Veröffentlicht: 14.07.2018
Übung 1.4
Die Sonne glüht hoch über der Stadt. Am Opernplatz steht die heiße Luft. Selbst gestern Nacht waren es noch 30 Grad. Ein älteres Pärchen sitzt unter einem kleinen Baum, er spielt Akkordeon, sie Tamburin, während Spanier eilig über den Platz hasten, Touristen Augen zukneifend und schwitzend im Weg stehen und schmutzige vermutlich Obdachlose teilnahmslos auf Bänken am Rand hängen.
In einer Pause ist es still. Man hört Flugzeuge über die Stadt fliegen und ein paar Vögel zwitschern. Aber nur wenig Menschengespräche. Vielleicht ist es heute einfach zu warm zum Reden. Manche der vorübergehenden Menschen reden mit ihrem Telefon. Ein Arbeiter wäscht sein Gesicht am Trinkbrunnen. Dann sammeln zwei Mädchen daraus Wasser in einem großen Bottich. Ein großer kräftiger Mann geht vorbei, eine lilafarbene Gymnastikmatte unter den Arm geklemmt. Ob er gerade zum Yoga geht?
Ab und zu riecht es nach Urin. Die netten Cafés rund um den schönen Platz geben leider keinen Duft ab.
Nun fülle ich meine Flasche mit Wasser. Das Akkordeon-Tamburin-Pärchen zieht ein paar Meter weiter. Und die Sonne langsam und träge, aber stetig um den Platz.
Ein stinknormaler Nachmittag in Madrid.