Jakobsweg - Kastillien

Heute habe ich es bis kurz vor Burgos geschafft. Von hier aus sind es nur noch gut 500 km bis nach Santiago. Wir sind alle irgendwie ein wenig traurig darüber. Ich könnte ewig so weiterlaufen, die Einfachheit dieser Art zu leben und sich stetig weiter zu bewegen, ist einfach wundervoll. Man hat kaum Sorgen. Hier ist aber auch wirklich alles sehr einfach, spätestens nach 10 Kilometern kommt der nächste Brunnen für Wasser, Cafés oder eine Herberge. Man bleibt einfach da, wo es einem gerade gefällt, isst, trinkt, schläft und läuft wieder. Fast täglich wasche ich irgendein Teil, meist auf der Hand, weil eine Maschinenwäsche jedes Mal 3-4 Euro kosten würde. Trinke Brunnen- oder notfalls gechlortes Leitungswasser. Mal koche ich, mal kochen andere, meistens aber wird in den Herbergen abends ein gutes einfaches Menü mit Salat oder Suppe vorab und süßem Nachtisch für die Pilger angeboten. Oder ich begnüge mich mit Obst, Jogurt oder Baguette aus den kleinen Supermärkten, falls es garnichts anderes gibt oder mir die Alternativen zu teuer sind.

Ich entdecke so viele Kräuter am Wegesrand. Thymian und Rosmarin blühen wunderschön in hellem lila. Ich laufe seit Tagen mit mal stärkerem, mal schwächerem Husten und ich fühle mich einfach großartig bei all dem. Tagsüber, besonders morgens, liebe ich es alleine zu laufen, die Ruhe und die Natur zu genießen und meinen Gedanken freien Lauf zu lassen.

Ab und zu reime ich ein bisschen, singe viel und abends trifft man immer wieder tolle Menschen für tolle und teils sehr intensive und persönliche Gespräche.

Das Härteste an diesem Weg ist für mich wohl momentan, zu lernen loszulassen. Es fällt mir immernoch schwer, zu akzeptieren, dass ich nur meinen eigenen Weg unabhängig von irgendwem anders gehen kann. Ich vermisse manche Menschen. Aber schneller oder langsamer zu laufen macht keinen Sinn. Und es wäre keine Garantie dafür, dass ich sie wiedersehen würde. Das macht mich oft traurig und manchmal weine ich auch. Aber das ist ok, es geht vielen so. Und schon einige Male habe ich dann ganz unerwartet Leute wiedergetroffen. Die Freude ist jedes Mal riesig und manchmal fällt man sich fast um den Hals, weil es eine solche Überraschung ist und man irgendwie gehofft hat, sich wiederzusehen. Das ist das Großartige daran. Man kann nichts beeinflussen. Wenn es passieren soll, wird es passieren. Und was kommen soll, wird zu einem kommen. Umgekehrt können wir auch vor niemandem davon laufen. Man kann versuchen, manchen Dingen oder Menschen aus dem Weg zu gehen - und das tue ich hier auch definitiv - aber sie können ebenfalls jederzeit einfach auftauchen.

Wir können nichts kontrollieren.

🎼

When I am down and oh, my soul, so weary,

When troubles come and my heart burdened be,

Then I am still and wait here in the silence,

Until you come and sit a while with me.

(Josh Groban)

🎼

All the times

There is a rhythm,

All night long

There is a song,

All the days

We crossed the rivers

How’d we know

How far we had to go?

🎼

Everyone, every choice,

Every word, I have a voice.

So I made a choice for me

And took the chance of being free

Go the path right through to me

For every single memory.

🎼

If I’ll never get the chance to say,

There’s so much that I can’t carry.

There do happen little things to me,

They do stop me unexpectedly.

There are happening funny things to me,

I learn my lesson, let me grow and see.

If I never get the chance to say,

Let me thank you now for everything.

You have always set a light on me,

You gave me love, warmth and security.

You always want the best for me,

I’ve learned so much from all your stories.

Every single word you pray for me,

Makes me grown up, wiser, confident.

Please don’t worry too much for me,

You gave me all I ever need.

🎼

(Die Texte sind angelehnt an Lieder, die ich meine, mal gehört zu haben, Melodien, die mir in den Kopf kamen und zu denen sicher Songs existieren. Leider konnte ich diese bisher nicht herausfinden.)