2017 VespamerikasuR 2019
2017 VespamerikasuR 2019
vakantio.de/vespaamerikasur

ab 16.02.: Urugaiana / RS

Veröffentlicht: 17.02.2019

16.02.:

die ganze nacht begleitet mich ein herzzerreissendes minauen. nicht zu verwechseln mit dem miauen eines um die katzenwelt werbenden katers, sondern eher verzweifelt und hilflos. ich stelle mir vor, dass sie sich in einem gekipppten fenster verklemmt hat, bin aber zu träge, um auf die suche zu gehen. außerdem hätte ich alle hunde der straße an ihre pflicht erinnert und mir viele feinde gemacht. das weinen der katze lässt nicht nach, was mich beruhigt. wenn sie noch nach stunden so viel kraft hat, dann ist sie in keiner lebensgefährlichen situation. ich schlafe mit dem beruhigenden gefühl ein, dass katzen sieben leben haben.

ich habe die katzen von edy und isone im verdacht, doch höre ich heute morgen, dass sie im haus schlafen dürfen.

mich erwartet wieder ein deutsches frühstück zum abschluss meines aufenthaltes bei edy und isone schütz. edy, der hostelsenor leistet mir wieder gesellschaft, aber dann ruft die häusliche pflicht: er ist für das abspülen ihres frühstückgeschirrs zuständig. da gibt es keine ausnahmen.

isone, seine geschäftige ehefrau, die dafür sorgt, dass alles in schuss ist und sicherlich auch die dafür erforderliche autorität an den tag legen kann, zeigt mir eine weihnachtskarte von 2003. es war bei einem sommerfest, im rahmen dessen sie zufällig deutsche aus der nähe von bremen (syke) kennen gelernt haben. es muss ein feuchtfröhlicher abend gewesen sein. die weihnachtskarte ist schon etwas vergilbt und durch viele hände gewandert. edy, der seine pflichten im sauseschritt schon erledigt hat, legt die karte wieder zurück auf das regal der schrankwand, aber isone möchte, dass ich den text vorlese und ihr den ort nenne, woher die karte kommt. beide hören versonnen zu und freuen sich über meine reaktion als ich sage: das ist ja bei bremen!

schade, ich habe nicht rausbekommen, ob sie kinder haben. zwar hängt ein bild mit zwei uniformierten halberwachsenen an der wand, aber edy hat so viel zu erzählen, dass ich am schluss vergesse zu fragen, wer die beiden sind.

auch hier die vielen fragezeichen im gesicht, dass ich ohne meine familie unterwegs sein kann?

als wir alleine sind,  lässt es edy sich nicht nehmen zu bemerken, dass ich wohl ein reicher mann sein müsse, der so eine tour über so eine lange zeit machen könne. meine antwort: wenn ich nach hause komme, bin ich ein armer mann... er grinst.
zwar nur recht kurz, aber es war eine nette begegnung.

ohne ein selfi von uns dreien kann ich mich nicht verabschieden

das graue des gestrigen tages hat wieder einem tief blauen himmel platz gemacht. der wind verheimlicht die wahren temperaturen, aber es ist noch verhältnismäßig früh ugnd ich bin froh, dass ich zwei t.shirts übereinander angezogen habe.

ich verlasse sao gabriel mit einem weinenden und einem lachenden auge. gerne hätte ich noch mehr über die beiden gastgeber erfahren zumal isone, die zu beginn doch recht misstrauisch war, immer zutraulicher wurde. auf der anderen seite bin ich froh, diese bedrückende stadt sao gabriel verlassen  und endlich wieder "on the road" zu sein, den fahrtwind zu spüren und dem nächsten quartier entgegen fahren zu können.

die BR 290 erfordert höchste konzentration. es geht nur mit schlangenlinien, um den ärgsten widerständen des straßenbelags davonzufahren. ich fühle mich aber sicherer, als in den wochen und monaten zuvor und komme gut voran. den wind habe ich wieder im rücken und um mich herum breitet sich die pampa aus. bis zum horizont wiesen, weiden und kleine tümpel. über mir spannt sich ein endlos weiter himmel mit schäfchenwolken, die vom wind nach vorne getrieben werden. ich habe mühe, deren schatten, der sich vor mir auf der straße wegbewegt, einzuholen.

immer wieder würde ich gerne rechts ranfahren und diese weite landschaft fotografieren, aber ich warte lieber auf eine ausweiche, um sicher  halten zu können. ich sehe rinder, die kilometerweit verteilt sind und rassige pferde, die gemütlich vor sich hin grasen. gauchos, die die herden zusammenhalten, sehe ich nicht in aktion. mir fällt nur auf - auch schon in sao gabriel - dass anstellle von turnschuhen oder flipflops bis zu den knien reichende wildlederstiefel getragen werden. die weiten hosen in den schafft gesteckt. dazu kernige, ledrige und braungebrannte gesichter, die keine 40 mehr sind. eigentlich geht es den rindern hier um einiges besser, als den schwarzbunten in der norddeutschen tiefebene. bei uns müssen sie ihr leben in dämmrigen ställen verbringen - egal, ob winter oder sommer.

und ein starker seitenwind auf der ebene - wie auf der panamericana



der ist mir zum glück erspart geblieben

die tanknadel erfordert eine entscheidung: auf eine tankstelle warten, oder jetzt - nach einer genussvolllen zigarettenpause zu tanken. das navi kündigt mir aber an, dass nach 4 km eine raststätte zu erwarten ist.

die vepse bekommt einen super empfang. kaum, dass der motor aus ist kommt schon der erste - ein argentinier, den ich endlich wieder verstehen kann - und der seinen frischgeborenen sohn in den armen hält. abenteuerlust funkelt aus seinen augen und ich bin mir nicht sicher, ob, vor die wahl gestellt baby oder vespa, sein nachwuchs spontan die erste priorität bekommen hätte, zumal seine ehefrau schon ungeduldig nach ihm ruft

und damit sie nicht sagen kann: der prophet im eigenen land gilt wohl nichts, bekommt sie hier einen ehrenplatz.

noch beim tanken erscheinen zwei pärchen aus porto alegre mit funkelnnagelneuen bmw motorrädern. das eine pärchen erzählt gleich von marburg, berlin und leipzig. er ist biochemiker und hat vorlesungen an deutschen universitäten gehalten. sie hatte beruflich in leipzig zu tun. sie schwärmen von köln und vom beethoven-haus in bonn, von hamburg, berlin und münchen. wir essen zusammen in der cantinha zu mittag. alle vier sprechen gut englisch und sind auf dem weg nach bariloche. ein ritt von über 2.000 km. insgesamt haben sie nur zwei wochen zeit.

habe gute tips für uruguay bekommen. keine kids, keine babies, keine industrie. exodus der youngsters und europäische preise und viele alte autos und lambretas. aber ein schönes land!

die erste hälfte der 320 km habe ich geschafft. zwar gibt es momente, dass ich einfach nicht mehr sitzen kann, aber das navi verspricht mir, dass ich in anderthalb stunden in urugaiana sein werde. die pampa ist so gut wie nicht besiedelt. keine dörfer und keine bodenwellen, die zum langsamfahren zwingen, kein verkehr und bleibender rückenwind. ich erinnere mich an meine tour durch die atacamawüste und durch die anden. ich war auch gen westen unterwegs und mit fortlaufender uhrzeit rückte die sonne immer mehr in mein sichtfeld und erschwerte mir das  sichere fahren. so auch heute und ich bin froh, dass ich ab nächster woche nur noch gen süden unterwegs bin.

uruguaiana hat über 100 tsd einwohner und liegt am grenzfluss rio uruguay. als ich das ortsschild passiere wundere ich mich schon dass ich keine skyline mit den hochhäusern sehe, dass kaum verkehr auf den straßen ist und mich später, als ich mein hostel erreicht habe, tiefe samstagsruhe umgibt. in meiner straße sitzen die brasilianer auf ihren bunten klappstühlen auf den grünstreifen unter schattigen bäumen vor ihrem haus und lassen das ziemlich spärliche leben an sich vorüberziehen.

auf meinem weg zum abendlichen bier in die stadt - die kirchtürme im licht der abendsonne

bevor ich meine straße finde, bekomme ich doch einen ziemlichen schreck es kann doch nicht sein, dass die booking.com-leute sich nicht irgendwie ein bild über die von ihnen vermittelten hotels und pousadas machen. mein navi führt mich vermeintlich in meine hostel-straße, aber links und rechts sehe ich nur ärmliche baracken und mich misstrauisch ansehende gesichter. straßenschilder gibt es auch hier nicht. ich drehe eine ehrenrunde und stelle dann glücklicherweise fest, dass ich eine straße zu früh abgebogen bin. auch hier erlebe ich eine art kontrastprogramm. auf der einen seite armut und einfachheit auf der anderen gepflegte vorgärten und wohlstand.

meine hostelsenora bewohnt ein mehrstöckiges haus und vermietet im erdgeschoss zimmer. die beiden oberen stockwerke bewohnt sie und erlaubt mir über ihren balkon auf die dachterrasse zu gehen. von dort hätte ich einen tolllen blick auf den rio uruguay und die brücke,, die auf die argentische seite führt. sonnenuntergang mit eingeschlossen. ich bin mir nicht sicher ob ich sie richtig verstanden habe, aber sie sagt: feel free!

das weisse haus mit  der fensterfront ist mein hostel

sie ist malerin und ihr treppenhaus zeigt ihre kunstwerke, sie arbeitet mit ölfarben und gegenständlich wie auch abstrakt und filigran mit tinte und feder. ihre wohnung strahlt gemütlichkeit und individuaität aus. überall hängen ihre bilder, zwei gemütliche sofas, bücher und zeitschriften verteilt, steh-und wandbeleuchtung. und überall zimmerpflanzen.

ich freue mich schon jetzt auf einen dämmerschoppen auf der dachterrasse mit blick auf den träge dahin fließenden rio uruguay.

17. bis 20.02.:

vier tage passiert so gut wie nichts. das thermometer klettert auf 35, 36 und 37 grad. selbst meine malerin stöhnt unter der hitze. das beruhigt mich in gewissem maße. mehr aber auch nicht. an rausgehen ist nicht zu denken. der energiepegel fällt mit dem ansteigen dder temperatur.

abends, wenn es "abgekühlt" hat und 28 grad erreicht sind und ich von meinem stadtrundgang wiederkomme, kann nur noch eine dusche helfen.

uruguaiana ist eine schöne stadt. die breiten straßen sind von bäumen gesäumt, die die breiten bürgersteige überspannen und wenigstens etwas sonnenschutz geben, es gibt in der mehrzahl zwei bis dreistöckige häuser im kolonialstil, ein theater mit klassizistischer fassade, aber auch einfamilienhäuser mit geschmackvoller architektur und gepflegten vorgärten.

breite straßen und bürgersteige und schöne bausubstanz

immer wieder begegnen mir menschen, die vor ihren häusern sitzen, mit ihren nachbarn schnacken. und es gibt caballeros, die im schnellen galopp die straßen entlang reiten, aber auch pferdefuhrwerke, die für die tägliche arbeit gebraucht werden.



 

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