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9. Tag - Agrigent

Veröffentlicht: 31.10.2017

Heute war doch kein Faulenzwetter, sondern beste Sonne für neue Unternehmungen. Ich bin also aufgebrochen nach Agrigent, immerhin gute 2,5 Stunden Autofahrt.

Ich war sehr gespannt!

Die ersten 60km ging es über die Autobahn nach Castelvetrano, das war quasi ein Klacks. Übrigens hatte ich mit den mautfreien Autobahnen nicht uneingeschränkt Recht, gestern gab es hinter Palermo eine Strecke, die mautpflichtig war. Ich musste bis Cefalu genau 0,90 € zahlen.

Aber heute war wieder alles frei. Warum der Süden von Sizilien noch nicht per Autobahn erschlossen ist, kann ich mir nicht erklären. Gerade Agrigent ist doch ein touristischer Anziehungspunkt und von allen Seiten nur per Landstraße zu erreichen...

Also ab Castelvetrano ging es dann 100km über die Landstraße immer an der Küste lang. Das hat sich ganz gut gezogen, vorallem wenn man LKWs oder Busse vor sich hatte. Auch wenn die Italienier fast genauso überholfreudig sind, wie die Rumänen (@Dori), ich hatte zumindest nicht vor, auf eine der vielen Brücken vorzeitig meinen Atem auszuhauchen. Trotzdem passt man sich natürlich der hiesigen Fahrweise an :-) Ich wurde heute z.B. relativ selten überholt. 

Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf jeder Autobahnausfahrt ist 40km - und das fährt natürlich KEINER! Und es ist auch vollkommen unnötig, so gefährlich sind die Ausfahrten nun auch nicht, vielleicht etwas kürzer als bei uns. 

Apropos Brücken, die Sizilianer lieben Autobahnen auf Stelzen. Nicht nur normale Brücken gibt es hier jede Menge, sondern auch lange Abschnitte, die 2 oder 3 Meter höher liegen, als das umliegende Land. Eigentlich würde ich denken, das ist von den Kosten bei der Errichtung einer Strecke teurer, aber vielleicht liege ich da falsch.

Heute gab es ein paar Prachtexemplare von Brücken auf der Strecke. Unglaubliche lange UND hohe Brücken. Da wurde mir manchmal ganz mulmig beim Runterschauen.

Und dann stellt euch vor, was passiert ist (war zwar erst auf dem Rückweg, passt aber gerade gut hier rein). Auf einer dieser hohen Brücken gab es eine Baustelle und nur jeweils eine Fahrtrichtung konnte die Brücke befahren. Die anderen mussten vor einer Ampel warten. Die Schlange zuckelte auf die Brücke, vor mir wechselte die Ampel auf Rot. Gut, ich gestehe ein, dass die Ampel nur ca. 1,20m hoch war und vielleicht nicht weithin sichtbar. Aber ich habe angehalten...und ich war auch die einzige. Bestimmt 10 weitere Autos haben mich (und die rote Ampel) links überholt und sind mal eben noch mit auf die Brücke geschwuppst...ich habe es nicht geglaubt. Erst ein Reisebus hielt dann hinter mir an (der hätte eh nicht an mir vorbei gepasst). Schwupps wurde der Bus überholt von einem ganz sportlichem schwarzen Auto...das dann neben mir, quasi in 2. Reihe auf normaler Fahrbahn, anhielt. Ich tat einfach so, als ob ich nichts sehe und schaute nach vorne. Die ersten LKWs kamen uns von der Brücke entgegen, jetzt wurde es eng für meinen sportlichen Nebenmann. Er versuchte dann, sich vor mir reinzuquetschen. Aber es reichte nur für eine leichte Schrägstellung. Das brachte ihm dann auch lautes LKW- Hupen ein. Die rasierten ihm nämlich fast seinen Kotflügel blank...Geschah ihm Recht, und ich habe mich scheckig gelacht. Ja, die Sizilianer haben schon einen besonderen Fahrstil...da freundet sich bestimmt nicht jeder so schnell mit an. Trotzdem funktioniert es gut, alle kennen die Regeln, und achten gut aufeinander. Ist halt schon etwas komplexer, beim Fahren immer rechte und linke Spur im Blick zu behalten, aber man gewöhnt sich dran :-) 

Aber jetzt bin ich total vom Thema abgeschweift.

Irgendwann nach vielen Kilometern Landstraße durch Berglandschaften und vorbei an schönen Städtchen bin ich in Agrigent angekommen. Mitten durchs Gewühle habe ich mitgewühlt und doch durch Zufall einen schattigen Parkplatz am Piazzale Aldo Moro bekommQen. Gut, es war ein Behindertenparkplatz, aber das habe ich erst hinterher gesehen. Es waren nur ein paar Schritte in die Fußgängerzone.


Vorbei an schönen Kirchen und hinein...


hat mir Agrigent von der historischen Innenstadt gut gefallen. Aber ich war nicht zum Shoppen hier, sondern wollte ja die antiken Stadtreste besuchen. Also wieder zurück zum Auto und weiter ging es durch die Stadt zum valle dei templi. Die antike Stadt mit ihren verschiedenen Tempelbezirken erstreckt sich auf einem großen Areal vor der Stadt. Fußgängerfreundlich angelegt konnte ich beim Laufen noch eine ordentliche Portion Sonne tanken, bei 25' gut erträglich. Aber wer kommt hier im Sommer bei über 40' her??

Es gab jede Menge Tempel, mal mehr, mal weniger komplett.



Interessant fand ich die Reste der Stadtmauer mit kleinen runden Ausbuchtungen. Und hinten konnte man das Meer sehen...


Neben den Tempeln konnte man Straßen sehen und Wohnbezirke. Der Tempelbezirk mit der heutigen Stadt im Hintergrund gibt, finde ich, einen spannenden Kontrast ab.


Da ich nicht genau vorher wusste, wie lange ich in Agrigent bleiben möchte, hatte ich eine Tasche mit Sachen für eine Übernachtung mit. Hätte ja sein können, dass mir die Rückfahrt dann doch zu anstrengend geworden wäre. Und ich wollte lieber flexibel sein und keinen Stress haben. Das war aber dann doch nicht nötig. Ich habe mich gegen 14 Uhr wieder auf den Rückweg gemacht und konnte gegen 16:30 entspannt in meinem wunderschönen Innenhof Kaffee trinken :-)

Heute gab es übrigens Tagliatelle carbonara a la Kerstin zum Abendessen, die hatte ich mir nach der anstrengenden Tour auch verdient.

Einen lieben Gruß an euch alle aus Sizilien und bis morgen!

Antworten (2)

Schon wieder Goethe, und zwar vor genau 230 Jahren in "Italienische Reise" zum Tempel der Konkordia (zweites Tempelbild oben): "Ich will mich nicht beklagen, daß der neuere löbliche Vorsatz, diese Monumente zu erhalten, geschmacklos ausgeführt worden, indem man die Lücken mit blendend weißem Gips ausbesserte; dadurch steht dieses Monument auch auf gewisse Weise zertrümmert vor dem Auge..." Du hattest hoffentlich einen anderen Eindruck ;-) Hat man das inzwischen i.O. gebracht?

Kerstin
Blendend weiss ist der Gips nicht mehr. Aber dass daran "stabilisiert" wurde, sieht man...