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Kochen nach Wetter-App

Veröffentlicht: 11.07.2024

Das Leben hier oben im Norden will uns mal wieder zeigen, wie klein wir doch eigentlich sind, wie wir uns von Wetter-Apps, von Vorhaben, Plänen, Vorfreude aufs sonnige Frühstück mit selbst gesammelten Heidelbeeren reinlegen und täuschen lassen. Ja wir machen uns sogar abhängig von dem Gefühl, dass alles so klappt wie wir es planen. Der Plan ging gründlich daneben. Seit dem frühen Morgen regnet es in Strömen und kein Ende in Sicht, laut Wetter-App. Wir liegen im Zelt, zählen die Regentropfen, vielleicht sind es ja ein paar weniger und der Regen hört auf? War ja klar, kurz darauf gibt er wieder alles. So können wir nicht das Zelt verräumen. Wir warten weiter, dösen wieder ein und warten wieder. Anja bekommt kurz vor elf den Lagerkoller, sie muss raus aufstehen, braucht Luft zum Atmen. Der Regen hört in dem Moment wie durch ein Wunder auf. Sofort alles zusammenpacken und losfahren. Ohne Kaffee und Essen rasen wir los, am Fjord entlang, das gestern noch in den schönsten Farben geleuchtet hat, der wenig befahrenen 815 mit Ziel zur Halbinsel Gimsøya. Die Regenwolken hängen tief, aber es ist zum Glück wenig Verkehr. Die Landschaft geht in eine unendliche Weite über, rechts ragen die schroffen Felsen in die Höhe, oder sagen wir in die tief hängenden Wolken, links eine grüne Moorlandschaft mit bunten Blumen und Gräsern. Wir haben die Strasse fast für uns allein. Ein unglaubliches Gefühl, die Elemente so zu spüren. Der kalte Nieselregen im Gesicht ist wie eine Frischzellenkur, er erneuert nicht nur die Haut, sondern auch uns tief in einem drin. Wir sind so klein in dieser Landschaft, ein wahnsinnig befreiendes Gefühl, weg sind alle Zwänge, Wetter-Apps und schwarz-weiss-Pläne. Die rauhe Küste der Gimsøya-Halbinsel mit ihren kitschigen roten Häusern, der Geruch nach Salz und Fisch lässt uns alles vergessen, na ja bis auf den Hunger. Hier oben sind die Möglichkeiten nicht so gesät wie bei uns, aber da wir nicht viel Vorräte mitnehmen, müssen wir überall halten und essen und trinken. Mitten im Nirgendwo steht plötzlich eine Art alter Tante-Emma-Laden mit der Aufschrift 24/7. Ja klar sicherlich 24/7. Und schon wieder an diesem Tag wurde uns gezeigt, dass das Leben hier oben seine eigenen Gesetze hat. Der alte Laden 24/7 entpuppt sich als Self-Scanning-Super-Technik-Laden. Na aber so was von cool. Eintritt erfolgt mit Kreditkarte. Wir kaufen mehr als wir transportieren können und kochen gleich beim Laden einen leckeren nowergischen Doseneintopf und frisches, noch warmes Brot. Eine Wohltat an diesem verregneten Tag. Zum zweiten Mal heute essen wir an ungewöhnlichen Orten, das erste Mal in einer ausgedienten Bushaltestelle und dann beim Laden. Wir haben die Lektion mit der Wetter-App gelernt und passen uns den Umständen an und leben mit und nach den Gegebenheiten des Nordens. Wir essen, wenn es regnet und fahren, wenn es schön ist, so etwa ist unser Plan. Aber halt das Planen wollten wir ja lassen... An diesem Abend fahren wir 58 Kilometer/460 Höhenmeter und campieren auf einem Campingplatz am Fjord Nähe Henningsvær mit Dusche und Waschmaschine. Es ist kurz vor Mitternacht und die Sonne kommt aus den Regenwolken. Das verheisst...naja Abwarten...laut Wetter-App.... Schlafmaske auf und auf den nächsten Tag freuen, egal wie das Wetter ist.
Antworten (2)

Stefan
Weiterhin Viel Spaß wünscht Vati !

Beatrice
Herzlichen Dank für die tollen Bilder und den unterhaltsamen Blog! Man fühlt sich als wäre man dabei 🤣. Warte jeden Tag gespannt auf die Fortsetzung. Weiterhin viel Spass und trockenes Wetter. Lieben Grüsse Beatrice