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Es fährt ein Zug nach Toronto // Niagara Falls

Veröffentlicht: 17.09.2017

Alright folks, das wird jetzt ein langer Post, ich hatte schliesslich auch vier Tage Zeit im Zug 😜Snacks und Lesebrillen bereit... 😊 Spoiler: Beinhaltet sehr viele Selfies 😜 Nass an den Niagarafällen 😂


Am Dienstag bereitete ich mich auf meine lange, 4-tägige Zugfahrt vor: Netflixserien downloaden, alle Geräte laden, wichtigste Dinge ins Handgepäck verstauen (Kleider zum Wechseln, Necessaire, Geräte...). Natürlich war ich ein paar Stunden zu früh am Bahnhof, aber da ich keinen zugeteilten Sitz hatte (first come, first serve!) war mir das auch recht so. Beim Einchecken des Koffers wurde ich vor die Wahl gestellt: Umpacken oder 40 Dollar fürs Übergewicht bezahlen? Erlaubt waren 23 kg, ich hatte aber 31. 😂 Für die nächsten Zugfahrten und Flüge werde ich wieder mehr Gewicht ins Handgepäck verstauen, da ich ja höchstens 4 h im Zug bzw. 1 Stunde im Flugzeug bin. Aber jänu, jetzt brauchte ich halt Platz für Dinge wie Wasserflaschen, Kissen und eine Decke...
Die Warterei am Bahnhof ging aber gar nicht so lange, denn ich wurde bestens von den Dekorateuren unterhalten, die den ganzen Bahnhof auf Weihnachten einstimmten, hallo Weihnachtsbaum am 12.September!
Ich freute mich sehr auf die lange Zugfahrt, da ich viel von der Landschaft sehen wollte. Ausserdem hatte ich das Bedürfnis, mal wieder Tagebuch zu schreiben, Musik zu hören und einfach mal zu schweigen. Ich merke, dass die letzten paar Wochen wieder sehr viel in mir vorgegangen ist und ich bin auch wieder selber erstaunt, was für neue Ideen / Gedanken ich habe, die ich vor ein paar Monaten noch für unmöglich gehalten hätte!
Im Zug musste ich mich mal 4 Tage um nichts kümmern, nicht ein- oder auschecken, kein Sightseeing planen, ja es gab noch nicht mal eine Dusche - Chatzewösch ahoi🤣 Also einfach mal relaxen und loslassen. Es war so wie ein regnerischer Sonntag zuhause, wo man einfach den ganzen Tag im Pyjama rumlungert und keine Termine hat. Das war schön, ich brauchte auch mal wirklich Zeit zum Trauern, denn das konnte ich irgendwie nicht, wenn man ständig Programm hat. Aber irgendwann muss halt alles raus! (Taschentuchalarm!) (Gute Erkenntnis: Dass das Alleinsein ab und zu schön, heilsam und notwendig ist - sonst fällt mir das gar nie so auf, da ich zuhause eh die meiste Zeit mit mir selber verbringe 😊) Dass dies in letzter Zeit etwas zu kurz gekommen ist, ist aber klar, denn wenn man an einem neuen Ort ist, will man möglichst viel erleben und ist von morgens bis abends/ nachts unterwegs. Das Zugfahren hatte daher auch etwas Meditatives, da konnte ich so gut nachdenken wie z.B. in der Schweiz beim Joggen oder Autofahren. Joggen ist jetzt leider 2 Monate vernachlässigt worden - das möchte ich ab Toronto ändern, für etwas habe ich ja so tolle neue Sportklamotten im Koffer 😊
Die erste Nacht schlief ich erstaunlich gut (nach etwa 30 Positionswechseln 😂), plötzlich war es nach 7 Uhr, ich erwachte eigentlich nur, weil neue Passagiere zustiegen. Meine neue 13 Dollar- Flauschedecke, die mich an meine alte Ritualsdecke erinnert (wo hani die eigentli? Zebrabox? #problemwemmerzvielsachehät) war eine gute Investition. Es leben die Canadian Dollar Shops! Den Schlafsack habe ich übrigens gespendet, ich bin zwar nicht direkt zu einem Obdachlosen, aber das HI Hostel nimmt solche Spenden an und gibt sie weiter in die "Thrift Shops". Irgendjemand wird sicher Freude daran haben 😄
Zurück zur Zugfahrt: Nochmals ein Loblied auf die BOSE-Kopfhörer (und nomal es danke für de Tipp a die unersetzbari Biene 😘😘😘😘 BFF 4everandever) Die Kopfhörer trug ich etwa 22 Stunden pro Tag, und konnte auch damit schlafen! Zunächst hatte ich Angst, dass sie brechen, wenn ich darauf liege! Aber die Sieche sind ihri 350 Stutz wert 😄 Auch meine neue Teeflasche war super, viel besser als diejenigen, die ich bisher hatte: dicht und stabil. So genoss ich meinen Pfefferminztee und holte mir ab und zu einen Kaffee im Bordrestaurant. Das waren mal 4 günstige Tage in Kanada 👍🏻 Was sich auch als guten Kauf herausstellte, war die Sitzmatte, die ich für 16 Dollar eigentlich für's Campen gekauft hatte, da ich nicht wusste, ob wir Campingstühle hätten. Schlussendlich brauchte ich diese Matte dort gar nicht, aber jetzt im Zug nutzte ich sie, um die Ecken im Sitz auszupolstern, da ich meist schräg sass oder lag. Smart 😜
Am ersten Tag häkelte ich viel, las ein halbes Buch und schaute 2.5 Filme (@ Sabine: SATC Film 1! Weiss aber nöd so rächt, wasi devo halte söll. Zwenig Girl Power!) und auf der Fahrt durch die Rockies gab es natürlich auch wieder viel zu fotografieren.
Wi-Fi funktionierte wie vermutet nicht, und so stellte ich ab und zu meine mobilen Daten ein, um Nachrichten zu schicken und zu empfangen.

Am zweiten Tag schaute ich zwei Episoden von "Better Call Saul", schrieb und las sehr viel... Und auch das Schlafen kam nicht zu kurz. 

In der Nacht auf Freitag machten wir einen ewig scheinenden Stopp um 2:45 Uhr in Winnipeg (wahrscheinlich etwa zwei Stunden, ich versuchte aber zu schlafen!) Neue Passagiere stiegen zu, unter ihnen auch zwei ältere Herren, die dann um 4:30 Uhr das Gefühl hatten, sie müssten jetzt einander kennenlernen (How long have you been living here? - Since 1987!) (Man bemerke: Alle anderen im Zugabteil waren nachts stets absolut ruhig) Etwa 5 Minuten liess ich sie gewähren, dann stand ich auf, ging zu den Herren drei Reihen hinter mir und flüsterte: "Excuse me! Can you please be quiet?", was der Mann, anscheinend schwerhörig (erklärt die Lautstärke!), nicht verstand. So wiederholte ich meine Forderung lauter und fügte noch hinzu: "I'm trying to sleep!" Augenblicklich stellten sie ihre Gespräche ein. Bäm. So muss das sein! Don't mess with a badass 😂
Am nächsten Morgen schlief ich bis 9:30 Uhr, zwar fast unvorstellbar, aber ich habe wahrscheinlich ein wochenlanges Schlafmanko aufzuarbeiten. Auch wenn einer der Zugbegleiter ankündigte, wir hätten schon 10 Stunden Verspätung, interessierte mich das noch nicht so, da ich ja keinen Stress hatte. So lange ich nur meinen Ausflug zu den Niagarafällen am Sonntag nicht verpassen würde!
Am Nachmittag hielten wir irgendwo für 15 Minuten in der Pampa an (Sioux Lookout) und ich spottete in der Nähe eine Drogerie. And guess what I bought? Batiste Dry Shampoo! Erfindung des Himmels, wenn man 4 Tage keine Dusche hat 🙈 Ich wollte es eigentlich schon in Vancouver kaufen, fand dort aber nur grosse Sprühdosen. Und siehe da, irgendwo im Nirgendwo gab es eine kleine Dose. No more bad hair days!
Am Abend verspürte ich dann plötzlich wieder Lust, mit Menschen zu plaudern - die nette "Oma" nebenan hatte schon ein paarmal mit mir gesprochen, wenn ich mal keine Kopfhörer anhatte, vor mir sass ein Deutscher, der seine Möhren schälte (kein Witz!) und ein Kriegsveteran aus Litauen, der Freude hatte, dass er wiedermal Deutsch sprechen konnte. Die Oma war übrigens so lieb, da ich selten im Bordrestaurant war - ich hatte ja meine Snacks - kam sie am ersten Tag zu mir: Have you eaten anything today? Und am dritten Abend brachte sie mir eine Riesenportion Abendessen, sie habe genug, ich solle es essen 😊 Es war meeega lecker! Für eine Zug-Mahlzeit wirklich ausgezeichnet, besser als in manchem Restaurant!
Ich spürte dann am dritten Abend auch, dass sich meine Batterien langsam wieder gefüllt hatten, ich sprühte vor Energie! Nur doof, dass ich sie noch nicht "freilassen" konnte. In der 4. und letzten Nacht schlief ich dann auch nicht mehr so viel (eine Zugbegleiterin sagte auch: You don't sleep in here, you rest! 😂) und so freute ich mich, als der letzte Tag angebrochen war, und ich mir ein mega leckeres Omelett bestellte. Es ergaben sich im Bordrestaurant ein paar interessante Gespräche, die Reisenden waren so witzig! 

Ich sitze in der Schweiz ab und zu im Speisewagen, aber bin noch nie mit jemandem ins Gespräch gekommen. Hier redet jeder mit jedem, im Zug, im Restaurant...das macht das Reiseerlebnis auch sehr spannend.

Schlussendlich trafen wir nach einem wunderschönen Tag mit blauem Himmel und wunderbarer Aussicht auf die bereits herbstlich verfärbten Blätter mit 10 Stunden Verspätung in Toronto ein. Das war schon ein Erlebnis, diese Riesendistanz auch mal zu erleben, nicht nur auf Google Maps von einem Ort zum anderen zu scrollen...
Ich checkte schnell in mein Hotel ein, wo ich mal wieder ein Einzelzimmer gebucht hatte. Es war ein winziges Zimmer, aber ich hatte mein eigenes Bad und Zugang zur gepflegten Küche, wo ich mir am Morgen auch selber Kaffee machen konnte. Fast wie zuhause 😊 Schnell packte ich meine Siebensachen und erkundigte noch ein wenig die nähere Umgebung des Hotels. Es war sehr zentral gelegen, daher dauerte mein Fussmarsch nur etwa 5 Minuten. Bis um 21:30 Uhr war die Shopping Mall "Eaton Centre" noch geöffnet und der Schnäppchenladen "Winners" (etwa wie "Ross" oder "Marshalls" in den USA) sogar bis 22 Uhr, und so fand ich noch ein paar nette Sachen: Einen Kanada-Charm-Anhänger von Thomas Sabo (der erste T.Sabo, den ich in 2 Monaten sehe!) und 2 Tommy Hilfiger-Röcke (all American girl 😊). (Fürd Biene hani natürli no Haul-Bilder gmacht 😜) Danach ging ich ins Hotel zurück, war aber noch gar nicht müde und recherchierte noch ein wenig im Internet.

Am Sonntag stand der Tagesausflug zu den Niagarafällen auf dem Programm. Auf der Campingtour hatte unsere Fahrerin schon mehrmals einen Vergleich zu den Wasserfällen in den Rockies gezogen: Die Niagarafälle seien vieeel weniger hoch als diejenigen in den Rockies, dafür viel breiter. Ich war gespannt! 

Es war eine gut organisierte, informative Tour mit 14 Personen, der Fahrer holte mich in der Nähe des Hotels ab und erklärte viel unterwegs. Wir machten mehrere Stopps bei den Fällen selber und den Aussichtspunkten in der Nähe und konnten auch mit dem Schiff an die Fälle heranfahren. Ich hatte leider meine Sonnenbrille und die Haarbürste vergessen - Wasser marsch, bad hair day ahoi! Man wurde auf dem Boot meeega nass (also v.a. das Gesicht, man erhielt zum Glück einen Regenponcho), aber es machte sehr viel Spass, die Wassermassen sind gigantisch!!! Ich machte auch einige Videos, die die Geschwindigkeit des Wassers festhalten. Leider kann ich diese nicht uploaden.
Das Mittagessen war in der Tour inkludiert, wir assen im 13. Stock des Sheraton Hotels (Hammer Büffet!) und hatten dort eine tolle Aussicht auf die Fälle. Am Nachmittag führte uns der Fahrer ins pittoreske Städtchen Niagara-on-the-lake, wo alles im 19. Jahrhundert stehengeblieben schien: viele liebevoll eingerichtete kleine Geschäfte, Bäckereien und Cafés, einige auch mit speziell europäischem Inhalt (England-Shop, Frankreich-Shop...). In einem Dekoladen (😍) fand ich witzige Eierbecher, diese fehlten mir nämlich noch in meinem Hausrat.

Am Montag schlief ich bis 8 Uhr aus. Es gab am Morgen gleich zwei Premieren für mich: 1. Ich ging joggen (yes, I did it! Ich merke, wie mir der Sport fehlt! Ist zwar natürlich nicht dasselbe wie zuhause, wenn man ständig am Rotlicht halten muss, aber ich bin eh ausser Form, daher war das gar nicht so schlecht. Jetzt nach 2 Monaten Party noch 1 Monat wieder zurück in einen "normaleren" Tagesablauf 😜👍🏻) und 2. der erste richtige Kaffee bei Lavazza! Nach zwei Monaten Filterkaffee eine echte Abwechslung. Joggend konnte ich auch ein wenig Sightseeing machen (Waterfront). Das joggend zu machen ist noch eine gute Idee für den nächsten Stopp Ottawa, von dem mir sowieso gesagt wurde, es sei dort langweilig🙈. Gestern habe ich übrigens noch einen Tagesausflug nach Quebec gebucht 😊

Am Nachmittag hatte ich noch einiges vor: Zuerst Shopping im typischen Kanada-Laden "Roots" (Pulli, Jacke: siehe Fotos) und dann wollte ich zum CN-Tower. Unterwegs machte ich einige Zwischenstopps, z.B. in Chinatown, in einem riiiiiesigen Bastelladen (Ach, ich muss in der Schweiz wieder in den "Haas" 😊) und ass noch etwas bei "Hooters", wieder ein Restaurant, das ich von der Liste streichen kann. Etwa 2/3 habe ich aber eingepackt, es war wieder mal vieeel zu viel! (Siehe before/after pics😊) 

Unterwegs fragte mich jemand nach dem Weg, mit meinem Karohemd und den Converse sehe ich wohl aus wie aus der Gegend *freu* und das Beste war, dass ich tatsächlich eine Antwort geben konnte 😊
Beim Turm angekommen, genoss ich die Aussicht, machte viele Selfies und ging danach zurück ins Hotel. Unterwegs fand ich noch eine zweite "Winners"-Filiale und darin ein Paar Ballerinas von Ivanka Trump und einen Jupe. 😄 

Morgen geht's nach Ottawa!
Toronto war eine tolle Stadt, die mich z.T. an New York, zum Teil aber auch an Leutschenbach / Glattpark erinnert - viele neue Wohnsiedlungen in dem Stil. Nur etwas fehlte: Ich habe leider den Hauptdarsteller von Suits nicht gesehen, ich war natürlich mehrmals in der Gegend, aber wahrscheinlich war kein Drehtag 😜

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