Veröffentlicht: 15.04.2018
Da wir uns ja dazu entschieden hatten, die Freitagskurse sausen zu lassen, gehen unsere Japan-Entdeckungsreisen also nun freitags schon los und diesmal ging es nach Kobe. Kobe gehört auch zur Kansairegion und die Fahrt dorthin dauerte circa eineinhalb Stunden. Wir hatten sehr sonniges Wetter, sodass es vor allem am Hafen sehr schön war. Dieser ist sehr weitläufig, dort haben wir unter anderem eine gigantische Fischplastik, ein Riesenrad, den roten Turm, der Kobes Wahrzeichen ist, sowie ein All-you-can-eat-Restaurant entdeckt. Dass wir uns danach kaum noch bewegen konnten war das kleinere Übel, da Kobe nicht sehr groß ist und wir unser Fresskoma am Hafen auskurieren konnten, bevor es in die Stadt und deren Chinatown ging. Immer wieder muss ich mir neu darüber bewusst werden, dass ich in Japan bin. Deshalb habe ich auch das auslaufende Schiff mit der japanischen Flagge fotografiert. Und als hätten wir nicht schon genug gegessen, gab es in der Stadt noch frittierte Sesambällchen mit rote-Bohnen-Mus, die wirklich lecker waren. Kobe ist meiner Meinung nach etwas teurer als Osaka, aber auch hier kann man großartig shoppen gehen. Überall gibt es winzige Passagen mit unzähligen Geschäften ebenso wie die größeren Straßen und die kleinen Gassen mit nicht weniger Läden. Meiner Meinung nach kann man eine Stadt deshalb auch wirklich nur zu Fuß gut kennenlernen und die größtmögliche Zahl an Eindrücken aufnehmen, da man die interessantesten Orte meist sowieso nur zufällig findet. Wie beispielsweise den kleinen Blick über Kobe, den mein Kumpel gefunden hat, als er auf der Suche nach einem Bier war und der Meinung war, dass im 5. Stock eines Gebäudes eine Bar sei. Letztendlich haben wir dann nur zwei verdutzte Japanerinnen vorgefunden, die wir beim Essen gestört haben. Naja, dann gibts das Bier eben später. Abends ging es dann noch ein bisschen mit der großen Gruppe aus dem Dorm auf das lang ersehnte Feierabendbier in den Park.
Am Samstag ging es um 10 Uhr los nach Himeji, wo eines der schönsten Schlösser Japans stehen soll. Die Fahrt hierhin dauerte immerhin über zwei Stunden, aber dadurch, dass Himeji neben dem Schloss nicht viel mehr zu bieten haben soll, war das nicht schlimm. Aus dem Zug ausgestiegen hatten wir schon wieder Hunger und wie es der Zufall wollte, fanden wir am Bahnhof ein Ramenrestaurant. Ich glaube, ich küre Ramen (neben Okonomiyaki) zu meinem Lieblingsessen hier. Auf dem Weg zum Schloss fanden wir schon allerhand Ninja/Samurai-Geschäfte, in denen man beispielsweise Schirme mit Schwertgriff (schon ziemlich cool), Ninjawaffen- und Anhänger und auch Ninja-Eis finden konnte, das mit Wurfmessern- und Sternen aus Schokolade verziert war. Auch haben wir sofort das (wie könnte es anders sein) sehr süße Maskottchen des Himejischlosses kennengelernt, eine Art grinsendes, weißes Wölkchen mit Schlossdach, das uns den gesamten Weg lang zuckersüß anlächelte. Am Schloss angekommen stellten wir schnell fest, dass es wirklich wunderschön ist. Ich konnte mich kaum satt fotografieren. Wir liefen einmal drumherum, schnappten ein bisschen was von seiner Geschichte auf und gingen dann auch hinein. Im Inneren ist alles aus Holz und für wirklich sehr kleine Menschen konstruiert worden, selbst ich (1,68m) musste auf meinen Kopf aufpassen. Wieder im Freien wollten wir uns noch den zugehörigen Schrein anschauen, der zwar relativ klein, aber dennoch ganz nett anzuschauen war. Da es inzwischen etwas regnete, war auch sonst niemand außer uns dort, was wirklich angenehm war, da am Schloss sehr viele Touristen herumliefen, die uns allen teilweise wirklich auf die Nerven gegangen sind, da sie das ganze Japanerlebnis verfremden, aber gut, Himeji ist eben ein Touristenort. Hiernach trafen wir in einem Souvenirshop noch einen Japaner, der eine Zeit lang in Frankfurt gelebt hat und etwas Deutsch mit uns gesprochen hat und dann kamen wir auch tatsächlich erst um halb 10 wieder im Dorm an.
Am Sonntag ging es schon um 9 los, es regnete in Strömen, aber wir sind ja hart im Nehmen. Und erfinderisch. Ich habe mir, um keine nassen Füße zu bekommen, Frühstückstütchen über die Socken gestülpt, das zwar beim Gehen etwas knirscht, aber wirklich geholfen hat. Wir wollten noch einmal nach Kyoto, um uns zwei Japanern anzuschließen, die einer meiner Kumpel im Hostel kennengelernt hat, die gern englisch sprechen und uns ihre Gegend zeigen möchten. Das war wirklich sehr nett von den beiden, die die 50 auch schon weit überschritten haben. Ohne sie hätten wir den schönen Wanderweg auf einen der Berge, von dem man eine sagenhafte Aussicht auf die Stadt hat, bestimmt nicht gefunden. Bevor es an den Aufstieg ging, haben wir uns noch einmal den Kaiserpalast und einen Campus der Kyoto University angesehen sowie in deren Mensa gegessen, bis es dann auf den Berg ging. Ich hätte nie gedacht, dass Kyoto so groß ist! Aber das gesamte Tal, das von kleineren Bergen umrahmt ist, wird von der Stadt ausgefüllt. Wir hatten Glück, dass es gerade fast komplett aufklarte und die Sonne herauskam, als wir oben ankamen und so hatten wir einen fantastischen Blick. Nach dem Abstieg ging es erst in den Garten des Ginkaku-ji Tempels, wo auch wieder viele Touristen unterwegs waren und danach noch zu einer Pagode inmitten von kleinen Gassen mit abwechselnd Souvenir- und Essensgeschäften, die alle zur Pagode hinaufführen, die auf einem Hügel steht und somit ein kleines Zentrum dieser Wege bildet. Zu diesem Zeitpunkt waren wir bereits schon sehr müde von dem Wochenende, sodass wir uns alsbald überschwänglich bedankten und verabschiedeten. In der Bahn haben wir zufällig noch eine andere Gruppe aus unserem Dorm getroffen, die in Osaka im Eulencafé war und dort Kuchen gegessen und Eulen gestreichelt hat. Ich bin mir nicht sicher, was ich von solchen Cafés halten soll. Ich gebe zu, dass ich es einerseits gern sehen würde, es aber andererseits für Tierquälerei halte und nicht unterstützen möchte. Aber dafür bin ich mir sicher, dass ich diesen Tag in Kyoto auf keinen Fall mit einem Eulencafé hätte eintauschen wollen, auch wenn ich danach völlig zerstört war und am Montag komplett unvorbereitet in das erste Kanji-Quiz geworfen würde. Aber damit kann ich leben.