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Über Juta und Roshka nach Khakhmati

Veröffentlicht: 07.07.2019

Nach der unschönen Begegnung mit dem Kaukasier am Vortag, mache ich mich am Montag, den 08.07.2019, nach dem Frühstück nocheinmal allein auf den Weg nach Stepanzminda. Für die nächsten Tage habe ich eine Wanderung in Richtung Osten geplant, wenn möglich bis nach Tusheti. So gibt es im Awtobus noch ein Käffchen und etwas Schoki, ich stelle einen Reisebericht fertig und anschließend online, lerne etwas Russisch und lade nebenbei meinen Akku. Am frühen Mittag kaufe ich Nahrungsmittel für die nächsten Tage ein und gehe zurück zum Zelt, wo Rango schon ungeduldig wartet. Nachdem unsere Sieben Sachen gepackt sind, machen wir uns gegen halb drei auf die Socken. Es geht ca. 4 km im Terek-Tal nach Südwesten. In Achkhoti pausiere ich für ein Eis, bevor wir entlang des hießigen Seitentals nach Südosten abbiegen. Das Wetter ist sommerlich-warm und so bin ich nicht böse, als uns kurz nach dem Ortsausgang die Mitfahrt in einem Auto angeboten wird. Es geht recht fix durch das malerische Gebirgstal. Fast schade, dass ich hier nicht wandere. Vorbei an kleinen Ortschaften und entlang satt blühender Wiesen, fahren wir hinauf nach Juta. In dem Nest steigen wir aus und machen uns umgehend auf den weiteren Aufstieg ins Gebirge. Auf gut 2400 m findet sich ein schönes Plätzchen zum Zelten und ich schlage unser Lager auf. Nachdem meine Klamotten ausgespült und aufgehängt sind, traue auch ich mich ins eiskalte Nass. Nur sehr kurz, versteht sich. Dann ziehen wir uns nach einem kleinen Abendbrot unter die Plane zurück.

Am Dienstagmorgen gibt es keinen Grund zur Eile. Ich hatte am Vortag beim überqueren eines Baches kurz das Gleichgewicht verloren und stand daraufhin mit beiden Beinen im Gewässer. Ich gönne meinen Schuhen also noch etwas Zeit in der Sonne zum Trocknen. Nach dem Frühstück gehe ich ein Stück den Berg hinunter, zu einem kleinen Cafè. Leider noch zu, ich muss wohl ohne Käffchen über den Tag kommen. Im nahen Gebirgssee kann ich aber ein Loch in meiner Matratze ausfindig machen und anschließend verschließen. Dann wird es langsam Zeit den Rucksack zu schnüren, nasse Schuhe hin, nasse Schuhe her. Gegen zwölf steigen wir weiter in die Berge auf. Gut zweieinhalb Stunden später haben wir die 4 km Strecke bis auf etwa 3200 Höhenmeter überwunden. Die Aussicht hält sich in Grenzen, die Wolken hängen tief im Berg. Also machen wir uns umgehend auf den Abstieg, welcher sich sehr steil und anstrengend präsentiert. Trotz kleinerer Pausen, bin ich mit Erreichen der Abudelauri-Bergseen auf etwa 2600 m mit meine Kräften am Ende. Da ich meine Wanderkekse allesamt während der Reparaturarbeiten am Vormittag verzehrt hatte, habe ich keine kleine Stärkung griffbereit und beschließe das Zelt bereits nach 8 km am Seeufer aufzubauen. In den Tiefen des Rucksacks findet sich dann noch etwas Brot, welches den gröbsten Hunger stillt, bevor ich unser Lager für den Abend herrichte. Nach dem anschließenden Abendbrot, bin ich bereits halb sieben in den Federn und ratze.

Am Mittwoch, den 10. Juli 2019, bin ich gegen 10.20 Uhr abmarschbereit und mache mich mit Rango auf den Abstieg nach Roshka hinunter. Eine Stunde später passieren wir den Ort auf etwa 2000 m Höhe. Ich entscheide mich gegen einen Abstecher dorthin, für eine Kaffeepause erscheint es mir noch etwas früh. So geht es weiter eine kleine Straße entlang talwärts. Wir passieren einzelne Gehöfte, die sowohl kaum abgelegener als auch idyllischer liegen könnten. Die Landschaft rundherum ist ein Traum. Gegen viertel zwei haben wir nach 12 km die "Landstraße" auf etwa 1600 m im Tal erreicht. Wir gehen weiter das Tal hinauf, in Richtung des Dorfes Gudani. Dort verspreche ich mir eine Einkaufsmöglichkeit und ein Käffchen. Unterwegs kotzt der Dicke wiederholt irgendwelche Mortadellascheiben aus, er hat wohl irgendwo eine Wursttheke leergeräumt. Von der "Landstraße" biegen wir kurz vor um zwei nach Norden ab, das Nest liegt ein paar Meter oberhalb der Talsohle. Einige der Steinhäuser sind ganz gut in Schuss und nach dem ersten Kontakt mit einer Einheimischen, bin ich ganz zuversichtlich hier mein Lebensmittelproblem lösen zu können. Wir gehen also weiter das Dorf hinauf, finden aber keinen Market oder Ähnliches. Der zweite Einheimische, den ich anquatsche, tröstet schlecht, der nächste Market ist etwa 10 km talwärts. Blöd, von dort komme ich ja. Also erstmal wieder das Dorf hinunter. Kurz vorm Ortsausgang komme ich mit ein paar gewöhnlichen Touristen ins Gespräch, wie sich noch herausstellen sollte, Olaf mit Frau und 3 Töchtern aus Berlin. Ich bekomme erstmal die Reste vom Tagesausflug zugesteckt (3 gekochte Eier und ein Rest Käsebrot), während Olaf und Frau besprechen wie sie mir am besten helfen können. Man beschließt, mit mir einkaufen zu fahren. So kann ich kurze Zeit später mein Futterproblem fürs Erste lösen und ein Käffchen findet sich auch. Super Sache, die Fünf retten mir meinen Tag. Dann fahren wir gemeinsam zurück nach Gudani. Im Auto wird erstmal klar, wie schlecht die Straßenverhältnisse eigentlich sind, zu Fuß gings ja ganz gut. Der Mietwagen verliert wohl nicht zum ersten Mal irgendeinen Spritzwasserschutz und kommt auch in Sachen Motorisierung an seine Grenzen. Vorm Abzweig in das Nest steige ich dann mit dem Dicken aus, verstaue die Einkäufe im Rucksack und wandere noch ein Stück das Tal aufwärts. Wie schon den ganzen Tag bei sonnigem Wetter. Etwas oberhalb der Siedlung Khakhmati findet sich ein idyllisches Seitental mit Trinkwasserquelle. Es ist gegen fünf und wir haben abzüglich der Fahrerei auch schon wieder 20 km abgerissen. Zeit das Lager aufzuschlagen. Nach der abendlichen Routine geht es bei Zeiten ins Nest. So richtig zur Ruhe kommen wir aber nicht gleich. Erst räumen zwei Pferde meine aufgehängte Wäsche ab und später interessiert sich noch die ein oder andere Kuh für unsere Behausung. Dann kehrt aber doch langsam Ruhe ein und der Tag findet sein wohlverdientes Ende.

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