Rico_goes_Canada
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Ranch & USA Roadtrip

Veröffentlicht: 01.11.2017

Bei mir geht es solangsam auch mal weiter. Naja, eigentlich ist alles rasend schnell gegangen. Die letzen vier Wochen habe ich auf der Dane Ranch westlich von Williams Lake verbracht und jede Sekunde davon genoßen. Die Menschen dort sind für mich zu einer zweiten Familie geworden, genauso wie die Tiere. Ich habe so unglaublich viel erlebt und gelernt, dass ich das gar nicht alles in Worte fassen kann. Egal ob ich Tage lang Feuerholz gehackt und gestapelt habe, Zäune repariert habe, durch knietiefen Schnee Kühen hinterher gerannt bin (ja wir hatten tatsächlich im Oktober ein paar Tage Schnee) oder ob ich mitten durch die kanadische Wildnis geritten bin, es waren einfach unglaubliche und unvergessliche Erinnerungen. Ich glaube nicht, dass es ein größeres Gefühl von Freiheit gibt, als ich es dort erlebt habe. Mit dieser Freiheit kommt aber auch die Einsamkeit. Die nächst größere Stadt ist ca 3h mit dem Auto entfernt und Nachbarn findet man auch nicht unbedingt in Sichtweite. Ich habe einen ganzen Monat auf der Ranch verbracht, ohne ein mal in die Stadt zu fahren und ich habe es nicht eine Sekunde vermisst. Hier draußen muss man die Einsamkeit lieben und ich habe mich definitiv in sie verliebt!

Ein paar besonders aufregende Ereignisse werden mir wohl für immer im Gedächtnis bleiben. So zum Beispiel der 10 Stunden Ritt, bei dem wir 400 Kühe zusammen getrieben und nach Hause gebracht haben. Dabei ist es dann irgendwann ziemlich spät und ziemlich dunkel geworden, sodass nur noch der Vollmond uns ein wenig Licht gespendet hat. Das war ein Abenteuer, wie ich es hier erleben wollte und Cattledrive im moonshine kann ich jetzt von meiner bucketlist streichen :D Ein weiterer Tag den ich nie vergessen werde war unser (Horror-) Trip nach Bella Coola. Wir hatten einen freien Tag und haben zu vier beschlossen einen Ausflug ins ca 3 Stunden entfernte Küstenörtchen Bella Coola zu machen. Dafür hatten wir einen kleinen uralten Kia zu Verfügung. Wir haben uns also hoch motiviert in dieses Auto gequetscht und haben uns auf den Weg gemacht. Weiter als 2 km sind wir aber gar nicht gekommen. Auf der Schotterstraße einmal zu schnell um die Kurve, schon verliert der Kia die Bodenhaftung und schlingert mit uns hinten drin eine kleine Böschung runter und durch einen Stacheldrahlzaun, bevor er mitten auf einem Feld zum stehen kommen. Gottseidank geht es allen gut und es ist nichts passiert (und Gottseidank bin ich nicht gefahren). Wir haben dann ziemlich schnell mit dem Trecker das Auto aus dem Graben gezogen, welches tatsächlich noch fuhr. Da es allen gut ging und das Auto ja noch funktionierte, wurde dann beschloßen unseren Trip nach Bella Coola fortzusetzen. Nach dem Schock wollte allerdings keiner mehr fahren. Also wurde das irgendwie zu meiner Aufgabe. Hätte ich gewusst was auf mich zukommt ... Der Bella Coola ""Highway"" ist die schlechteste Straße die ich in meinem Leben je gesehen habe. Ich habe mich also 2 Stunden durch Schlaglöcher, Matsche, Nebel und Schneeschauer gekämpft, bevor wir dann zum "Berg" kamen. Die Straße wird unglaublich schmal und steil und an einer Seite gehen die Klippen beinahe senkrecht nach oben, auf der anderen Seite beinahe senkrecht nach unten. Ich bin auf jeden Fall ganz gut ins Schwitzen gekommen aber ich habe auch diese Herausforderung gemeistert. Von dem Rückweg im Dunkeln, bei dem die Scheinwerfern ausgefallen sind wollen wir mal gar nicht erst anfangen ... Ich hatte auf jeden Fall eine aufregende und unvergessliche Zeit mit tollen Menschen und unbeschreiblich schöner Landschaft. Ich werde es wirklich vermissen früh aufzustehen, den ganzen Tag draußen zu sein und produktiv zu sein. Es ist Wahnsinn was man schaffen kann und mit den eigenen Händen bauen kann, wenn man sich wirklich anstrengt. Der Abschied ist mir so unendlich schwer gefallen und ich habe mir geschworen, dass ich wiederkommen werde. Wann auch immer das sein wird.

Am Donnerstag hat mich dann mein neuer Roadtripbuddy Felix abgeholt und wir sind zurück Richtung Vancouver gestartet, wo wir einen wunderschönen Abend zu Fünft mit Steak und Wein in einem tollen Restaurant verbracht haben. Einen besseren Wiedereinstieg ins Stadtleben hätte es gar nicht geben können. Auch wenn meine ersten zwei Nächte im Auto einfach nur gruselig waren (Friedhöfe, Nebel, gruselige Züge etc) habe ich erstaunlich gut geschlafen und mich schnell an das Nomadenleben gewöhnt. Am dritten Abend hatte ich dann meine erste Begegnung mit der kanadischen Polizei. Wir saßen mit den Leuten aus Vancouver abends noch in einem kleinen Park, neben dem wir geparkt hatten, als wir plötzlich ein lautes Klirren hörten und einen Mann an uns vorbeirannte. Es dauerte keine 5 Minuten da standen 3 Polizisten im Park. Wir gingen von uns aus auf die Beamten zu und berichteten was wir gesehen hatten. Es stellte sich heraus, dass ein Jugendlicher die Scheibe eine Grundschule eingeschlagen hatte (warum auch immer). Die Polizisten waren typisch kanadisch unglaublich freundlich. Danach ging es dann mit einem doch etwas mulmigen Gefühl ins Auto/Bett direkt neben dem "Tatort" :D Das ungute Gefühl war am Morgen dann auch wieder verschwunden. Aber spannend war die ganze Geschichte schon.

Nach 1,5 Tagen in Vancouver musste man sich dann auch schon wieder von den grade erst wieder getroffenen Freunden verabschieden und es ging los über die Amerikanische Grenze (ziemlich anstrengende Kontrollen mit Auto Durchsuchung etc) nach Seattle. Dort habe ich mir dann mein erstes Football angeschaut, gleich ein wirklich gutes NFL Spiel. Die Atmosphäre in dem riesen Stadion hat einfach nur mega Spaß gemacht und auch der Sport ist echt interessant. Seattle selber ist eigentlich aber nur bei Nacht von der Space Needle aus betrachtet wirklich schön (siehe Foto). Von Seattle aus ging es dann nach Portland, eine wirklich schöne Stadt, in der wir am nächste Tag hauptsächlich den Forsest Park erkundeten. Wir entschieden uns fürs adventure hiken, statt einem der Wanderwege zu folgen, kletterten wir durch ein trockenes Flußbett, über umgestürzte Bäume und und und den Berg hinauf. Wirklich abenteuerlich wurde es dann beim wieder runter krackseln. Die Hände von Dornen zerkratzt, die Kleidung dreckig und die Muskeln schmerzend, aber glücklich, kamen wir nach 4 Stunden wieder am Auto an. In den nächsten Tagen geht es dann an der Küste entlang nach San Francisco und von dort aus über LA, Las Vegas, Salt lake city, den Grand Canyon und den Yellowstone National Park nach Calgary bzw Banff, wo ich den Winter verbringen und mir den ersten Job suchen will. Wie ihr seht sind bei mir unglaublich viele abenteuerliche Sachen passiert und ich genieße meine Zeit hier sehr.

Ich habe in so kurzer Zeit schon so unglaublich viele tolle Erfahrungen gemacht und tolle Menschen getroffen, dass ich den Rest meines Jahres hier gar nicht erwarten kann. Bisher ist alles wirklich gut gelaufen und ich bin so glücklich, dass ich mir dieses Jahr genommen habe! 

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