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Kammwanderung zum Tushetis Alazani

Veröffentlicht: 18.07.2019

In der Nacht zu Donnerstag, den 11.07.2019, kotzt mir der Dicke tatsächlich nochmal ins Zelt. Er ist wohl über den Vortag nicht alles an Wurstresten wieder losgeworden. Es muss so gegen um zwei gewesen sein, als ich Rango erstmal rausschmeise und die Sauerei entferne. Dann lege ich mich wieder pennen, der Übeltäter muss vorerst draußen bleiben. Als es eine gute Stunde später scheinbar zu regnen beginnt, darf Rango wieder mit unter die Plane. Gegen neun gibt es Frühstück für uns und anschließend gehe ich ohne den Dicken nach Khakhmati. Vielleicht kann ich unsere Nahrungsvorräte noch um etwas Käse und Brot erweitern, das gekaufte Weißbrot scheint nicht sehr ergiebig. Nach kurzem Plausch am ersten Gehöft (ich habe gleich den Georgier erwischt, der am Vorabend die Kühe ins Tal getrieben hatte) kann ich ein gutes Kilo Hirtenkäse und einen Leib Brot erwerben. Sehr gut. Auf dem Rückweg zum Zelt werde ich dann vom Hofhund bellend und drohend begleitet. Als ich Rango aus dem Zelt lasse, verdrückt sich der Kläffer wieder. Dann packe ich unser Zeugs zusammen und wir verlassen gegen zwölf unseren schönen Lagerplatz. Wir laufen etwa 2 km das Tal aufwärts, bis wir nach einer halben Stunde die Serpentinen zum Datvisjvari-Pass hinauf erreichen. Laut Straßenschild ist die nächsten 7 km mit S-Kurven zu rechnen. Na da, auf geht's. Ich nutze jede Abkürzung die sich anbietet und nach etwa 5 km haben wir den Pass erreicht. Wir können einen ersten Blick ins Tal gegenüber werfen. Etwa 200 m weiter die Straße hinunter ist Stau. Auf den letzten beiden Sepentinen herrscht Bautätigkeit und ein paar Autos müssen warten. Dort angekommen, werde ich von einem Trupp Bauarbeiter eingeladen, ein Stück auf ihrer Ladefläche mitzufahren. Klingt gut, bis dahin nutze ich die halbe Stunde Wartezeit für eine kleine Stärkung. Im Market am Vortag, gab es verschiedene Waffeln, von denen ich mir jetzt ein paar gönne. Rango macht es sich derweil im Ersatzreifen gemütlich. Dann fahren wir die letzten beiden Serpentinen hinunter und können direkt auf den Pfad in Richtung Osten abbiegen. Es geht wieder nach oben, der nächste Pass will überwunden werden. Gegen um vier haben wir die 2900 m erreicht, gehen ein Stück auf den sanften Hügeln, bevor wir nocheinmal absteigen müssen. Auf dem Weg ins nächste Tal taucht hinter einem Hügel eine noch gut 100 m entfernte Schafherde auf und die Hütehunde nehmen prompt Kurs auf uns. Zum Glück entfernt sich der Weg wieder vom Brennpunkt, sodass es die Bewacher beim bellenden Drohen belassen. Ich zerre Rango neben mir her und mahne zur Zurückhaltung, was ganz gut klappt. Trotzdem ziemlich unangenehm die Situation, den Hirten interessiert die ganze Sache nämlich wenig. In der Talsohle angekommen suche ich mir ein annehmbares Plätzchen zum Zelten und richte gegen fünf, nach gut 13 gelaufenen Kilometern, unseren Lagerplatz ein. Nach der abendlichen Routine geht es bei Zeiten ins Nest.

Am Freitagmorgen machen wir uns nach dem Frühstück bereits kurz vor 10 Uhr wieder auf die Socken. Nach einer Stunde haben wir den Aufstieg auf den Bergkamm geschafft und können die nächsten Kilometer über den hügeligen Kamm und entlang oftmals steiler Hänge wandern. Das Wetter kommt mittlerweile größtenteils bewölkt daher und von Südsüdwest weht ein straffer, böiger Wind. Ich bin ganz froh wenn mich der Weg, auf der dem Wind abgewandten Seite der Berge, entlangführt. Gegen halb zwölf gönne ich mir an einem windstillen Plätzchen eine erste Pause und genieße ein paar Waffeln. Außer etwas Vogelgezwitscher und das entfernte Rauschen eines Gebirgsbaches stört nichts die angenehme Ruhe. Es sind wohl unter anderem solche Momente, sie mich trotz der ganzen Plackerei immer wieder ins Gebirge ziehen. Nach etwa 20 min. wandern wir weiter gen Südost, immer zwischen 2800 m und 3000 m Höhe. Am späten Mittag kommen wir dann in ein heftiges Gewitter. Eine unangenehme Mischung aus Hagel und Regen fällt über uns her, nach wie vor bei heftigem Wind. So bin ich unterhalb der Gürtellinie klitschnass. So schnell der Spuk begann, ist er aber auch wieder vorbei. Wir wandern weiter und kurze Zeit später überfällt uns erneut ein heftiges Gewitter. Diesmal muss ich an einem steilen Hang stehen bleiben und dem Hagel meinen Rücken zudrehen. Weiterlaufen nicht möglich. Auch Rango ist zu weich für solches Wetter und sucht Schutz in meinem Windschatten. Mein Regenmantel schützt mich ganz gut vor dem Gröbsten, nur über die Auswahl der kurzen Hose am Morgen, ärgere ich mich in dem Moment etwas. Aber auch das Ärgernis überstehen wir und können kurze Zeit später unseren Weg fortsetzen. Etwa halb drei erreichen wir nach erneut 13 km den Borbaloskari-See und ich beschließe den Wandertag für heute vorzeitig zu beenden. Das Wetter der letzten Stunden hat mich Mürbe bekommen und Besserung scheint nicht in Sicht. So baue ich bei starkem Wind und leichtem Regen das Zelt auf, hänge meine nassen Klamotten auf, gönne mir noch ein paar Waffeln und ziehe mich für die nächsten 2 h in den Schlafsack zum Aufwärmen zurück. Währenddessen beruhigt sich auch das Sauwetter etwas. Der starke Wind lässt zunehmend nach und es nieselt nur noch vereinzelt. Den Abend verbringe ich mit Verfassen eines Reiseberichts, einem kleinen Training und ein paar Reparaturarbeiten, bevor es nach dem Abendbrot endgültig in die Federn geht.

In der Nacht zu Samstag, den 13.07.2019, regnet es zwischenzeitlich heftig. Am Morgen sind die aufgehängten Klamotten noch klitschnass. Nachdem wiüäär gegen halb neun gefrühstückt haben, beschließe ich trotz schlechten Wetters die Wanderung fortzusetzen. Während ich im Zelt unsere sieben Sachen im Rucksack verstaue, bricht draußen ein kleiner Hagelsturm über uns herein. Ich muss von innen das Zeltgestänge halten, damit es nicht bricht, bin aber ansonsten mit der Zeltqualität ganz zufrieden. Es hält den widrigen Bedingungen stand. Dann nutze ich die nächste kurze Regenpause um mein Zelt zu verpacken und wir starten gegen halb elf, bei nieseligem Wetter, in den Wandertag. Eine Stunde später kann ich am Borbalo-Pass auf 2980 m eine erste Pause einlegen. Dann steigen wir noch ein paar Meter auf, wandern ein Stück auf dem hügeligen Bergkamm und beginnen anschließend den Abstieg zum Oberlauf des Tushetis Alazani. Wir passieren eine Schafherde in sicherer Entfernung, und erreichen die Talsohle auf etwa 2300 m gegen um eins. Zeit für ein paar Wanderwaffeln. Der Abstieg war weniger anstrengend als befürchtet, trotzdem tut die Stärkung gut. Mittlerweile erreichen uns ab und an wieder ein paar Sonnenstrahlen. Dann wandern wir Flussabwärts gen Osten. Wir passieren ein paar Sommerlager von Viehhirten und erreichen das Alaznistavi Tourist Shelter gegen um drei. Leider keine Möglichkeit ein Käffchen zu sich zu nehmen, aber nach knapp 14 gelaufenen Kilometern trotzdem eine gute Gelegenheit für ein Päuschen. Nach etwas Erholung laufen wir weitere 7 km entlang des Flusslaufes, wobei der Weg mitunter recht schwer zu finden ist und wir ab und an erneut mit Regen zu kämpfen haben. Um sechs ist in der Nähe einer Schafhirten-Unterkunft Schluss für heute. Ich hänge mein noch nasses Zelt zum trocknen auf (es scheint gerade wieder die Sonne), werde dabei von einem Hirten gesehen und direkt zu Kaffee, Brot und Käse eingeladen. Dann gehe ich zurück zu Rango, richte unser Lager ein und ziehe mich unter unsere Plane zurück, bevor es wieder mit Regnen anfängt. Es sollte die ganze Nacht nicht damit aufhören.

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