soweit6beinetragen
soweit6beinetragen
vakantio.de/soweit6beinetragen

Stop in Marneuli

Veröffentlicht: 17.10.2018

Am Sonntag, den 14.10.2018, brechen wir am späten Vormittag von unserem Waldlager am Lisi-See in Richtung Süden auf. Wir begeben uns ein letztes Mal nach Tiflis - Saburtalo hinunter, bevor es nach Durchqueren des Stadtteils, einer Kaffeepause und einem kleinen Einkauf, zum Schildkrötensee hinauf geht. Dieser befindet sich oberhalb des Wohnviertels Vake auf knapp 700 m Höhe. Auf dem Weg dorthin kommen wir am ethnografischen Museum vorbei. Eine Besichtigung scheitert aber an Rango - Hunde sind nicht erwünscht. Am See angekommen, wird schnell klar, dass ich hier keinen ruhigen Zeltplatz finden werde. Es sind deutlich zu viele Spaziergänger unterwegs. So steigen wir noch ein paar Meter auf die südlich angrenzende Hügelkette auf und finden ein Plätzchen mit erneut herrlicher Aussicht über die georgische Hauptstadt.

Am Montag machen wir uns bei Zeiten auf die Pirsch. Gleich zum Start muss sich Rango wiedermal einer Hundeattacke erwehren, ein Georgier hat seinen großen Vierbeiner (Marke Schaf, was Fell und Größe angeht) nicht im Griff. Die Sache geht zum Glück glimpflich aus. Gegen elf erreichen wir Tsavkisi und wandern weiter nach Tabakhmela, wo wir kurz nach zwölf eintrudeln. Beides typische georgische Siedlungen. Von den Gärten und Häusern sieht man aufgrund der hohen Mauern nicht viel. Im Zentrum von Tabakhmela gibt es Kaffee und Khachapuri an der örtlichen Bäckerei für mich, bevor wir weiterziehen. Am südlichen Ortsausgang können wir dann das angepeilte Tagesziel zum ersten Mal erspähen, das Kumisi-Reservoir. Wir erwehren uns ein weiteres Mal einiger anderer Vierbeiner, wandern durch recht trockene Landschaft, durchqueren die Ortschaft Sameba und erreichen den See schließlich nach etwa 20 gelaufenen Kilometern gegen viertel fünf. Der Uferbereich ist schlammig und flach, also wieder kein Badesee. Schade. Dafür werden wir von reichlich Blut saugenden Sandmücken belästigt und ziehen uns bei Zeiten ins Zelt zurück.

Dienstagvormittag (16.10.2018) hat sich der Großteil der lästigen Insekten glücklicherweise wieder verzogen und ich kann das Zelt später einigermaßen ungestört zusammenbauen. Nach dem langen Marsch vom Vortag fällt das Weiterziehen nicht ganz so leicht und wir kommen erst am Mittag endgültig aus den Puschen. Unser Weg führt uns um das Gewässer herum und durch eine trockene, hügelige, Prärie-ähnliche Graslandschaft nach Marneuli. Die gut 17 km dorthin reißen wir nahezu am Stück ab. Gegen um vier erkundige ich mich bei einem Heißgetränk nach möglichen Unterkünften in der Kleinstadt. Mir ist mal wieder nach einer warmen Dusche zu Mute. Erster Anlauf am Star Hotel schlägt fehl, Rango darf nicht mit auf Stube. Den zweiten Anlauf unternehmen wir etwas entfernt vom Stadtzentrum am Komfort Gästehaus (Unterkunft mit Hund angeblich kein Problem). Nach einigem Warten kommt der Besitzer und zeigt mir das Zimmer mit eigenem Bad. Sieht alles sehr gut aus, aber auch hier müsste Rango draußen bleiben. Man befürchtet, dass die Räumlichkeiten durch unseren Aufenthalt dauerhaft nach Hund riechen!? So baue ich mein Zelt ganz in der Nähe auf. Mit der Hotelsuche haben sich auch heute wieder gut 20 gelaufene Kilometer angesammelt, entsprechend schnell gehen am Abend die Lichter aus.

Mittwochmorgen mache ich mich mit einer Ladung Wäsche auf den Weg in die Innenstadt. Ich will einen Tag pausieren und den Aufenthalt zum waschen nutzen. Im Star Hotel habe ich Glück und kann die Klamotten zur Reinigung dalassen. Im nahen Einkaufszentrum lade ich ein paar Bilder hoch und schreibe bei Kaffee und Gebäck einen Reisebericht. Anschließend drehe ich mit dem Dicken ein größeres Ringel in der Stadt. Laut Wikipedia ist die Gegend hauptsächlich von Turkvölkern bewohnt, was sich aber an der Stadtstruktur und der Architektur nicht ablesen lässt. Einzig die Kopfbedeckung einiger Männer und der Ruf des Muezzin, welcher hin und wieder über der Stadt erklingt, ist dahingehend verräterisch. Am Nachmittag holen wir meine Wäsche ab und machen uns auf den Rückweg zum Zelt. In der Nacht konnte ich hin und wieder Fressgeräusche aus direkter Nachbarschaft und Geheule in einiger Entfernung hören. Das dezente Knabbern kam von einem Hund, der etwa 20 m entfernt die Reste eines Artgenossen vertilgte, über die auf dem Rückweg stolpern. Dem Gespräch mit einigen Einheimischen nach, könnte das Heulen von Wölfen verursacht worden sein, die in der Gegend unterwegs sind und sich hin und wieder einen Hund schnappen. Dagegen scheinen die Vipern, welche auch hier leben sollen, noch einigermaßen beherrschbar. Manche Informationen tragen definitiv nicht zum allgemeinen Wohlbefinden bei. In der folgenden Nacht bleibt die Benzinflasche samt Feuerzeug griffbereit und die Schuhe kommen mit ins Zelt...

Antworten

Georgien
Reiseberichte Georgien