reisetante
reisetante
vakantio.de/reisetante

2020 - September - Venedig

Veröffentlicht: 17.09.2020

Venedig ist eine Touristenstadt bis in die allerletzte Ritze. Jeder hier, vom Gondoliere bis zum Hotelier, hat irgendwie mit den Besuchern aus aller Welt zu tun. Klagten die Einwohner aber noch letztes Jahr über Overtourism, sind seit Corona alle froh, wenn wenigstens einige Touristen kommen. 

Es fehlen vor allem die Reisenden aus Amerika und dem fernen Asien, wie zum Beispiel die Japaner und Chinesen. Aber auch die reichen Araber und Russen waren hier gern gesehen. 

Mir ist das alles bewusst und trotzdem muss ich zugeben, dass ich es jetzt hier in Venedig sehr angenehm finde. Aktuell sind quasi nur Europäer in der Stadt und es ist nicht überfüllt. Und trotzdem gibt es vor den Hauptattraktionen sogar wieder Schlangen mit ordentlichen Wartezeiten. Wir haben zum Beispiel vor dem Dogenpalast ca. eine Stunde anstehen müssen. Das hat allerdings auch damit zu tun, dass nur recht wenige Touristen gleichzeitig hineingelassen werden. Überall wird auf Abstand geachtet, was natürlich absolut richtig ist! Übrigens wurde unsere Körpertemperatur sowohl im Hotel, am Bahnhof, als auch vor dem Betreten des Dogenpalastes gemessen.

Der Dogenpalast 

Apropos Dogen: Wusstet ihr eigentlich, dass dieser Titel nicht wie bei Königen vererbt, sondern durch eine Wahl vergeben wurde? Wählbar waren allerdings nur männliche Adlige aus dem großen Rat. Das Wahlverfahren selbst war aber recht kompliziert. 

Es fing damit an, dass ein ca. 10-jähriger Junge auf dem Markusplatz ausgewählt wurde. Dieser loste dann in einer ersten Runde aus einer Urne 30 Loskugeln aus. Diese 30 wurden ebenfalls per Los auf 9 reduziert. 

Jetzt könnte man ja denken, dass aus diesen schließlich der Doge gewählt wurde, aber nein! Die 9 wählten nur Kandidaten aus, nämlich 40 an der Zahl. 

Ich könnte das jetzt weiteraufdröseln, aber das würde zu weit führen. Denn es gab weitere 4 Runden, die sich ähnlich gestalteten wie oben. Immer eine Mischung aus Los und Wahl. Ganz zum Schluss gab es dann jedenfalls 41 Nominierte, aus denen per Versammlung einer als künftiger Doge ausgewählt wurde. 

Und warum das alles? Weil Familiendynastien wie in anderen italienischen Städten vermieden werden sollten. Denn eines hatte ein Doge: Macht! Es war zudem quasi ein Posten auf Lebenszeit. Man konnte zwar abgesetzt werden, nicht aber selbst zurücktreten. 

Heutzutage könnt ihr euch die Wirkungsstätte des Dogen persönlich ansehen. Allerdings kostet eine Karte stolze 25 Euro. In diesem Preis sind dann aber noch weitere Museen enthalten.

Zum Schluss der Besichtigung des Dogenpalastes habt ihr übrigens die Gelegenheit, über die Seufzerbrücke zum Gefängnis zu gehen. Dabei könnt ihr, wie die Delinquenten zur damaligen Zeit, einen letzten Blick in die Freiheit werfen. 

Markusdom

Wir haben den Dogenpalast allerdings unbeschadet verlassen. Gleich um die Ecke könnt ihr danach den Markusplatz mit dem Markusdom  (Basilica di San Marco) besichtigen. 

Auch hier lohnt frühes Erscheinen, denn es bilden sich immer lange Schlangen. Öffnungszeiten im Internet sind dabei nur Richtwerte, sowohl der Dogenpalast, als auch der Glockenturm auf dem Markusplatz waren früher geöffnet, als beschrieben. Dafür öffnete der Dom später.

Leider konnten wir den Markusdom wegen Bauarbeiten selbst nicht besichtigen, aber das Museum ist geöffnet. Der Eintritt kostet 5 Euro und dafür bekommt man Artefakte in der Ausstellung zu sehen und zusätzlich darf man quasi auf dem Dach des Markusdomes spazieren. Hier bietet sich nochmal ein weiterer interessanter Blick auf den Markusplatz. 

Die Wasserbusse/Vaporetto 

Für den Transport setzt Venedig komplett auf das Element Wasser. Es lohnt sich hier in Tages- oder Mehrtagestickets zu investieren. Zwar kosten zum Beispiel 72 Stunden-Tickets 40 Euro, aber das ist gut investiertes Geld. Ihr werdet die Wasserbusse, hier Vaporetto genannt, oft benutzen. Venedig ist halt eine Stadt, die aus Inseln besteht und nur Jesus konnte über Wasser gehen. 

Kein Geheimtipp mehr, aber trotzdem von mir erwähnt, ist es mit dem Vaporetto der Linie 1 eine preiswerte Stadtführung mitzumachen. Hier hält das Vaporetto oft und fährt an vielen wichtigen Highlights der Stadt vorbei. Einfach hinsetzen, Fotoapparat raus und genießen.

San Giorgio Maggiore 

Ein weiterer Tipp ist die Fahrt mit dem Vaporetto nach San Giorgio Maggiore. Die kleine Insel ist nur eine Haltestelle vom Markusplatz entfernt, also diesem direkt gegenüber. Hier gibt es eine Kirche und (Achtung!) einen Glockenturm. Dieser ist weit weniger beachtet, als sein großer Bruder auf dem Markusplatz. Vorteil deshalb: Kein Schlange stehen und der Preis ist mit 6 Euro auch geringer. Und auch hier fährt euch ein Fahrstuhl nach oben und die Aussicht ist toll. Allerdings kann es passieren, dass ihr plötzlich beim entspannten Blick in die Ferne, aus euren Träumen gerissen werdet. Denn pünktlich wie ein Uhrwerk, schlägt auch eine der Turmglocken Minimum alle Viertelstunde. Das ist so laut, dass wir uns nach dem ersten Schrecken die Ohren zuhalten mussten.

Lido

Ansonsten können wir euch nur raten, euch in Venedig ruhig treiben zu lassen. Alles ist auf seine Art interessant und verlaufen heißt hier nicht unbedingt falsch zu sein. Das gilt auch für das Fahren mit dem Vaporetto. Wir sind diverse Male einfach in irgendeine Linie eingestiegen und haben uns inspirieren lassen. So sind wir auch in Lido gelandet. Die schmale Ferieninsel ist großzügiger bebaut als Venedig und hier geht es irgendwie entspannter zu. Einen Strand gibt es auch und so stand ich plötzlich und unverhofft mit meinen Füßen im warmen Meer.

Murano 

Genauso ungeplant wie nach Lido, sind wir auch nach Murano gefahren. Mit der Linie 7, die gerade kam, fährt man mit wenigen Zwischenstops direkt dorthin. Allerdings wurden wir deshalb in Murano Navagero abgesetzt und hatten dadurch den Eindruck, Murano hätte so gar nichts Sehenswertes zu bieten. Hier haben wir in einer Trattoria mitten unter Arbeitern gesessen. Die mögen in ihrer Mittagspause übrigens auch schon Aperol Spritz. Natürlich waren hier die Preise wesentlich günstiger als in Venedig und der Latte Macchiato war der beste, den wir in Italien bisher bekommen haben. Falls ihr auch einmal nach Murano kommt, empfehlen wir euch natürlich weiterzulaufen oder direkt mit einer anderen Linie bis Murano Museo zu fahren. Hier sind dann auch all die vielen Geschäfte, in den man von Kitsch bis Kunst alles aus Murano Glas kaufen kann.

Kaufhaus Fondaco dei Tedeschi 

Das 'Lagerhaus der Deutschen' wie das Kaufhaus Fondaco dei Tedeschi übersetzt heißt, ist ein Edeltempel, wie zum Beispiel das KaDeWe in Berlin oder die Galeries Lafayette in Paris. Eigentlich ist das nicht so unsere Preisklasse, aber eine Empfehlung hätte ich hier trotzdem: Es gibt hier nämlich eine Dachterrasse, die man kostenlos besuchen kann. Da sich dies aber mittlerweile rumgesprochen hat, muss man vorher einen Termin buchen. Hier der Link dazu:

https://www.dfs.com/t-fondaco/rooftop-terrace-booking/booking/terrace_venice_en.html

Alle Viertelstunde werden dann die angemeldeten Gäste auf das Dach gelassen und erleben einen Wow-Moment. Der spontane Satz eines Touristen hinter mir fasst das gut zusammen "Ich hol gleich mal das Teleobjektiv raus". Hier vom Dach des Fondaco dei Tedeschi hat man nämlich einen wunderbaren Rundumblick und sieht sowohl den Canal Grande, als auch auf die Dächer von Venedig. Aber passt schön auf eure Hüte auf, sonst landen sie womöglich auf dem Dach, wie auf meinem Foto....

Antworten

Italien
Reiseberichte Italien