Veröffentlicht: 07.10.2024
Zeitungen und Rezensenten überschlagen sich regelrecht mit Lob über die neue Grand Show des Friedrichstadt-Palastes "Falling in Love". Aber es war dieser Satz, der mich erstmals dazu brachte eine Show im Friedrichstadt-Palast zu besuchen: "Übertrifft alle Erwartungen... wirklich alle.“
Damit war die Latte hochgelegt, denn ich bin zum einem bekennender Musical-Gegner und auch einem Show-Ballett konnte ich noch nie echte Begeisterung entgegenbringen. Dabei will ich natürlich nicht die Leistung der Akteure mindern. Mir war immer bewusst, dass diese Großartiges leisten, mir liegt einfach das Genre nicht.
Unsere Nachmittagsvorstellung an einem Sonntag um 15:30 Uhr war nahezu ausverkauft und die Stimmung im Publikum war erwartungsvoll und gut gelaunt. Im Saal herrscht übrigens während der Show ein striktes Verbot mitzufilmen, was ich begrüße, denn so kann sich jeder auf die Show konzentrieren. Warum ich trotzdem einige Fotos gemacht habe, erkläre ich euch später.
Den Friedrichstadt-Palast kannte ich natürlich, doch das Gebäude aus DDR-Zeiten ist äußerlich Geschmackssache. Im Inneren hingegen beeindruckt es mit einer mondänen Atmosphäre, insbesondere durch die großzügigen Treppenhäuser. Zudem wirbt der Palast zu Recht mit der größten Theaterbühne der Welt.
Meine Erwartungen waren entsprechend hoch, als sich der Vorhang hob. "Falling in Love" erzählt die Geschichte eines gehörlosen Poeten, der in der farblich getrennten Welt von Diamond-City lebt. Er soll sich einer der drei Farben – Rot, Blau oder Grün – anschließen, versteht jedoch die Botschaften dieser Gruppen nicht und wird selbst nicht verstanden. Mit Gebärdensprache versucht er, sich auszudrücken, scheitert jedoch. Er verliert den Glauben an sich selbst, wird aber schließlich von anderen Außenseitern aufgenommen.
Die Story wird klar und emotional vermittelt, und die eigens für die Show komponierten Songs passen gut dazu. Dieser Teil wirkt wie ein Musical und trifft damit nicht ganz meinen Geschmack. Doch die Show steigert sich stetig. Das Bühnenbild ist grandios, und die von Stardesigner Jean Paul Gaultier entworfenen Kostüme, sowie die funkelnden Swarovski-Steine machen die Inszenierung zu einem optischen Erlebnis.
Dann, nicht wirklich zur Story passend, treten plötzlich Akrobaten auf. Aber was diese bieten, ist einfach nur sensationell. Dauernd gibt es Szenenapplaus und die ersten Gäste lassen sich von den Sitzen reißen.
Nach einer Stunde wirklich guter Unterhaltung, gibt es 30 Minuten Pause. Der zweite Teil ist ebenfalls eine Stunde lang, aber keine Minute langweilig. Nun wird die Tür zur Diversität aufgestoßen und damit zur zentralen Botschaft, dass jeder sein darf wie er will. Aus Rot, Grün und Blau wird bunt. Und dann hat auch das berühmte Show-Ballett mit seiner legendären Cancan-Reihe seinen Auftritt. Frenetischer Applaus begleitet die jungen Damen und den einen Herrn (!) in der Mitte.
Übrigens war in unserer Vorstellung, zum Thema passend, unser Poet eine Poetin! Anders also, als in den Ausschnitten, die ich vorab gesehen hatte, verliebt sich hier eine Frau in eine Frau.
In einer weiteren beeindruckenden Showeinlage demonstrierten dann noch Trampolin-Akrobaten und Barrenturner ihr Können – absolut großartig!
Als schließlich der wohl größte Swarovski-Kristall von der Decke hängt und symbolische Blütenblätter herabfallen, ist auch der letzte im Publikum begeistert. Zum großen Finale tanzen dann Ensemble und Zuschauer gemeinsam, und wir wurden sogar aufgefordert, nun unsere Handys herauszuholen.
Nun wisst ihr auch, warum es mir möglich war, diese farbenfrohen Fotos einzustellen!