Salam ya Amman
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Tarabot-Alltag

Veröffentlicht: 09.11.2019

Donnerstag, 7. November

7:30 am. Heute Morgen, gleiches Spiel wie gestern: duschen, Frühstück, zu Fuß zu Tarabot, spielen und basteln mit Sara, Jafer, Hamed und Aiham, kurz arabisch lernen, Mittagspause bei Abu Wahid. Sophia und mir ist aufgefallen, dass wir die einzigen Frauen sind, die zu Abu Wahid kommen. Es gibt hier in Amman einige Orte, die entweder von Männern oder von Frauen bevölkert sind, und dieser hier ist definitiv für das männliche Geschlecht bestimmt. Wir fühlen uns hier trotzdem wohl, und Abu Wahid weiß schon, was wir essen möchten, bevor wir bestellen. Kartoffeln und Hummus bei ihm schmecken einfach am allerbesten. 

Hierzu eine kleine Anekdote: gestern habe ich eine leere Haferflockendose von Lea mitgenommen, und damit bei Abu Wahid Hummus zum Mitnehmen bestellt. Bei Tarabot haben das alle mitbekommen, was der Lacher des Tages war. Amer und Samer lachen heute noch darüber, und ich habe das Gefühl, das wird so den Rest unseres Praktikums weitergehen. Es ist wohl nicht gerade üblich, eine Tupperbox von zu Hause mitzubringen, um Hummus zu kaufen. Und dann auch noch in der Klitsche von Abu Wahid. Aber I don’t care. Für guten Hummus lasse ich mich doch gerne auslachen.

Nach der Mittagspause ist auf einmal Leben in der Bude. Zwischen 10 und 15 Kinder kommen gleichzeitig, alle unterschiedlichen Alters, dafür aber randvoll mit Energie. Die Tarabot-Kolleg*innen haben Mühe, alle gleichermaßen beschäftigt und zufrieden zu halten – gefühlt will jedes Kind etwas anderes machen. Wir merken jetzt, dass es hier für solche Situationen offensichtlich keine wirkliche Strategie gibt, außer ausprobieren, was am besten ankommt. Kemo, der gestern noch verkleidet die Geschichte über Mohammad vorgelesen hat, schlägt ein paar Spiele vor, die die Kinder auch begeistert mitmachen. Sophia und ich beobachten alles jedoch mit hochgezogenen Augenbrauen. Bei einem der Spiele sind die Hände zu einer Pistole geformt und man muss auf andere Kinder zielen, bei einem anderen lässt er die Kinder marschieren, links, rechts, links, rechts. Wir hoffen beide einfach, dass die Kids noch nicht so ganz merken, was für einen Soldatencharakter das alles hat. Sara, eine andere Kollegin, übernimmt danach, und wir entspannen uns wieder ein wenig. Galgenmännchen und „Wer hat den Radiergummi“ ist ethisch definitiv besser vertretbar, als die Spiele davor.

Um 3 Uhr, etwas früher als sonst, verabschieden wir uns dann ins Wochenende. Und zwar wirklich Wochenende: heute findet keine Vorlesung statt. Sophia und ich beschließen, noch einmal zur MMAG-Stiftung zu gehen, und einmal in die Bibliothek zu schnuppern, von der uns Bashar vor zwei Tagen erzählt hat. Er ist wieder die erste Person, die wir dort treffen, und bietet uns erst einmal einen Tee an. Wir sehen dann die zweite Villa von innen, die der ersten in nichts nachsteht (wunderschöne Fließen auf dem Boden, hohe Decken, Fensterfront zur Stadt hin) und steigen dann die Treppen hoch zur Bibliothek. Wobei Bibliothek vielleicht ein wenig übertrieben ist: im Prinzip ist es ein kleiner Raum, mit einer Tischreihe in der Mitte, Bücherregalen an den Wänden, einer Mini-Küche, Toilette und kleinem Balkon. Alles jedoch sehr süß und gemütlich eingerichtet, und eine entspannte Lernatmosphäre. Sophia und ich nutzen es zu einer Arabisch-Session mit Ammar, und machen und werden dann um 7 Uhr nach Hause geschickt – Ladenschluss.


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