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Über Adishi nach Iprari

Veröffentlicht: 24.08.2018

Am Mittwoch, den 22. August 2018, wird es Zeit weiterzuziehen. Über die Nacht ist mir Rangos Frühstück abhanden gekommen. Irgendjemand hat sich über 2 große Hühnerschenkel gefreut. Für den Dicken heißt das, es gibt Trockenfutter. Von meinen Gastgebern bekomme ich noch ein Glas selbstgemachten Joghurt mit auf den Weg, bevor wir gegen elf den Zeltplatz verlassen. Wir müssen ein Stück nach Mestia reinlaufen, überqueren den Enguri und können uns dann an den Aufstieg der südlich gelegenen Hügelkette machen. Nach gut 3 km erreichen wir eine größere Straße, die wir für mind. 3 weitere Kilometer entlanglaufen müssten. Die Sonne hatte bereits reichlich Zeit die Betonplatten aufzuheizen, für Rango also kein idealer Wanderweg. Auch ich muss mich erst wieder an das Gewicht meines Rucksacks gewöhnen, sodass ich die erste Mitfahrgelegenheit nutze. Im Minibus kommen wir bis Hatsvali, Talstation eines Sessellifts. Auf meiner Karte ist von hier aus kein Weg auf den gut 2200 m hohen Berg eingezeichnet, eine Liftfahrt drängt sich also auf. Laut Ticketverkäuferin darf ich Rango mitnehmen, auch wenn mir noch nicht ganz klar ist wie das funktionieren kann. Der erste Versuch schlägt fehl, der Dicke weigert sich in den Sessel zu hüpfen und ich muss abspringen, bevor der Lift zu viel Höhe gewonnen hat. Mit dem Rucksack war das hanebüchen. Beim zweiten Anlauf nehme ich Rango die Entscheidung ab und wuchte ihn auf den Vierer-Sessel, bevor ich selbst Platz nehme und wir ganz entspannt den Berg hinaufgleiten. Jetzt zeigt sich, dass es durchaus die Möglichkeit eines Aufstieges zu Fuß gegeben hätte, über die Liftfahrt bin ich trotzdem nicht böse. Oben angekommen stelle ich Rango und mein Gepäck ab und genieße die Aussicht. Ein Käffchen ist mir in der Gaststätte mit herrlicher Panoramaterasse dann doch zu teuer und so machen wir uns entlang der Bergkette auf den Weg nach Osten. Glücklicherweise sind wir noch nicht vollends über der Baumgrenze und können teils im Schatten laufen. Die nächsten 2,5 km ist der Weg auch ganz gut ausgebaut, befindet sich auf einem 2473 m hohen Gipfel doch ein Funk- oder Horchposten. Danach geht es über sehr schmale und steile Pfade ein ganzes Stück bergab, bevor wir kurz nach vier den letzten Anstieg bis auf 2332 m angehen. Kurz vorm Gipfel stelle ich Rango und Rucksack wieder in den Schatten und mache mich allein zur Gipfelkapelle und einem Aussichtspunkt auf den Weg. Beides weniger ergiebig als erhofft. Gegen fünf endet die Tagesetappe an einem kleinen Gewässer. Trotz gerademal gut zehn gelaufener Kilometer, bin ich ganz schön platt.

Kurz nach acht wecken mich am Donnerstagmorgen die ersten Sonnenstrahlen. Die Nacht war kalt und so genieße ich die Wärme die sich langsam im Zelt ausbreitet. Bis ich die morgendliche Routine abgearbeitet habe, ist es gegen elf und wir beginnen den Abstieg nach Tsvirimi. Nach einer Stunde halten wir kurz an einer Kirche und ich komme etwas mit dem Geistlichen ins Gespräch. Der würde mir Rango am liebsten abkaufen und fragt ob evtl. ein Kind von ihm nach Georgien geschickt werden könnte. Geht natürlich nicht. Weiter wandern wir durch Tsvirimi hinunter nach Bogreschi, wo wir gegen eins am ersten kleinen Market auf ein Käffchen einkehren. Dann marschieren wir eine ganz gut ausgebaute Straße entlang. Ich ärgere mich etwas über die vielen Touris die sich von Ortschaft zu Ortschaft fahren lassen, versaut es mir doch etwas das Wandererlebnis. Nach einer knappen dreiviertel Stunde gönne ich mir einen Blick auf meine Karte und stelle fest, ich befinde mich auf der Straße nach Uschguli, bin also in der letzten Ortschaft falsch abgebogen. Die Straße ist gleichzeitig einzige Verbindung Oberswanetiens zum Rest Georgiens und rechtfertigt damit eine gewisse Ausbaustufe. So muss ich über mich selbst und meinen Ärger lachen, ist selbige ja nicht gerade zum wandern gemacht. So geht es das Stück zurück, bis ich in Bogreschi schließlich den richtigen Weg nach Adishi finde. Bei weniger Autoverkehr wesentlich angenehmer zu laufen. Gegen fünf ist dann wieder Schluss mit dem Gelatsche, wir haben immerhin gut 17 km abgerissen. Ich baue das Zelt auf einer sonnigen Wiese auf und genieße den Abend.

Auch am Freitag, den 24.08.2018, kommen wir nicht viel vor elf aus den Puschen und kehren bereits kurz nach zwölf am Ortseingang von Adishi im Tetnuldi Kafe ein. Ich komme etwas mit der jungen Wirtin ins Gespräch und schließlich meinen Kaffee spendiert. So bestelle ich noch einen Salat zu Mittag und ordere ein Brot zum mitnehmen, ein paar Pfennige will ich schon dalassen. Der Salat kommt zeitnah, das Brot wird gerade gebacken. Zwischendurch drehe ich eine Runde in dem Ort und ergänze unsere Futtervorräte soweit möglich. In dem Nest gibt es zahllose "Guest House" und ebenso viele Hausruinen, teilweise leicht zu verwechseln. Zurück am Tetnuldi Kafe ist das Brot nach wie vor in Arbeit, ich bestelle mir also noch ein Käffchen und nutze das gute Wifi zum Bilder hochladen. Gegen halb vier ist es dann soweit und ich kann mit einem frischen Brot weiterziehen. Wir wandern noch eine gute andertalbe Stunde durch das Tal des Adishchala Flusses, bis an dessen Oberlauf eine Querung nötig würde. Unterwegs bekam ich bereits das Angebot mich zu Pferde übersetzen zu lassen, morgens 10 Lari, abends 25 Lari, wegen dem höheren Wasserstand. Nachdem ich mir die Sache angeschaut habe, beschließe ich am nächsten Morgen einen Versuch zu Fuß zu wagen. Ich suche mir einen Platz zum zelten und lasse den Tag ausklingen.

Es ist gegen sieben am Samstagmorgen, als ich durch geschäftiges Treiben in meiner Nachbarschaft geweckt werde. Die ersten Wanderer bereiten sich auf die Flussüberquerung vor. So wage ich mich gegen halb acht aus dem Zelt in den kühlen Gebirgsmorgen um mir die Sache anzuschauen. Die ersten Abenteurer haben das andere Ufer bereits erreicht und auch der Hund, welcher uns am Vortag von Adishi bis hierher begleitet hat, springt bereits am anderen Ufer herum. So sollte auch Rango in der Lage sein das kleine Hindernis zu überwinden. Ich packe langsam unsere Sachen zusammen, genieße die ersten Sonnenstrahlen die den Zeltplatz erreichen und kann schließlich kurz vor neun den Adishchala problemlos überqueren. Auch Rango lässt sich nur kurz von der starken Strömung beeindrucken und folgt mir recht zügig. Am anderen Ufer suche ich ein sonniges Plätzchen zum Frühstück, steht uns doch ein gut 500 m hoher Anstieg bevor. Halb elf begeben wir uns dann gut gestärkt in die Wand. Ich gönne mir mehrere kleine Pausen, teils zum Durchatmen, teils um das reichliche Angebot an Heidelbeeren zu nutzen. Auch der Blick in die umliegende Berglandschaft rechtfertigt jeden Moment des Innehaltens. Nach knapp 2 h Aufstieg erreichen wir den 2722 m hohen Chkhunderi-Pass. Jetzt geht es die selben 500 m wieder nach unten, bevor wir entlang eines weiteren Gletscherabflusses zurück in Richtung Enguri-Tal wandern. Gegen halb drei kehre ich an einer kleinen Gaststätte auf einen Kaffee und etwas Kuchen ein. Hier gesellen sich die drei Mädels aus Wien zu uns, mit welchen wir seit dem Aufenthalt im Kafe Tetnuldi immermal ein Stück des Weges gemeinsam gegangen sind. Nach einer guten halben Stunde geht es weiter talwärts. Das Wetter meint es nach wie vor gut mit uns, auch wenn im Nordosten ein Gewitter aufzuziehen scheint. Am späten Nachmittag erreichen wir das erste der drei Mini-Dörfer die die Siedlung Iprari / Ipraal bilden. Beim Durchqueren der Ortschaften sehen wir uns wieder mit dem ein oder anderen schlecht erzogenen Vierbeiner konfrontiert, die wir aber ohne größere Probleme in ihre Schranken weißen können. Etwas abseits baue ich das Zelt auf und nutze die letzten Sonnenstrahlen zum Wäsche waschen und einem sehr kurzen Bad im Gebirgsbach.

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