Skandinavien3.0
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Ziele setzen und WIE man sie erreicht

Veröffentlicht: 26.07.2024

Leute, Leute, Leute... was war das bitte gestern für ein Tag! Der heftigste, krasseste, emotionsgeladenste und am Ende geilste Tag, den wir uns nur hätten vorstellen können!
Aber von Anfang an.

Am Siljansee gönnten wir uns vorgestern ein ausgiebiges Frühstück mit frischen Brötchen, Kaffee und Ei im Wohnmobil. Ja, IM. Denn es regnete seit der Nacht durchweg und sollte auch den ganzen Tag so bleiben. So verbrachten wir den ganzen Mittwoch völlig unspektakulär drinnen mit Lesen, Videos und Filme auf dem Laptop schauen.

Gestern bauten wir im Nieselregen ab und starteten schon gegen 9 Uhr in Richtung Gränsfors. André hatte schon vor dem Urlaub gesagt, dass er eigentlich gerne "nur" so 250km am Tag fahren möchte. Das haute mit meiner Google Maps Berechnung für den Tag auch hin. Das Navi im Auto hatte allerdings eigene Pläne und lotste uns irgendwie anders, so dass am Ende 50km und ne halbe Stunde mehr auf der Route waren. Ich habs zu spät gesehen, aber egal. Es lief wie geschmiert. Die Sonne kam raus und schien die ganze Zeit auf uns herab. Ein sehr gutes Zeichen für das, was wir noch vor hatten. Unsere Laune hätte nicht besser sein können. In Gränsfors gibt es eine Axtschmiede mit Museum und Shop. Leider konnten wir die Führung durch die Produktionsstätten nicht mitmachen, die muss man schon vorher buchen. Das Museum war aber echt beeindruckend. Äxte und Beile aus den letzten Jahrhunderten in allen möglichen Ausführungen.. Wahnsinn! Leider hat im Shop aber keine Axt zu André gesagt "Kauf mich!" also ist er auch dieses Jahr wieder erfolglos und Beillos. Schade. Der Ausflug dahin hat sich trotzdem gelohnt.

Und dann ging der Spaß (haha) los. Wie gibt man das Ziel ins Navi ein, wenn es keine Adresse mit Straße und Hausnummer gibt? Ok...Koordinaten bei Park4Night sind vorhanden, dann so. Sonne scheint immer noch wie verrückt von oben runter und in 40 Minuten sind wir da. Läuft!

Dazu sollte man die Vorgeschichte nochmal erwähnen, warum wir diesen Spot als unseren Endgegner und Ziel des Urlaubs bezeichnet haben.
Seit wir angefangen haben, Urlaub mit dem Wohnmobil für uns zu entdecken, kam immer mehr das Interesse und die Leidenschaft für das ganze Outdoor-Thema dazu. In der Natur autark stehen, Holz sammeln, Feuer machen, überm Feuer essen zubereiten usw. Im letzten Jahr haben wir diesen Platz am Norra Dellen gefunden: an einem See mit Strand, im Hintergrund Wald mit viel Holz zum einsammeln, Blick aufs Wasser, Sonnenuntergang... DER PERFEKTE SPOT... wie ausm Lehrbuch. Wir standen da auch komplett allein. Nachdem wir unsre Stiefel angezogen und das Werkzeug bereit gelegt hatten, fing es leider an so dolle zu regnen, dass wir das Auto nicht mehr verlassen konnten. Aus der Traum. Das wars mit Feuer machen und all unsren Vohaben.
Und genau das konnten wir so nicht stehen lassen, wir mussten dieses Jahr noch einmal genau dorthin und alles machen, was wir uns dort ausgemalt hatten.

So saßen wir also gestern kurz nach 14 Uhr im Auto, die Koordinaten waren im Navi eingegeben und los ging es. Da das Wohnmobil fast 7,5m lang und mehr als 3m hoch ist, verlasse ich mich nicht wirklich auf Google Maps auf dem Handy. Im Navi sind die Maße hinterlegt.
Irgendwann kamen wir auf eine Straße, auf der Schilder standen, die besagten, dass die nächsten 23km (!) unbefestigtes Gelände ist. Ihr macht euch kein Bild! Schotterpiste ist noch stark untertrieben. Da wurde einfach die Asphaltdecke abgetragen, Split drauf geworfen und meistens merkte man die Querrillen der Baufahrzeuge, die mittlerweile eingetrocknet waren. Es schepperte und klapperte einfach alles in den Schränken und Möbeln, selbst bei Tempo 10 km/h. Wir sprachen kaum ein Wort, seufzten nur immer wieder verzweifelt auf und fragten uns innerlich "wie sollen wir das nur schaffen ohne Schaden?"
Eine Umgehungsstraße war auch ausgeschlossen. Es gibt nur diesen einen Weg, der war letztes Jahr aber noch intakt.
Nach ungefähr 10km führte uns das Navi dann GOTT SEI DANK rechtsweg, an einem Dörfchen vorbei in den Wald. Endlich waren wir das Geholpere los. Aber dann.... die Straße wurde immer schmaler, der Wald immer dichter und der Untergrund immer unebener. Das kann doch nicht richtig sein! Wenn wir hier weiterfahren, bleiben wir definitiv stecken. Und der Himmel zog sich jetzt auch noch zu! Das kann doch alles nicht wahr sein!
In dem Moment zog ich mein Handy und stellte fest: die Koordinaten stimmen nicht! Das ist wirklich mitten im Wald, aber nicht an unserem Strand. Ich stieg dann also aus, rannte hinter dem Auto von links nach rechts und lotste André, der das Geschoss rückwärts bewegen musste ca 200m, gefühlt aber einige hundert Meter mehr zu einer Wendemöglichkeit. Aussteigen, durchatmen und realisieren: wir müssen zurück und wieder auf die Schotterstraße. Oh mein Gott! Mittlerweile regnete es auch schon leicht, die Uhr lief auch weiter und ich stellte mir die Frage: Was ist, wenn wir nach der ganzen Sch*** am Norra Dellen ankommen und keinen Platz kriegen???
Nach einer Verzweiflungs- und Beruhigungskippe nahmen wir wieder die Fahrt auf. Zurück durch das Dorf auf die blöde Piste. Jetzt lotse ich doch mit Google Maps. Das komische Symbol auf dem Navi-Display mit dem Wohnmobil im roten Kreis und Fragezeichen hab ich nun auch entdeckt. Hm.

Die weitere Fahrt schleppte sich, bis wir die letzten paar Meter auf halbwegs guter Straße an unserem Ziel ankamen. Fast 2 Stunden haben wir gebraucht. Das waren lange, nervenaufreibende ursprüngliche 40 Minuten. Aber wir sind da ...und wieder mit Regen.
Dann kam der Blick in unsere begehrte "Parklücke". Oh nein, sie ist besetzt... das wars dann wohl!

Norra Dellen ist und bleibt Endgegner.

André lief dann zu dem Volvo mit der Dachzeltbox und traf auf den Besitzer, glücklicherweise ein deutsches Kennzeichen, mal kurz fragen ob er hier übernachten will.
Dieser freundliche Herr schlug dann von sich aus vor, dass er sein Auto umparken würde, auf den wurzeldurchzogenen Teil des Platzes, so dass wir mit unserem großen Gefährt die bessere Hälfte besetzen können. DAS war der Einstieg in einen genialen Abend! Torsten stellte sich uns vor, aus der Nähe von Hamburg, begleitet von seinem 17jährigen, fast blinden und tauben Hund Willy. Seit 5 1/2 Wochen bereisen die beiden schon Norwegen, Finnland und Schweden. Und Opa Willy macht mit seinen menschlichen ca 85 Jahren noch alles irgendwie mit. Hut ab!

Wir parkten ein, kurbelten die Markise ein paar Zentimeter raus, damit wir uns ein wenig vor dem Regen schützen konnten und gaben Torsten ein Bierchen aus. Immerhin hatte er uns den Platz freigehalten:-)
Schlagartig fiel die Anspannung der letzten 2 Stunden von uns ab, wir haben es geschafft und sind wieder hier! Ohne Schaden, nur verdammt dreckig.
Jetzt galt es das Thema Feuer anzugehen. Der Regen ließ nach, sobald wir uns unter die Markise gesetzt hatten und so checkten wir mit 3 Handys 3 verschiedene WetterApps. Jede sagte natürlich etwas anderes. Aber solange es nicht regnet, kann man ja schonmal Material sammeln und vorbereiten. Ich bin dann also mit Säge und Sammeltüte in den Wald, während André eine Kuhle im Sand freischaufelte und Messer, Feuerstahl und Anzündmaterial bereitstellte.
Dann prüften wir alle nochmal das Regenradar und waren erstaunt: der Wind hat wohl gedreht und das gesamte Regengebiet hat sich verzogen bzw aufgelöst. Blauer Himmel und trocken ab jetzt. Los geht's! Die Sitzplätze wurden zum Strand verlegt, Feuerstelle eingerichtet und angezündet!
Wir haben den Gegner besiegt! Endlich!

Später wurde noch der Grillrost rausgeholt und ich bekam mein Steak mit Toast über offenem Feuer gegrillt. Mit stundenlangen Gesprächen über Reiseerfahrungen, dies und das, verbrachten wir einen traumhaften Abend am Strand bei Lagerfeuer und spiegelglattem See. Torsten und Willy sind uns so richtig ans Herz gewachsen! Ganz liebe Grüße!
Das Handy wurde nur noch gezückt um Fotos zu machen. Sonst genossen wir die Stille, die Natur, das Feuer und die Gespräche. Das Leuchten des Feuers glich dem Leuchten in unseren Augen: Endgegner Norra Dellen haben wir besiegt! Yes!!!!

Bleibt gespannt
Tina&André 

Antworten (1)

Mutti
Is ja schon fast ein Roman geworden. Aber wenn alles glatt läuft ist es doch wie bissel langweilig.

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