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In den Fängen der Südinsel

Veröffentlicht: 07.02.2018

Diese Überschrift kann nach unserer letzten Woche in jedem Fall mehrdeutig ausgelegt werden. Zunächst wortwörtlich, aber auch im übertragenen Sinn hält die Südinsel immer wieder Überraschungen bereit und erfordert häufiges Umdenken und Mut zur Lücke. Aber was meinen wir damit?

Im letzten Blog verabschiedeten wir Euch mit stürmischen Grüßen. Zyklon Fehi zog über Neuseeland hinweg. Während wir trocken und sicher untergekommen waren, wütete draußen der Sturm. Der Regen fiel horizontal, zunächst fiel der Strom aus, dann krachte ein Riesentrampolin in eine Fensterfront des Holidayparks. Wir verfolgten die Nachrichten und leider richtete der Zyklon schwerere Schäden auf der Insel an, als die Neuseeländer vermutet hatten. Die Küstenstädte wurden von sogenannten “Kingtides“ heimgesucht - das sind Überschwemmungen aufgrund von extrem hoher Flut, die durch den Sturm und in diesem Monat durch einen “Supermond“ erzeugt wurde.

Wir harrten nun in dem Ort Fox Glacier aus. Von hier aus kann man einen eindrucksvollen Gletscher, einen sogenannten “Mirrorsee“ (die Berge spiegeln sich im Wasser) und einen tollen Beach besuchen.

Nachdem sich der Zyklon in Richtung Osten weiterbewegt hatte, wurde im Ort Schadensaufnahme betrieben. Strom- und Telefon/Internetversorgung waren komplett abgerissen. Das größte Problem bildeten aber die Schäden am Highway, der die gesamte Westküste verbindet und die einzige Straße darstellt. Beide Seiten (Nord und Süd) waren aufgrund von Baumfällen, Erdrutschen und Überschwemmungen gesperrt. Es wurde dringend davon abgeraten den Ort zu verlassen. Leute die am Tag des Zyklons losgefahren waren, blieben zwischen den Schadensstellen stecken und mussten erstmal gerettet werden. Viele dieser Infos haben wir erst im Nachhinein erfahren. Wir waren guter Dinge, dass es am nächsten Tag weitergeht. Im Ort wurde eine große Magnettafel mit den aktuellsten Infos zu Straßensperrungen aufgestellt. Es gab zum Weiterkommen nur die Alternative Nord oder Süd, beide “closed“. Und so schauten wir zunächst im 2-Stundenrhytmus was sich tut - NICHTS!

Wie zum Trotz war das Wetter nun wunderschön, aber wir konnten nichts tun. Alle Wanderwege gesperrt, der Zugang zum Beach gesperrt, Bewegungsspielraum zwischen Infotafel, Lebensmittelshop und Holidaypark. Die Verkäuferin im Shop war auch schon aufgeregt, kein Nachschub, Strom über Notstromgenerator, das Brot und der Wein (Grundnahrungsmittel) waren ausverkauft. Im Holidaypark wurde das angebotene Eis verschenkt, es konnte ja nicht mehr gekühlt werden. Was funktionierte waren die Hubschrauberflüge zum Gletscher, wir haben das aber aufgrund unseres Budgets nicht gemacht.

Nun ja, am Ende haben wir 3 Tage in Fox Glacier verbracht. Diese Zeit war erforderlich, um die Straße einigermaßen befahrbar zu machen. Die Angestellten im Holidaypark haben alles getan, um den Aufenthalt angenehm zu gestalten. Als wir abfuhren, musste der Park aber erstmal geschlossen werden, um die Schäden aufzunehmen, Strom war auch noch nicht verfügbar. Wir wünschten alles Gute und hoffen, dass der Alltag schnell wieder einkehren kann.

Wir mussten nun auch umdenken, denn von 8 Tagen Autoanmietung, waren 3 Tage verstrichen, ohne das wir es genutzt haben. Am 03.02. verließen wir Fox Glacier, am 06.02. mussten wir das Auto vormittags in Queenstown abgeben. Und wir wollten noch soviel sehen! Wir fuhren über die Westküste nach Süden in Richtung Wanaka. Die Fahrt war sensationell, tolles Wetter, herrliche Ausblicke auf Flüsse und Seen. Kaum zu glauben was sich hier abgespielt hat. Aber dann passierten wir auch die Erdrutsche, die mit großen Maschinen beseitigt wurden. Die Felsen möchte man nicht runterpurzeln sehen. Wir glauben, dass wir so eine Naturgewalt noch nicht erlebt haben. Ach ja - eine Anhalterin aus Frankreich haben wir auch noch mitgenommen - etwas zurück geben von dem Glück, das wir auf diesem Gebiet schon hatten.

Wir erreichten Wanaka am Abend, Anlaufstation na klar - Holidaypark😁.

Effektiv hatten wir noch 2 Tage, um mit dem Auto an schwer ereichbare Orte zu gelangen. 

Die Wahl fiel auf das Mount Cook Village und Lake Tekapo. Also früh aufgestanden und los. Zum Glück hatten wir im Holidaypark den Zeltplatz direkt an der Ausfahrtsschranke🤔, so verloren wir keine Zeit.

Ganz allein auf der Straße genossen wir die Landschaft, besuchten ein Lavendelfeld und erreichten nach 3,5 h Mount Cook, den höchsten Berg NZ mit 3.724 m. Also wir mussten noch zum Mount Cook wandern. Es gibt eine schöne, einfache Talwanderung an deren Ende man einen Superausblick auf Mount Cook, den davorliegenden Gletscher und Gletschersee hat. Der einzige Nachteil an einfachen Wanderungen ist - sie werden von sehr vielen Wanderern (Spaziergängern) gemacht. Wir reihten uns ein in eine internationale Schar von Ausflüglern wobei der asiatische Anteil in der Mehrzahl war. Und während wir mit Wanderschuh und Funktionsjacke losstiefelten, waren durchaus auch Sandaletten, Haute Coutoure und hausschuhähnliche Schlappen am Start. Verrückt!!! Der Weg war mit drei Hängebrücken und imposanten Ausblicken abwechslungsreich und nach 4 Stunden erreichten wir glücklich unser Auto. Wir wollten noch zum Lake Tekapo, um dort zu übernachten und diesen am nächsten Tag zu erkunden. Die Herausforderung: der Ort war komplett ausgebucht, wir bekamen nicht mal eine Grasstelle, um unser Zelt aufzuschlagen. Zelten im Umkreis war strengstens verboten. Unsere Laune trübte sich ein wenig, als wir die vielen Urlauber (Asiaten) sahen, die offensichtlich ein Dach über dem Kopf hatten und nun im Restaurant lecker Abendessen gingen.

Wieder umdenken! Der nächste Zeltplatz war dort, wo wir gerade hergekommen waren. Also 50 km zurück und auf einen “kostenlosen“ Zeltplatz, ohne Toilette, ohne Wasser, aber sehr schön im Wald gelegen. Wir hatten alles dabei und am Ende des Tages ein Dach über dem Kopf. Wir beschlossen Lake Tekapo die kalte Schulter zu zeigen und am Morgen nach Wanaka zurückzufahren. Auch hier gibt es einen tollen See und viel zu erleben.

Nach dieser ganzen Aufregung haben wir gestern unser Auto in Queenstown abgegeben (in Wanaka gab es keine Station), haben uns 4 Tage in Wanaka eingebucht und möchten nun mal wieder geruhsam überlegen wie es weitergeht.

Also ehrlich gesagt wissen wir schon wie es weitergeht, wollen es aber noch als Überraschung offen halten.

Heute haben wir noch einen Gipfel “Roys Peak“ in Höhe von 1.576 m Höhe erklommen. Grandiose Aussichten auf den Lake Wanaka, Sonnenbrandgarantie und Bergsteigerfeeling. Morgen gibt es ein wenig Organisation zu erledigen und Susi will unbedingt noch mal im Lake Wanaka baden. Ach ja und wer ihn noch nicht kennt...., auch wir haben den berühmten Lake Wanaka Baum gesehen und fotografiert (als wir dann mal einen freien Blick erhaschen konnten neben all den begeisterten asiatischen Urlaubern😉) Also wir mögen sie ja wirklich gern, aber manchmal sind es zu viele mit zuviel Raumforderung😂).

Am Freitag verlassen wir Wanaka. Die Wetteraussichten sind sehr gut und so haben wir beste Bedingungen um weiter südwärts vorzudringen. Lasst Euch überraschen!

Cheers

Susi und Andreas

Antworten (2)

Dani
An den herrlichen Fotos kann ich mich einfach nicht sattsehen. Soviel wunderschöne Natur. Den Mittelweg, den ihr gefunden habt sie zu genießen, aber euch nicht komplett auszusetzen (wäre ja obendrein auch lebensgefährlich...) finde ich absolut perfekt.

Andreas
Hallo Dani. Lieben Dank für Deine Zeilen. Liebe Grüße von den Koewis an Euch😘🙋