schlummern nach Krabbligem durchsuchen muss. Aber gut, das kann warten.
Ein wenig Angst habe ich bekommen, als das Wetter plötzlich umschlug und abends plötzlich ein unverschämter Regen und Wind aufkam. So, jetzt ist es so alleine in der Hütte sehr schön gewesen, nicht jedoch, wenn durch die Leichtbauweise der Bude der Wind pfeift so whuuuuuuuuuuuuuuaaaaaa, wwwwwwwwhhhoooooooaaa, richtig gruselig. Der Regen dann auch noch so stark ist, dass ich meine fröhliche Salsa Musik nicht mehr höre, die mich vor aufkommender Panik retten soll. Und es stockdunkel ist und es nur eine Glühbirne gibt. Zudem bin ich seit Donnerstag alleine auf der Farm, da die Gastgeberin eine Woche weggefahren ist. Wenn man dann auch noch anfängt sich zu überlegen, dass man dank Beleuchtung von draußen gut sichtbar ist, jedoch rein gar nichts selber sehen kann, einem klar wird, dass man weder Internet noch Handynetz hat... hmmm ungut.
Den ersten Abend saß ich versteinert vor meinem Tablet und hab zwei Stunden gespielt und heimlich um mich geschaut, den zweiten Abend hab ich mich an die Herstellung von gerösteten, karamellisierten Macadamia Nüssen als Abschiedsgeschenk für meine Gastgeberin gemacht. Die Dinger sind steinhart, aber ich hab sie trotzdem geknackt.