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Sonntagsausflug im Mekong Delta

Veröffentlicht: 14.11.2016

Es ist Sonntag Morgen - wir werden um 5 Uhr wach (echt krass), es wird langsam hell, die Vögel geben ihr Morgenkonzert und die ersten Sonnenstrahlen versprechen einen wunderbar sonnigen Tag. Wir nutzen die morgendliche Stille und hauen uns in die Hängematten vor dem Haus 😀. Für die nächsten 1,5 Stunden dösen wir hier, Stefan schreibt seinen Blog-Beitrag und ich zaubere ein kleines Video für Facebook zusammen. Dann zieht es uns an den Pool, wir drehen ein paar Runden und sind danach schön hungrig für ein ausgiebiges Sonntagsfrühstück.

Als Sonntagsausflug haben wir eine Tour durch die Flusslandschaft mit Besuch der typischen Handwerke der Region geplant. Die Provinz Ben Tre im Mekong Delta ist wegen ihres Kokosnuss- und Reisanbaus bekannt. Außerdem wachsen hier überall Bananen, Mangos, Papaya, Pomelos und die leckeren Drachenfrüchte - also ein paradiesischer Obstgarten 😀

Um 9 Uhr ist unser Boot ablegebereit. Than (lustig, wie viele hier Than heißen) beschreibt uns die Tour. Zuerst besuchen wir eine Ziegelei. Und die ist echt der Hammer - ein Mann stellt in Handarbeit unter Nutzung einer einfachen Pressmaschine am Tag ca. 5000 Hohlziegel her 👍, die in der näheren Region für den Hausbau benötigt werden. Größere Schamottsteine stellt er ganz in Handarbeit her - siehe Aufbaukeramik. Gebrannt werden alle Steine in einem riesigen Brennofen, der wiederum nur mit Reisspelz (gibt's ja hier genug) gefeuert wird. Das dauert ungefähr zwei Wochen - Wahnsinn. Am Ende kann er den Stein für 2 Dollar/Stück verkaufen. Die Asche wird als Dünger auf den Kokosplantagen genutzt, der Lehm und Sand für die Ziegel kommen aus dem Mekong Fluss. Ein ewiger Kreislauf.

Neben der Ziegelei befindet sich eine Kokosnuss-Farm. Wir sehen wie alles von der Kokosnuss verbraucht wird. Es gibt 25 verschiedene Kokosnüsse, die zu unterschiedlichen Zwecken angebaut werden. Da gibt es die Wasserpalme, deren Blätter für Dächer genutzt werden oder Palmen, aus deren Früchte Seile zur Weiterverarbeitung für z.B. Reismatten gedreht werden. Auch hier werden alle Bestandteile verarbeitet. Unbrauchbare Kokosnüsse bekommen die Fische als Futter. In einer kleinen Baumschule wird für Nachwuchs gesorgt.

Nach Besichtigung dieser beiden schweißtreibenden Handwerke steht ein Tuktuk für uns bereit und wir fahren durch die Plantagen sowie umliegenden Dörfer. Die Menschen sind super freundlich und die Kinder rufen immer wieder "Hello, what's your Name? oder How are you?"

Am Ende der Tuktukfahrt wartet wieder das Boot auf uns und Than verwöhnt uns mit frischen Früchten. Auf der Fahrt zum nächsten Ziel kommen wir an verschiedensten Fischernetzen vorbei und erfahren, dass hier neben Shrimps der Elefantenohrenfisch, eine regionale Spezialität, gefangen wird.

An der nächsten Anlegestelle steigen wir um auf Fahrräder und Than fährt mit uns 15 km durch die Dörfer - meistens im Schatten von Bananen oder Kokosnusspalmen 😀 aber bei 28 Grad - trief, trief.

Wir kommen an einer Reisnudelmanufaktur vorbei und erleben die Herstellung der typisch vietnamesischen Reisnudeln. Auch das ist alles echte Handarbeit - für deutsche Verhältnisse sind wir hier in einem riesigen Freilichtmuseum - für die Vietnamesen ist dies vielleicht wichtig, um für viele Menschen viel Arbeit zu haben und sie erhalten eine jahrhundertealte Handwerketraditionen.

Weiter geht unsere Fahrradtour auf den für uns total undurchsichtigen Dorfstraßen, vorbei an einer Trauerfeier mit Livemusik, dösenden Hunden und Kühen sowie einer Karaokebar im Hintergrund.

Irgendwann kommen wir an einem schönen Tempel an. Er ist dem Caodaismus gewidmet. Eine schöne Idee dieser Caodaismus - will er doch Liebe und Gerechtigkeit in der Welt schaffen und dabei das Beste von Konfuzianismus, Buddhismus, Christentum und Daoismus vereinen. Caodaismus lehnt Tötung ab, viele Anhänger sind daher Vegetarier. Sehr sympathisch - vor allem nach dem wir gesehen haben, wie die Tiere hier zum Schlachten transportiert werden 😲

Nach dem Tempel besuchen wir eine Frau in ihrem Häuschen und werden in ihr Haus auf einen Tee eingeladen. Es ist eine willkommene Erfrischung im Schatten der Kokospalmen.

Wieder am Fluss angekommen wartet ein kleiner Kahn auf uns, er rudert uns durch ein Kanalsystem, das uns sehr an den Spreewald erinnert, nur das hier überall Wasserkokospalmen stehen und das Wasser super braun ist.

Unser Sonntagsausflug nähert sich fast dem Ende zu, wir steigen noch einmal um auf das große Boot und schmeißen uns sogleich, nun doch von der Sonne und den neuen vielen Eindrücken ermattet, auf die Liegestühle an Bord 😀 und genießen die Rückfahrt zum Hotel. Dort angekommen haben wir dann doch noch nicht genug und steigen noch einmal auf die 🚴‍♀️🚴‍♀️, um uns die Herstellung von Reisblättern anzuschauen. Erneut werden wir in das private Refugium einer Frau eingeladen und dürfen in ihrer Küche Platz nehmen. Sie zeigt uns, wie sie mit Hilfe eines kokosblattgefeuerten Ofens über Wasserdampf eine Art Crêpe aus Reisschleim macht. Diese Crêpes werden danach auf Bambussieben in der Sonne getrocknet. Eine typische Köstlichkeit ist, diese Reisblätter zu Crackern zu rösten, wie wir uns selbst überzeugen konnten.

Nach diesem letzten Erlebnis radelten wir zurück ins Hotel und ließen es uns in der Hängematte gut gehen. Mit einer Planschpartie im badewannenwarmen Pool bei Sonnenuntergang ging der Tag zu Ende 🌜wir haben Vollmond aber keinen Supermond 🤔

Kerstin

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